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Landkreis Augsburg: Forscher fordern mehr als 50.000 weitere "Solardächer" im Landkreis Augsburg

Landkreis Augsburg

Forscher fordern mehr als 50.000 weitere "Solardächer" im Landkreis Augsburg

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    Wind und Sonne liefern noch lange nicht genug Strom im Kreis Augsburg.
    Wind und Sonne liefern noch lange nicht genug Strom im Kreis Augsburg. Foto: Marcus Merk

    Wärmepumpen statt Ölheizung, Windrad statt Gaskraftwerk und auf den Straßen hat das E-Auto die Diesel-Dinos verdrängt. So sieht sie aus, die Vision der Politik für das Bayern in nur 17 Jahren. Fünf Jahre früher noch als der Bund will der Freistaat 2040 klimaneutral sein - das ist seit 1. Januar Beschlusslage. Wie aber muss sich etwa der Landkreis Augsburg dafür ändern, in dem der Klimawandel auch spürbar ist? Dafür gibt es nun konkrete Zahlen.

    Sie stammen von den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Forschungsstelle für Energiewirtschaft, deren bayernweite Modellrechnung sich auf die einzelnen bayerischen Landkreise herunterbrechen lässt. Für das Augsburger Land mit seinem hohen Anteil an Industrie und Gewerbe kommen dabei gewaltige Zahlen heraus - besonders, wenn man sie mit dem Ist-Zustand vergleicht.

    Das sind die Klimaschutzziele für den Raum Augsburg

    Ähnlich wie die große Politik hat sich auch die "kleine" vor Ort zu Klimaschutzzielen verpflichtet. Die Klimaschutzziele des Landkreises Augsburg wurden 2013 beschlossen. Sie beruhen auf dem regionalen Klimaschutzkonzept. Gemeinsam mit der Stadt Augsburg und dem Landkreis Aichach-Friedberg sollen bis zum Jahr 2030 insgesamt 55 Prozent der CO₂-Emissionen gegenüber dem Basisjahr 2009 eingespart werden.

    Seitdem wurden eine Energiekarawane eingeführt und Sprechstunden ausgebaut, damit die Menschen mehr Energie sparen. Ein ausgefeiltes Solarkataster ist Teil der sogenannten Solaroffensive, mit einem Mobilitätskonzept soll den Landkreisbewohnern in den kommenden Jahren der Umstieg vom eigenen Auto aufs Rad oder in Bus oder Bahn schmackhaft gemacht werden. 

    Die Heizungspläne der Bundesregierung sind berücksichtigt

    Jetzt haben der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW ) und die vbw – die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft - eine Studie veröffentlicht, deren Grundlage noch ehrgeizigere Ziele sind. Das seit dem ersten Januar geltende bayerische Klimaschutzgesetz strebt bis spätestens 2040 für den Freistaat Klimaneutralität an. Bayern soll keine Treibhausgase mehr in den weiß-blauen Himmel blasen. Doch was bedeutet das vor Ort? Das haben sich die Forschenden der Forschungsstelle für Energiewirtschaft auch fürs Augsburger Land angeschaut. 

    Berechnet wurden die gut 20 Jahre zwischen 2019 und 2040. Dafür gibt es mehrere Szenarien. Wir greifen hier das heraus, das die aktuellen Heizungspläne der Bundesregierung am stärksten berücksichtigt, mit denen die Ampel-Regierung Öl- und Gasheizungen den Garaus machen will.

    Sonnenstrom: Nach Angaben der Forschungsstelle müssen im Landkreis Augsburg jedes Jahr 41 Fußballfelder mit Freiflächen-Photovoltaik entstehen. Zusätzlich müssten mehr als 2500 Gebäude mit Solarzellen versehen werden. Das wären allein mehr als 50.000 Sonnenstromanlagen auf Häusern. Bislang gibt es im Augsburger Land rund 16.000 Anlagen insgesamt - Tendenz schnell steigend. Sowohl viele Hausbesitzer als auch Investoren treiben Projekte voran. 

    Windkraft: Schon viel beschrieben wurde die bayerische Flaute bei Windkraftanlagen. Im Augsburger Land müssten laut Forschungsstelle jedes Jahr zwei bis drei Räder in die Höhe wachsen, um die Ziele noch zu erreichen. Derzeit wird zwar in vielen Gemeinden diskutiert und geplant, wirklich gebaut wurde aber schon länger nicht mehr. Aktuell gibt es laut Energieversorger LEW sieben Windräder am Netz. Am Donnerstagnachmittag kamen laut LEW 62 Prozent des Stroms im Kreis aus erneuerbaren Quellen in der Region.

    So viel Ökostrom gibt es im Landkreis Augsburg

    Häuser: Jedes Jahr müssten 1130 Wohngebäude energetisch saniert werden. 2022 gab es für gut 1200 Wohnungen im Augsburger Land den BEG-Wohngebäudezuschuss in Höhe von fast 39 Millionen Euro. Dabei handelt es sich um das von Bundesminister Robert Habeck eingestellte KfW-Förderverfahren für die energetische Sanierung.

    Autos: Rund 5000 Elektroautos jedes Jahr, das ist mehr als der derzeitige Gesamtbestand an E-Autos von nicht einmal 4000 im Landkreis Augsburg. Hinzu kommen laut Kraftfahrtbundesamt noch gut 8000 Hybride. Dem gegenüber stehen fast 160.000 Verbrenner. 

    So viele Elektroautos gibt es im Kreis Augsburg

    "Wir haben noch einen langen Weg vor uns", sagte Landrat Martin Sailer (CSU) gegenüber unserer Redaktion. Klimaneutralität bis 2040 sei "ein extrem ehrgeiziges Ziel". Zentral sei neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der Modernisierung des Gebäudebestands die Sensibilisierung der Bevölkerung dafür, wie und wo Energie eingespart werden kann. Beim Ausbau der Photovoltaik sieht Sailer den Landkreis auf einem guten Weg. "Allerdings gibt es hier noch sehr viel ungenutztes Potenzial, insbesondere im Bereich der (Land-)Wirtschaft, aber auch bei Mehrfamilienhäusern mit Wohnungseigentümer-Gemeinschaften. Ich bin mir sicher, dass es deutlich mehr Menschen gäbe, die in Photovoltaik-Anlagen investieren würden, wenn der Weg zum Betrieb ebendieser Anlagen weniger bürokratisch und komplex wäre." 

    Zudem kritisiert der CSU-Politiker die Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke, während man gleichzeitig aus dem Ausland Atomstrom beziehe, und die aktuellen Heizungsbeschlüsse der Bundesregierung. Sinnvoller sei es, bessere Förderbedingungen für Gebäudesanierungen zu schaffen. Das schone das Klima und die Geldbeutel der Bürger. 

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