Der große Ansturm an Geflüchteten aus der Ukraine ist im Augsburger Land bislang ausgeblieben. Die meisten Frauen und Kinder aus dem Kriegsgebiet kommen aktuell bei Familien unter. In der zentralen Unterkunft des Landkreises, dem Schullandheim in Dinkelscherben, ist noch Platz. Dort leben aktuell 55 Menschen. Das könnte sich aber bald ändern.
Rund 1500 Geflüchtete aus der Ukraine im Kreis Augsburg
Insgesamt sind im Landkreis bislang exakt 1484 Geflüchtete aus der Ukraine erfasst. Das teilt die Behörde auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Demnach leben über 1000 von ihnen in privaten Haushalten. "Wie viele Privatpersonen unmittelbar Geflüchtete bei sich aufgenommen und wie viele eigenen Wohnraum angemietet haben, wird nicht statistisch erfasst", erklärt ein Sprecher des Landratsamts. Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine bereitet sich das Landratsamt auf die Aufnahme Schutzsuchender vor. Fest steht, dass Notfallpläne der Behörde bislang nicht in Kraft getreten sind.
So gibt es zum Beispiel Überlegungen, auch die neuen Gebäude am Zeltplatz Rücklenmühle bei Zusmarshausen für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen. Bislang sei das aber nicht notwendig. "Die Rücklenmühle steht aktuell ganz regulär dem Kreisjugendring für seine Aktivitäten zur Verfügung", teilt das Landratsamt mit. Vorgesehen wären die Gebäude zur Unterbringung Minderjähriger. Allerdings: "In unserem Landkreis kommen keine unbegleiteten Minderjährigen in nennenswerter Zahl an", so die Behörde.
Schullandheim in Dinkelscherben wurde zu Notunterkunft
In der kommenden Woche sollen im Augsburger Land auf einen Schlag über 80 Geflüchtete aus der Ukraine ankommen. Die Zuweisung erfolgt im Rahmen des sogenannten "Bayernausgleichs". Das bedeutet, dass die Geflüchteten kurzfristig in andere Regierungsbezirke gefahren werden können. Im Landkreis sollen sie im Dinkelscherber Schullandheim untergebracht werden. In den Mehrbettzimmern des Schullandheims ist Platz für etwa 50 Geflüchtete. Zusätzlich können in der Turnhalle etwa 50 Menschen übernachten. In dieser Notunterkunft sollen sie aber nur für wenige Tage untergebracht werden. Sollten die angekündigten Geflüchteten in der nächsten Wochen kommen, wäre de Notunterkunft also voll.
"Das weiß man nie so genau", sagt Inge Herz, die sich ehrenamtlich in der Unterkunft organisiert. Denn in den vergangenen Wochen seien immer wieder größere Gruppen angekündigt worden, die am Ende dann doch nicht kamen. Herz ist froh, dass noch Kapazität ist. "Die Ukrainer werden hier bestens versorgt", sagt Herz, die sich seit Jahren in der Flüchtlingshilfe engagiert. Zuletzt kamen etwa Kleiderspenden in so großen Umfang, dass ein Teil weitergeschickt werden musste. Außerdem geben Ehrenamtliche täglich Deutschunterricht oder bieten Fahrdienste an. "Vor kurzem war das Spielmobil vom Kreisjugendring am Schullandheim", berichtet Inge Herz.
Große Hilfsbereitschaft für Geflüchtete aus der Ukraine
Aktionen wie diese finden immer wieder statt. Herz ist froh, dass sich so viele Menschen in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen. Da die Kindergärten in Dinkelscherben voll belegt sind, werde aktuell auch überlegt, eine eigene Betreuungsgruppe zu starten. Zuletzt starteten die Dinkelscherber außerdem eine Hilfsaktion für Menschen, die in der Ukraine leben. "Das Dorf Chodorkov mit 900 Einwohnern hat 700 Flüchtlinge aufgenommen", berichtet Herz. Es liegt etwa 60 Kilometer von Kiew entfernt. Dorthin habe man zuletzt einen Hilfstransport mit 55 Paketen organisiert. Dazu kamen Medikamente für rund 1400 Euro.
So können Sie im Kreis Augsburg Menschen aus der Ukraine helfen
Was wird benötigt? Viele Menschen aus dem Landkreis Augsburg wollen den Menschen in der Ukraine oder auf ihren Fluchtwegen helfen. Derzeit besonders dringend benötigt werden laut dem Landratsamt Verbandsmaterial, Medikamente (Schmerzmittel), Desinfektionsmittel, Windeln jeglicher Größe, haltbare (Kinder-)Nahrung, Batterien und Taschenlampen mit hoher Reichweite.
Wohin kann man spenden? Auf einer eigenen Seite auf seiner Homepage hat das Landratsamt geeignete Spendenorganisationen veröffentlicht, darunter auch den Verein Hilfe conKret aus Langweid. Landrat Martin Sailer empfiehlt vor allem das Hilfswerk Schwaben-Bukowina, einen gemeinnützigen Verein, der speziell die Partnerregion des Bezirks Schwaben (die rumänisch-ukrainische Grenzregion Bukowina) unterstützt.
Lieber Geld spenden? Vor allem helfen jetzt aber Geldspenden. Die Lager beim Verein Hilfe conKret sind schon gut gefüllt, auch das Rote Kreuz im Landkreis hat vor allem auf diese pragmatische Form der Hilfe hingewiesen. Auch hierfür gibt es Tipps zu seriösen Organisationen auf der Seite des Landratsamts.
Das Landratsamt ruft auch Eigentümer auf, die Wohnraum langfristig ans Landratsamt vermieten wollen, sich dort beim Liegenschaftsamt zu melden. Wer privaten Wohnraum für eine begrenzte Zeit mietfrei zur Verfügung stellen will, etwa ein Gästezimmer oder ein leer stehendes Geschoss im eigenen Haus, soll sich an seine Heimatkommune wenden.
Aktuell brauchen die Menschen dort vor allem Werkzeuge zum Anbau von Gemüse, berichtet Flüchtlingshelferin Herz. Gesucht sind zum Beispiel Schaufeln. Sie werden am Schullandheim in Dinkelscherben von Herz gesammelt. Wer sie dabei unterstützen möchte, kann sich unter Telefon 08292/1729 melden.
- Info Der Bürgerservice des Landratsamtes Augsburg unterstützt bei der Vermittlung der Hilfe für Menschen aus der Ukraine telefonisch unter der 0821/3102-0 (Montag bis Mittwoch, 7.30 bis 16 Uhr, Donnerstag bis 7.30 bis 17.30 Uhr, Freitag 7.30 bis 12.30 Uhr).