Sandra Steib wurde von der Nachricht eiskalt erwischt. Vieles sollte besser werden für die Bahnpendler im Augsburger Land mit dem Start von Go-Ahead. Stattdessen wird es mit dem Fahrplanwechsel ab 11. Dezember deutlich schlechter. Weil dem Unternehmen die Lokführer fehlen, streicht es sein Angebot zusammen, und das hat vor allem im Augsburger Land fatale Folgen. Für Pendlerin Steib, die um die Mittagszeit vom Gersthofer Bahnhof aus los muss, um halb vier die Kinder in Höchstädt vom Kindergarten abzuholen, ist das "richtig Sch...", wie sie sagt. "Wenn kein Zug kommt, habe ich ein Problem."
Go-Ahead streicht Züge im Landkreis Augsburg
Go-Ahead übernimmt ab 11. Dezember die Fahrten der Züge RB 86, RB 87 und RE 9 auf den Strecken von Augsburg nach Dinkelscherben/Ulm bzw. von
Das hat das Unternehmen am Mittwochvormittag bekannt gegeben und erntete noch am Abend heftigen Protest. Zu Wort meldeten sich Augsburgs Landrat Martin Sailer und die Rathauschefs von Gersthofen, Langweid Gablingen und Meitingen. Die vier Orte haben massiv in den Ausbau ihrer Bahnhöfe investiert und müssen nun zusehen, wie das Angebot dort über weite Stunden des Tages halbiert wird.
Bürgermeister im Landkreis Augsburg schimpfen über Go-Ahead
"Das ist für uns definitiv nicht akzeptabel", schimpft der Langweider Bürgermeister Jürgen Gilg in einer Erklärung, die das Landratsamt am späten Mittwochnachmittag verbreitet hat. "Wir bauen unseren Bahnhof in Langweid schließlich nicht grundlos für mehrere Millionen Euro barrierefrei um." Ähnlich äußerten sich Gilgs Kollegen Karina Ruf (Gablingen) und Michael Wörle (Gersthofen). Ruf spricht von einem "absolut falschen Zeichen im Zusammenhang mit der angestrebten Mobilitätswende", Wörle schimpft. "Ich würde gerne von den Verantwortlichen wissen, nach was für Maßstäben sie entschieden haben, welche Strecken ihrer unzureichenden Personalplanung zum Opfer fallen."
40 Lokführer fehlen Go-Ahead nach eigenen Angaben. Bis zuletzt habe man gehofft, diese Lücke mithilfe von Leiharbeitsfirmen schließen zu können, so Firmensprecher Winfried Karg. Doch der Markt sei wie leer gefegt, weshalb man sich nun entschlossen habe, in Nebenzeiten Züge zu streichen. Dieser Schritt koste Go-Ahead bares Geld, so Karg. Denn in der Folge wird die der Freistaat Bayern, der die Nahverkehrszüge bestellt und bezahlt, seine Zuwendungen kürzen. Möglicherweise kommen auf das Eisenbahnunternehmen auch Strafzahlungen zu.
Probleme im Nahverkehr: Darüber ärgert sich Landrat Sailer
Landrat Martin Sailer ärgert sich über die kurzfristige Kommunikation des neuen Betreibers: "Uns wurde von Go-Ahead in den vergangenen Monaten mehrfach versichert, dass zum Fahrplanwechsel alles planmäßig ablaufen wird. Dass wir nun drei Wochen vor dem geplanten Start diese Hiobsbotschaft erhalten, überrascht mich sehr negativ. Schließlich darf man davon ausgehen, dass das Problem schon weitaus länger bekannt war." Go-Ahead müsse nun schnellstmöglich seinen Verpflichtungen nachkommen, fordert der Landkreischef.
Sein Stellvertreter, der Meitinger Bürgermeister Michael Higl, äußert zwar Verständnis für die schwierige Lage des Unternehmens. Gleichzeitig mach Higl aber klar, dass er nun darauf hofft, dass wenigstens der Notfahrplan eingehalten wird. "Denn die Planbarkeit ist für alle Pendlerinnen und
Der Fugger-Express hat ausgedient
Für den Fahrgastverband Pro-Bahn spricht Jörg Lange von einer "ärgerlichen Situation". Lange zeigt zwar Verständnis für die schwierige Personalsituation, die auch andere Bahnunternehmen treffe, merkt aber an: "Man muss auch darauf hinweisen, dass DB Regio trotz des nahenden Vertragsendes beim Fugger-Express auf der Personalseite stabil unterwegs ist".
Go-Ahead-Sprecher Karg verteidigt dagegen die Informationspolitik seines Unternehmens. Man sage den Kunden frühzeitig, worauf sie sich einstellen müssten, aber auch verlassen könnten. Karg: "Glücklich sind wir damit auch nicht." Im Sommer gebe es dank der kontinuierlich laufenden firmeneigenen Ausbildung mit Sicherheit genügend Lokführer, verspricht Karg. Am Donnerstagnachmittag meldete sein Unternehmen, dass ein neuer Kurs begonnen habe. Voraussichtliche Dauer: elf Monate.