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Landkreis Augsburg: Gumpiger Donnerstag: Als es Krawattenträgern noch an den Kragen ging

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Gumpiger Donnerstag: Als es Krawattenträgern noch an den Kragen ging

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    Sie ahnen es vermutlich: Das ist ein Archivbild. Denn so wenig Abstand verbietet heutzutage der Corona-Anstand. Von links im Fasching 2019: Ilse Brüning, Hilde Reck, der damalige Weldener Bürgermeister Peter Bergmeier und Marlene Rinnginger.
    Sie ahnen es vermutlich: Das ist ein Archivbild. Denn so wenig Abstand verbietet heutzutage der Corona-Anstand. Von links im Fasching 2019: Ilse Brüning, Hilde Reck, der damalige Weldener Bürgermeister Peter Bergmeier und Marlene Rinnginger. Foto: Marcus Merk

    Schlips lass nach: Weitgehend unbemerkt hat sich der Fasching herangepirscht und heute ist es so weit: Endspurt für die tollen Tage, die umständehalber eher fad sind. Keine wilden Weiber sind in Welden oder Westendorf auf der Pirsch, in Neusäß oder Gersthofen fällt der Sturm aufs Rathaus aus.

    In Königsbrunn ziehen normalerweise am Unsinnigen Donnerstag die Showtänzerinnen des CCK Fantasia durchs Rathaus auf der Suche nach abschneidbaren Krawatten. Das ist seit Jahren Tradition, findet in diesem Jahr aber wieder nicht statt. Der Bürgermeister bekommt nur am Aschermittwoch in einer kleinen Zeremonie seinen Rathausschlüssel zurück und die Krawatte bleibt heil.

    Wie groß müsste die Schere sein?

    Denn, das ergab die redaktionsinterne Recherche: In Zeiten der coronabedingten Abstandsregeln ist es schier unmöglich, eine Krawatte anstandslos zu kürzen. 1,50 Meter Mindestabstand, wer eine für diese Distanzen geeignete Schere mit sich führt, verstößt mutmaßlich gegen das Waffengesetz, versetzt aber ganz sicher seinem Gegenüber einen gehörigen Schrecken. Hinzu kommt: Krawattenträger sind rar – besonders in diesen Tagen, wo sich große Teile der werktätigen Bevölkerung im Homeoffice locker machen.

    Das sind natürlich schlechte Nachrichten für eine ohnehin gebeutelte Branche. Schon im ersten Jahr der Pandemie wurde vermeldet, dass Krawattenhersteller besonders unter der Corona-Krise leiden. Mit den geschlossenen Bekleidungsgeschäften brachen die in den vergangenen Jahren eh schon rückläufigen Umsätze ein, von bis zu 50 Prozent Minus sprachen Kenner der Szene.

    In dieser misslichen Lage täte ein kleiner Konjunkturimpuls in Form von Ersatzbeschaffungen für zerstörte Schlipse natürlich gut. Man kennt das Prinzip aus der großen Autoindustrie, wo Vater Staat in Form einer Abwrackprämie den Herstellern einst unter die Arme griff. Für die Krawattenmanufakturen ist Derartiges nicht in Sicht. Vermutlich tragen inzwischen zu wenige Entscheider Schlips und Kragen,, als dass ihnen das Thema noch nahe wäre. Das Land regiert schon länger die große Koalition der Krawattenlosen. Da fällt so ein Schlips leicht unter den Tisch.

    Masken statt Schlipse

    In dieser Situation hilft vermutlich nur eines: umsatteln. So soll schon so mancher Krawattenhersteller als neues Standbein die Herstellung von Masken gewählt haben, denen seit zwei Jahren eine äußerst stabile Nachfrage beschert ist und die vom reinen Hygieneartikel schon länger auf dem Weg zum modischen Accessoire sind. Ob der Trend hält? Zumindest an diesem Aschermittwoch ist noch lange nicht alles vorbei.

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