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Hochwasser Augsburg-Land: Große Betroffenheit

Landkreis Augsburg

Hochwasser im Landkreis Augsburg: So erleben Betroffene die Katastrophe

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    Während im Westen des Augsburger Lands bereits die Aufräumarbeiten laufen, stehen in Nordendorf die Straßen noch unter Wasser. Betroffene können teilweise seit Tagen nicht in ihre Häuser.
    Während im Westen des Augsburger Lands bereits die Aufräumarbeiten laufen, stehen in Nordendorf die Straßen noch unter Wasser. Betroffene können teilweise seit Tagen nicht in ihre Häuser. Foto: Marcus Merk
    Ungläubig stehen Hausbesitzer in Nordendorf vor ihren Gebäuden.
    Ungläubig stehen Hausbesitzer in Nordendorf vor ihren Gebäuden. Foto: Marcus Merk

    Nur wenige Meter liegen zwischen Christian Rott und seinem Zuhause. Doch sein Haus in Nordendorf kann er seit Tagen nicht betreten. Er steht so tief im Wasser, wie es seine gelben Gummistiefel zulassen. Weiter geht es am Montagmittag nicht. "Es ist unglaublich. In unserem Haus steht das Wasser", sagt er und blickt auf den Neubau. Dann telefoniert er mit Bekannten, die offenbar in einer ähnlichen Situation sind und stapft in seinen Stiefeln durch das schlammbraune Wasser im Wohngebiet. Rott ist einer von aktuell noch unzähligen Menschen im Landkreis, deren Zuhause vom Hochwasser schwer beschädigt wurde. Ihr Schicksal macht greifbar, was es bedeutete, als der am Samstagvormittag den Katastrophenfall auslöste.

    Hochwasser: In Nordendorf steht das Wasser noch immer in den Straßen

    Nordendorf ist einer der am stärksten von der Katastrophe betroffenen Orte im Augsburger Land. Bereits am Samstag rief Bürgermeister Tobias Kunz dort einen Krisenstab ein. Kunz: "Wir haben für jede Helferin und jeden Helfer etwas zu tun." Am Montag ist der Ort zum großen Teil abgesperrt. Autos kommen nicht mehr hinein. Anwohner etlicher Straßen sollten ihre Häuser verlassen. Auch der 75-Jährige Siegfried Frey und seine Frau wurden von Rettungskräften in der Nacht auf Sonntag zur Evakuierung aufgefordert. Inzwischen könnten sie wieder hinein, doch der Keller stehe voll Wasser, erzählt Frey. Ihm ist es ein Anliegen, auf die herausragende Arbeit der Helferinnen und Helfer hinzuweisen. Frey: "Das Hochwassermanagement lief sehr gut." Dass es überhaupt so weit kommen musste, sorgt allerdings für Frust unter einigen Anwohnern in Nordendorf. Seit Jahren sei klar, dass die Gemeinde mehr zum Schutz vor Hochwasser machen müsse. Nun ist es zu spät. Wie groß die Schäden sind, lässt sich wohl erst abschätzen, wenn der Wasserpegel wieder gesunken ist. 

    Wasser aus der Schmutter überflutete Gablingen

    So wie ein paar Kilometer weiter südlich in Gablingen. Dort steht Landwirt Josef Müller in seinem Keller und zeigt etwa auf Höhe seiner Schultern an die Wand. So hoch sei das Wasser im Keller gestanden, berichtet er am Montag. Da ist der 54-Jährige schon seit drei Tagen im Einsatz. Frey: "Es war unglaublich." Die eigentlich ruhige Schmutter wurde am Samstag zu einem reißenden Fluss. Innerhalb weniger Minuten bahnte sich das Wasser seinen Weg in Keller und Garage. Dort hat Frey noch eine Markierung aus dem Jahr 2005. Damals stieg das Wasser aus der Schmutter schon einmal auf etwa 40 Zentimeter über den Boden. Mit einem schwarzen Edding zeichnet Frey am Montag einen neuen Strich an die Wand in der Garage. Diesmal auf etwa 90 Zentimetern Höhe, also mehr als doppelt so hoch. "Man spricht immer von einem Jahrhunderthochwasser. Aber es werden immer mehr Katastrophen. Was soll da noch kommen?", sagt Frey sichtbar verzweifelt. Seit 54 Jahren lebe er auf dem Hof in Gablingen. Unwetter habe es immer wieder gegeben. Doch das Ausmaß lässt ihn ratlos zurück. 

    Auch in Dinkelscherben sind die Folgen des Hochwassers enorm

    Im Eiscafé in Dinkelscherben wurde gestern schon aufgeräumt. Ob alles noch funktioniert, ist erst absehbar, wenn der Strom wieder da ist.
    Im Eiscafé in Dinkelscherben wurde gestern schon aufgeräumt. Ob alles noch funktioniert, ist erst absehbar, wenn der Strom wieder da ist. Foto: Marcus Merk

    Ortswechsel: In der Bahnhofstraße in Dinkelscherben ist Aufräumen angesagt. Der Zusammenhalt im Ort ist enorm. Überall packen am Montag freiwillige Helfer an, um die Folgen des Hochwassers zu beseitigen. Hier war es die

    Seniorenheim in Altenmünster musste geräumt werden

    Bis zu 150 Menschen mussten in den vergangenen Tagen in die Notunterkunft im Messezentrum Augsburg gebracht werden. Darunter befanden sich auch Pflegebedürftige des Seniorenheims Zusamaue in Altenmünster. Auch Bewohner des Flüchtlingszentrums in Nordendorf fanden hier vorübergehend ein Dach über dem Kopf. Sie seien inzwischen im Ankerzentrum untergebracht, wie Thomas Grüneis vom Hilfeleistungskontingent Mittelfranken berichtet. Mit seinem Team hat er sowohl die Betroffenen als auch die Helfer des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr in den vergangenen Stunden im Messezentrum betreut und versorgt. Etwa 700

    Am Montagvormittag haben die meisten Helfer das Messezentrum wieder verlassen. Elf Betroffene aus Nordendorf können zu diesem Zeitpunkt noch nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Gemeinde sei dafür verantwortlich, ihnen eine Unterkunft zu verschaffen, erklärt Thomas Grüneis. Das Messezentrum mit seinen 600 Notbetten werde jetzt wieder geschlossen. Grüneis und sein etwa 100-köpfiges Team machen sich auf den Weg in die Region Pfaffenhofen. Die Helfer seien nach wie vor motiviert und gut drauf. Insgesamt sollte ihr Dienst etwa 72 Stunden dauern, sagt er. "Planmäßig sind wir morgen Abend wieder daheim." 

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