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Landkreis Augsburg: Gift im Abwasser: Die Suche nach dem Umweltsünder läuft

Landkreis Augsburg

Gift im Abwasser: Die Suche nach dem Umweltsünder läuft

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    Dass das Abwasser in der Kläranlage so schaumig aussieht, ist nicht normal. Beinahe wäre es hier zu einer Katastrophe für die Umwelt gekommen.
    Dass das Abwasser in der Kläranlage so schaumig aussieht, ist nicht normal. Beinahe wäre es hier zu einer Katastrophe für die Umwelt gekommen. Foto: Martin Schwab

    Die Kläranlage in Hirblingen reinigt das Abwasser von rund 45.000 Einwohnern im Landkreis. Beinahe wäre es hier zu einer Katastrophe für die Umwelt gekommen. Denn in die Anlage gelangte vergiftetes Abwasser. Wären nur wenige Liter mehr davon in das Becken der Anlage geflossen, hätten die Mikroorganismen, die das verschmutzte Wasser zersetzen, vernichtet werden können. Die Folge: Das vergiftete Abwasser wäre in die Schmutter geflossen - den Lebensraum vieler verschiedener Tiere und Pflanzen. Ermittler suchen nun nach dem mutmaßlichen Umweltsünder. Ihn oder sie zu finden, wird nicht einfach.

    Vergiftetes Abwasser kann katastrophale Folgen für die Umwelt haben

    Bislang ist bekannt, dass eine säurehaltige Flüssigkeit in das Kanalnetz des Abwasserzweckverbands Schmuttertal gelangte. Doch das ist groß. Insgesamt sei es etwa 40 Kilometer lang (siehe Karte), berichtet Polizeihauptkommissar Gerhard Miehle. Er und seine Kollegen wollen herausfinden, wo genau das vergiftete Abwasser in den Kanal gelangte. Miehle: "Theoretisch könnte das überall sein." Um den Bereich einzugrenzen, müsse zunächst geklärt werden, aus welchen Inhaltsstoffe die

    Dazu wurden Proben in ein Labor geschickt. Im Idealfall, erklärt Hauptkommissar Miehle, ließen sich durch die Laborergebnisse Rückschlüsse ziehen. Finde man eine bestimmte Substanz, könnten Firmen ermittelt werden, welche diese Stoffe verwenden. "Das wäre der Idealfall", sagt Miehle. "Aber eher unwahrscheinlich." Die Ermittler hoffen, dass sich im Kanal noch Rückstände finden, die mit den Laborergebnissen abgeglichen werden können. So könnte zumindest der Tatort ermittelt werden. "Noch tappen wir im Dunkeln", sagt Miehle.

    Woher stammt die verunreinigte Flüssigkeit?

    Ob die verunreinigte Flüssigkeit aus einem Unternehmen oder einem Privathaushalt stammt, ist Spekulation. Allerdings: "Die Menge hat sich schon in der Größenordnung des Inhalts eines kompletten Tanklastzugs bewegt, sodass es sich nur um ein Unternehmen oder einen Landwirt handeln kann", vermutete der stellvertretende Betriebsleiter des Abwasserzweckverbands, Benjamin Rücker-Tschech. Auch Betriebsleiter Martin Schwab geht davon aus, dass viele Liter der Flüssigkeit in den Kanal geschüttet wurden. Die könnte im Verlauf des Kanals auch verdünnt worden sein. "Das können wir erst sagen, wenn wir wissen, was da drin war", sagt Schwab. Er ist seit etwa 15 Jahren beim Abwasserzweckverbands und hat so etwas noch nie erlebt.

    Dass die Umweltkatastrophe verhindert werden konnte, liegt vor allem am schnellen Reagieren der Mitarbeiter. Ein Sensor am Zulaufbecken der Kläranlage hatte am Donnerstag vergangener Woche plötzlich einen rapiden Abfall des pH-Wertes im Wasser registriert. In so einem Fall bekomme er sofort eine Nachricht auf sein Handy, sagt Betriebsleiter Schwab. "Es sah ein bisschen aus wie schaumiger Kaffee", sagt Betriebsleiter Schwab. Schon auf den ersten Blick sei zu erkennen gewesen, dass etwas nicht stimmte.

    Welche Inhaltsstoffe die gelb-grünliche Flüssigkeit in der Anlage hat, wird zur Zeit untersucht.
    Welche Inhaltsstoffe die gelb-grünliche Flüssigkeit in der Anlage hat, wird zur Zeit untersucht. Foto: Martin Schwab

    Polizei ermittelt wegen möglicher Umweltstraftat im Landkreis Augsburg

    Ein solcher Vorfall sei sehr ungewöhnlich, meint auch Kurt Nunn vom Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth. Dass eine Kläranlage ausfällt, habe er in 30 Jahren nur einmal erlebt. Auch in Hirblingen konnte dieses Szenario im letzten Moment verhindert werden. Grundsätzlich könne das passieren, wenn Chemikalien die Organismen im Klärwerk abtöten. Dann funktioniert die Reinigung des Wassers nicht mehr - und Giftstoffe gelangen in die Umwelt.

    Damit es erst gar nicht so weit kommen kann, ist eigentlich klar geregelt, welche Stoffe ins Abwasser dürfen und welche nicht. "Durch eigene Entsorgungen von Problemmüll oder Chemikalien soll das verhindert werden", erklärt Nunn. Dass jemand giftige Chemikalien absichtlich in den Kanal geschüttet hat, hält er für unwahrscheinlich. Nunn: "Ich würde eher von Unbedachtheit sprechen."

    Ein Sensor am Zulaufbecken der Kläranlage hatte plötzlich einen rapiden Abfall des pH-Wertes im Wasser registriert.
    Ein Sensor am Zulaufbecken der Kläranlage hatte plötzlich einen rapiden Abfall des pH-Wertes im Wasser registriert. Foto: Martin Schwab

    Doch die schützt vor Strafe nicht. Je nachdem, welche Art von Stoffen in das Abwasser geschüttet worden ist, könne die saftig ausfallen, erklärt Polizeihauptkommissar Miehle. Denkbar sei, dass die Tat als illegales Entsorgen von Abfall gewertet wird. Eine Ordnungswidrigkeit, für die eine Geldstrafe von mehreren Tausend Euro droht. "Im Raum steht aktuell aber auch eine mögliche Umweltstraftat", sagt Polizist Miehle. Das sind besonders schwerwiegende Zuwiderhandlungen gegen das Umweltrecht, die mit einer Freiheitsstrafe geahndet werden können.

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