Schon wieder, dachte sich Christine Liepert, als sie von den Zugausfällen zwischen Augsburg und Donauwörth in den kommenden Wochen und Monaten erfuhr. Die Deutsche Bahn erneuert Oberleitungen und arbeitet an Bahnsteigen, betroffen sind Meitingen, Westendorf und Langweid. Fahrgäste müssen wohl bis Jahresende immer wieder mit Verspätungen und Ausfällen rechnen.
Liepert ist solchen Ärger gewohnt. Sie pendelt dreimal die Woche von Langenreichen, einem Ortsteil von Meitingen, nach Augsburg in die Arbeit. Keine Woche vergehe, ohne dass ein Zug ausfällt oder deutlich Verspätung hat, berichtet die 54-Jährige. "Wenn der Zug fünf Minuten Verspätung hat, merkt man sich das schon gar nicht mehr."
Der Zug nach Augsburg braucht 15 Minuten, der Bus bis zu einer Stunde
Die Bauarbeiten haben in den nächsten Monaten deutlich größere Folgen. Vom 10. bis zum 14. Februar fallen jeden Tag unterschiedliche Züge auf der Strecke zwischen Augsburg und Donauwörth aus, stattdessen fahren Busse. Für jeden Tag gibt es einen separaten Fahrplan. Ab dem 15. Februar werden die Einschränkungen für Pendlerinnen und Pendler noch massiver: Bis zum 14. März ist die Strecke zwischen Augsburg und Meitingen komplett gesperrt, Fahrgäste müssen in dieser Zeit auf den Bus umsteigen.
Zwischen Meitingen und Donauwörth fahren Züge, allerdings nicht nach dem üblichen Fahrplan. Wie Go-Ahead am Freitag bekannt gab, sind die Fahrzeiten nun online abrufbar. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigte, dass zwischen Augsburg und Donauwörth das ganze Jahr über immer wieder gebaut werde.
Christine Liepert wird in den nächsten Wochen mit dem Auto zur Arbeit fahren. "Ich habe keine Lust, meine Nerven zu opfern", betont sie. Mit dem Zug braucht sie von Meitingen nach Augsburg 15 Minuten. Der Schienenersatzverkehr ist zwischen 45 Minuten und bis zu einer Stunde unterwegs. Mit dem Auto brauche sie zur Arbeit rund 20 Minuten, je nach Verkehr auch länger.
Auch Freunde und Kollegen hätten vor, aufs Auto umzusteigen. Den Schienenersatzverkehr werde niemand nutzen, glaubt Liepert. Zusammen mit Kollegen werde sie versuchen, Fahrgemeinschaften zu bilden. Das sei allerdings nicht einfach, jeder hätte andere Arbeitszeiten. "Ich finde es nicht in Ordnung, dass man nicht die Leistung bekommt, für die man zahlt", kritisiert Liepert. "Das kann man nicht bringen." Ihr Monatsticket kostet rund 124 Euro. Wenn sie in den nächsten Wochen mit dem Auto zur Arbeit fährt, fällt für sie einiges an Benzinkosten an, außerdem muss sie fürs Parkhaus zahlen.
Das Abo für die Zeit der Zugausfälle stillzulegen, ist nicht möglich
Viele würden das hinnehmen, Liepert hat sich allerdings beim AVV beschwert. Sie würde eine Erstattung erwarten oder zumindest eine Möglichkeit, das Abo zeitweise stillzulegen. Beim AVV habe man sie an die Deutsche Bahn verwiesen, von der habe sie noch nichts gehört, berichtet Liepert. Eine AVV-Sprecherin erklärt auf Nachfrage, dass es nicht möglich sei, ein Abo für die Zeit der Zugausfälle zu unterbrechen. Das sehe der AVV-Gemeinschaftstarif nicht vor. Zudem würden weiterhin einzelne Züge oder Busse fahren.
Bereits im vergangenen Dezember war Liepert gezwungenermaßen aufs Auto umgestiegen. Damals waren aufgrund technischer Defekte bei Go-Ahead zahlreiche Züge ausgefallen. Teilweise sei den ganzen Vormittag nichts gefahren, berichtet sie. "Einmal hatte ich einen Arzttermin und stand eine Stunde am Bahnsteig – und es war kalt." Eigentlich habe sie in der Vorweihnachtszeit den Christkindlesmarkt in Augsburg besuchen wollen, aufgrund der vielen Zugausfälle habe sie es aber bleiben lassen.
Pendlerin kritisiert unterschiedliche Informationen in den Apps
Liepert versteht, dass es auf Bahnstrecken gelegentlich Bauarbeiten geben muss. Sie stört aber die mangelnde Transparenz und fehlende Informationen. "Der Zug steht manchmal eine Viertelstunde, und man weiß nicht, warum", berichtet die zweifache Mutter. Bei längeren Verspätungen gebe es zwar manchmal Durchsagen, oft aber auch nicht. "Man kommt sich vor, als wäre man im Kindergarten", klagt Liepert.
Was sie auch ärgert: In den Apps des AVV, der Bayerischen Regiobahn (BRB) und der Deutschen Bahn stünden unterschiedliche Informationen. "Ich muss zwischen mehreren Apps hin- und herschauen, das nervt mich tierisch", sagt Liepert. Auf keine App könne man sich wirklich verlassen. "Oft stehe ich am Gleis, und es heißt: eine Viertelstunde Verspätung – und in der App steht nichts." Das ganze Jahr werde sie nicht mit dem Auto fahren, betont Liepert. Ob sie ihr Monatsabo verlängert, wisse sie noch nicht.