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Landkreis Augsburg: Helfen neue Millionen aus München der Staudenbahn vom Abstellgleis?

Landkreis Augsburg

Helfen neue Millionen aus München der Staudenbahn vom Abstellgleis?

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    Die Modernisierung der Strecke (hier bei Margertshausen) ist der Knackpunkt, damit die Staudenbahn wieder regelmäßig fahren kann.
    Die Modernisierung der Strecke (hier bei Margertshausen) ist der Knackpunkt, damit die Staudenbahn wieder regelmäßig fahren kann. Foto: Marcus Merk

    Kommt jetzt ein neuer Anschub für die Reaktivierung der Staudenbahn? Davon sprechen zumindest die Freien Wähler im Landtag. Die Chancen, dieses Projekt zu realisieren, hätten "sich nun maßgeblich erhöht". Deutlich zurückhaltender ist da Landrat Martin Sailer (CSU). Und für die Pendler auf der Strecke zwischen Augsburg und Gessertshausen ist die bereits beschlossene Teil-

    Doch zunächst zurück zur Erfolgsmeldung der Freien Wähler. Sie nehmen Bezug auf den Haushalt, der im April im Landtag verabschiedet werden soll. Darin finden sich 35 Millionen Euro für Bahn-Reaktivierungsmaßnahmen. Diese habe der haushaltspolitische Sprecher der FW-Fraktion, Bernhard Pohl "hineinverhandelt", wie der Meitinger Landtagsabgeordnete Fabian Mehring am Montag mitteilte. Mehring glaubt: "Auf dieser Grundlage haben wir eine gute Chance, die Staudenbahn wiederzubeleben."

    Es fehlen elf Millionen für 13 Kilometer Strecke

    Das Projekt kommt seit einigen Jahren nicht mehr recht vom Fleck, weil der Ausbau der Strecke nicht vorankommt. Es fehlen rund elf Millionen Euro für Ausbau und Unterhalt von rund 13 Kilometer Gleis zwischen Gessertshausen und Fischach. Derzeit läuft über das Landratsamt eine Initiative, um eine Förderung vom Bund zu bekommen. Anfang März will man die dafür nötigen Unterlagen bei den Ministerien einreichen.

    Die Staudenbahn: Darum geht's

    Die Geschichte Im Winter 1912 fuhren erstmals Züge von Gessertshausen nach Türkheim. 1983 wurde der Verkehr zwischen Ettringen und Mark Wald stillgelegt, 1991 zwischen Markt Wald und Gessertshausen.

    Der Plan Ab Dezember 2022 soll der Personennahverkehr auf der Staudenbahn zwischen Langenneufnach und Augsburg wieder aufgenommen werden. 2014 bescheinigte ein Gutachten der Bahn auf der 13 Kilometer langen Strecke gute Chancen.

    Die Finanzierung Die Kosten für die nötige Modernisierung – im Raum stehen rund 20 Millionen Euro – wollte die Staudenbahn über einen Kredit finanzieren. Der wiederum sollte über Einnahmen aus der Benutzungsgebühr – die sogenannte Gleismiete – abgestottert werden. Offenbar wollten sich die Banken darauf nicht einlassen. Der Landkreis sprang zunächst für die Kosten der Projektvalidierung ein, um das Projekt zu retten. Doch der Termin für die Wiedereröffnung der Strecke verschiebt sich mindestens um zwei Jahre.

    Derweil verrinnt die Zeit. Eine Reaktivierung der Staudenbahn ist voraussichtlich nicht vor Ende 2024 möglich. Eine verlässliche Prognose sei auch das nicht, teilte das Landratsamt am Montag auf Anfrage unserer Redaktion mit. Der Streckenausbau von Gessertshausen bis Fischach wird für eine Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometer und von Fischach bis Langenneufnach auf 80 Stundenkilometer ausgelegt. Nötig sind technische Sicherung von Bahnübergängen sowie sechs neu gebaute Stationen und sogenannte Verknüpfungsanlagen für Bus, Auto und Fahrrad.

    Fährt die Staudenbahn im Kreis Augsburg noch weiter?

    Der FW-Haushaltspolitiker Bernhard Pohl spricht nun sogar von weitreichenderen Zielen: "Die Staudenbahn kann im Übrigen auch im Nahbereich eine wichtige Verbindung der Unterallgäuer Gemeinden Türkheim, Ettringen und Markt Wald zu den angrenzenden Nachbargemeinden im südlichen Landkreis Augsburg sein. Das wird eine echte Verkehrsverbesserung und weit mehr als nur Nostalgie.“

    Der Landtagsabgeordnete Johann Häusler verweist aber darauf, dass es neben der Staudenbahn in ganz Bayern auch noch viele andere Reaktivierungsprojekte gibt. Man werde deshalb den Schulterschluss mit den Gemeinden und Landkreisen ebenso wie mit der Bevölkerung vor Ort brauchen, "wenn wir am Ende eine durchgängige Verbindung von Augsburg bis Bad Wörishofen schaffen wollen.

    Sein Kollege Mehring sagt: "Ich bin überzeugt davon, dass auch die kommunalen Gremien ihren Beitrag dazu leisten werden, damit wir diese Bahnstrecke schon bald ertüchtigen und mit einem attraktiven Fahrplan in Betrieb nehmen können." Laut Pohl muss nun zunächst Bauministerin Kerstin Schreyer ein zeitgemäßes Reaktivierungskonzept entwickeln und Kriterien aufstellen, wie die Fördermittel eingesetzt werden. Daraus werde sich dann auch ergeben, wer welchen Anteil bringen muss.

    Das sagt Landrat Martin Sailer zur Staudenbahn

    Der Augsburger Landrat Martin Sailer bremst die Euphorie: "Die Freien Wähler bleiben die Antwort schuldig, wofür die erwähnten 35 Millionen Euro überhaupt eingesetzt werden sollen." Die Wiederinbetriebnahme der Strecke bis Langenneufnach werde – sofern das Projekt den Zuschlag erhält – durch GVFG-Mittel des Bundes finanziert. Sei das Geld nun für eine Wiederaufnahme des Bahnbetriebs bis ins Unterallgäu? Den Aufwand, gemeinsam mit dem Bauministerium ein Reaktivierungskonzept zu erarbeiten, könnten sich die Freien Wähler hingegen sparen, sagt Sailer: "Das Konzept für die Wiederinbetriebnahme der Staudenbahn bis nach Langenneufnach ist längst erarbeitet und in der Umsetzung.“

    Eine der Folgen dieses Konzeptes: Ende des Jahres gehen die ersten Diesel-Triebwagen der Staudenbahn zwischen Augsburg und Gessertshausen auf die Strecke. Dank der Diesel-Züge steigt das Angebot, sagt die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG, die den Regionalverkehr in Bayern auf der Schiene organisiert: "Insbesondere werden wir das Angebot im Schülerverkehr zu den Schulstandorten Diedorf und Neusäß verbessern. Damit wird das Fahrtenangebot zwischen Augsburg und Gessertshausen zu verkehrsstarken Zeiten außerhalb des Berufsverkehrs erheblich verbessert."

    Züge von Augsburg nach Gessertshausen gestrichen

    Mit dieser Verbesserung einher geht allerdings eine Einschränkung des Angebots für Pendler, die am späten Nachmittag von Augsburg aus in den westlichen Landkreis wollen. Die Züge kurz nach 16, 17 und 18 Uhr vom Hauptbahnhof nach Gessertshausen werden aus dem Fahrplan gestrichen. Die BEG begründet dies auf Anfrage unserer Redaktion mit der fehlenden Infrastruktur für die Staudenbahn. Deshalb müssten die Dieseltriebwagen in Gessertshausen wenden. "Hierzu steht nur ein knappes Zeitfenster zur Verfügung und es muss ein anderer Fahrplan gefahren werden als ursprünglich vorgesehen." Im Klartext: Die Dieseltriebwagen für die Staudenbahn stehen einem besseren Angebot im Weg. Die Züge zwischen Gessertshausen und Augsburg transportierten vor Corona unter der Woche etwa 4700 Fahrgäste täglich.

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