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Landkreis Augsburg: Energie-Preisdeckel: Tausende Beschäftigte im Landkreis warten auf Taten

Landkreis Augsburg

Energie-Preisdeckel: Tausende Beschäftigte im Landkreis warten auf Taten

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    In Meitingen demonstrierten hunderte Beschäftigte der Lech-Stahlwerke vor Kurzem gegen die hohen Strom- und Energiepreise.
    In Meitingen demonstrierten hunderte Beschäftigte der Lech-Stahlwerke vor Kurzem gegen die hohen Strom- und Energiepreise. Foto: Marcus Merk

    Die energieintensive Industrie im Augsburger Land leidet enorm unter den hohen Preisen. Über 5500 Menschen sind im Kreis Augsburg in der Chemie-, Energie und Autozulieferbranche angestellt und bangen zum Teil um ihre Jobs. Wie es für sie weitergeht, ist unklar. Kanzler Scholz stellte Milliardenhilfen in Aussicht. Betroffene fordern nun eine schnelle Umsetzung. Kommen diese rechtzeitig an?

    Bei den Lech-Stahlwerken in Meitingen ist die Lage angespannt. Der große Energieverbrauch und die derzeitigen Preise stellen das Werk vor existenzielle Fragen. Vor Kurzem demonstrierten hunderte Beschäftigte und forderten einen Preisdeckel für Energie – um ihre Jobs zu erhalten. Einen solchen kündigte die Bundesregierung nun an, bleibt bei konkreten Maßnahmen aber nach wie vor vage.

    Bei den Unternehmen sind noch keine Hilfen angekommen

    In Meitingen kommt das nicht gut an. "Eine wirkliche Hilfe stellt die Ankündigung nicht dar, hierzu gilt es, das Paket erst noch sehr zeitnah und in geeigneter Weise wirklich auf den Weg zu bringen", sagt eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion. "Zufrieden können wir erst sein, wenn die Maßnahmen auch wirklich umgesetzt sind und greifen – jeder Tag zählt." Da auch die schon festgelegten Maßnahmen erst mit deutlicher Verzögerung einen Effekt haben, ist bei den Lech-Stahlwerken durch die angekündigten Hilfen noch nicht von mehr Planungssicherheit für die insgesamt rund 1400 Beschäftigten die Rede.

    Beim Gersthofer MVV-Industriepark begrüßt man die angekündigten Subventionen für Strom und Gas in Höhe von mehr als 200 Milliarden Euro grundsätzlich. "Für die produzierenden Unternehmen ist das ein gutes Signal, weil die hohen Energiekosten die Unternehmensergebnisse belasten", heißt es von Unternehmensseite. Doch auch in Gersthofen helfe die Nachricht alleine nicht, um dem kommenden Winter sorgenfrei entgegenzusehen. Im Industriepark wird für viele Prozesse Gas benötigt. "Wir blicken aber etwas entspannter auf die nächsten Wochen und Monate."

    Der weltweit tätige Gersthofer Fassadenspezialist Seele verbraucht ebenfalls viel Energie. Da Gas dort fast nur zum Heizen verwendet wird, habe der Betrieb größere Spielräume, auf alternative Energiequellen zu setzen, betont Geschäftsführer Andreas Hafner. "Unsere erweiterte Photovoltaikanlage wird zum Jahreswechsel in Betrieb genommen." Gerade jetzt lohnen sich solche Projekte mehr denn je, so Hafner. Den Preisdeckel will er noch nicht bewerten, da die genaue Umsetzung noch nicht feststeht. Neben großen Unternehmen geraten auch viele kleine Betriebe in Not und haben Probleme, ihre Energiekosten zu stemmen, etwa Bäcker und Metzger. Im Handel wiederum kürzen Firmen teilweise ihre Öffnungszeiten, um Strom- und Heizkosten zu sparen.

    IHK: Die Preisbremse ist notwendig, aber nicht ausreichend

    Auf schnelle und konkrete Maßnahmen drängt auch die Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK). Zuletzt trafen sich Bund und Länder, um den "Doppelwumms" zu besprechen. Konkretes kam dabei nicht heraus. Mark Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK fürchtet, dass das "finanzielle Hickhack" das 200-Milliarden Euro Paket ins Leere laufen lässt. "Die Entscheidung für eine Gas- und Strompreisbremse ist richtig. Jetzt kommt es auf eine schnelle Umsetzung an", sagt Lucassen. "Die Unternehmen sind auf bezahlbare Strom- und Gaspreise angewiesen, damit sie eine realistische Chance haben, profitabel zu wirtschaften. Zudem müssen das Angebot auf dem Strommarkt ausgeweitet, der Netzausbau beschleunigt sowie die Strom- und Energiesteuer gesenkt werden", formuliert der IHK-Chef. "Deutschland läuft die Zeit davon."

    Aufseiten der Arbeitnehmer sind die Forderungen ähnlich. Auch die Beschäftigten seien sehr angespannt, erklärt Torsten Falke von der Gewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie in Augsburg. „Die Erwartungshaltung für schnelle Lösungen ist groß, sodass Menschen gar nicht erst in finanzielle Notlagen geraten“, so Falke. Die Sorge um die Jobs spiele eine große Rolle. „Wenn manche Industrieanlagen erst einmal abgeschaltet werden, ist die Frage, ob sie überhaupt noch mal hochgefahren werden.“ Falke prangert an, dass der Atom- und Kohleausstieg schon lange beschlossen wurden, aber Alternativen wie Windkraft bis heute nicht ausreichend verwirklicht würden. Das müsse sich ändern.

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