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Landkreis Augsburg: Einkommen, Sozialleistungen, Armut: So ist die Lage im Kreis Augsburg

Landkreis Augsburg

Einkommen, Sozialleistungen, Armut: So ist die Lage im Kreis Augsburg

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    Arm und Reich lieben im Landkreis Augsburg nah beieinander.
    Arm und Reich lieben im Landkreis Augsburg nah beieinander. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Wie viele Kinder und Jugendliche im Landkreis Augsburg erhalten Sozialleistungen? Ein Blick in die Sozialraumanalyse für die Region zeigt: Arm und Reich liegen sehr nach beieinander. Für den Zeitraum 2020 und 2022 gibt das Landratsamt die Zahl der minderjährigen Empfänger von

    Höchste Einkommen in Aystetten, niedrigste in Schwabmünchen

    Insgesamt beträgt das mittlere monatliche Nettoeinkommen im Landkreis Augsburg 4.963 Euro. Es liegt damit deutlich über dem bayerischen Durchschnitt von 4.642 Euro. Bei den einzelnen Gemeinden und Städten zeigen sich große Unterschiede in der mittleren monatlichen Kaufkraft. Die in der Zahlenaufstellung als mittlere Gemeinde bewertete Kommune Aystetten weist mit 7.483 Euro den höchsten Wert auf, gefolgt von der kleinen Gemeinde Bonstetten mit 7.289 Euro. Erstere landet in der Kategorie der jährlichen durchschnittlichen Kaufkraft von über 60.000 Euro pro Jahr wiederum auf dem ersten Platz mit 39 Prozent der Haushalte. Den niedrigsten Wert erzielen die Haushalte in der Stadt Schwabmünchen (4.282 Euro). 

    Der Norden des Landkreises Augsburg ist reicher als der Süden

    Weitere Erkenntnis: Hohe Einkommen finden sich in den Ortschaften entlang der A8 bzw. der Bahnlinie zwischen Augsburg und Ulm sowie am nördlichen Rand des Landkreises, wie zum Beispiel Ellgau. Dagegen bilden bei der Darstellung des prozentualen Anteils der Haushalte mit einer monatlichen Kaufkraft von unter 1.500 Euro die Gemeinden Mickhausen mit 24,9 Prozent Anteil und Scherstetten mit 23,5 Prozent die Schlusslichter auf der anderen Seite. 

    Letzteres falsch zu interpretieren, davor warnt das Landratsamt ausdrücklich: „Unsere Sozialraumanalyse ist kein Armutsbericht“, heißt es. Die Einkommensgrenze von unter 1500 Euro seien ein festgelegter Wert der datenerhebenden Firma und keinesfalls mit Armsein gleichzusetzen. Den 46 kreisangehörigen Städten und Gemeinden liefere die Sozialraumanalyse vor allem wertvolle Impulse, um vor Ort auf Veränderungen und Problemlagen reagieren zu können, betont Landrat Martin Sailer. 

    Vor allem Alleinerziehende betroffen: Auch Kinder sind von Armut bedroht

    Eindeutiger fallen dagegen die Zahlen von Holger Hoffmann aus, Kreisgeschäftsführer beim Sozialverband VdK. Er verweist auf die knapp 2,3 Millionen Kinder und Jugendlichen unter 18 allein in Bayern. Deren Gefahr, arm zu werden, sei seit 2021 weiter gestiegen. Am häufigsten von Armut bedroht seien Alleinerziehende mit Nachwuchs. 

    Von den Regierungsbezirken her gesehen schneidet Mittel – und Oberfranken mit einer Armutsgefährdungsquote von 17,3 Prozent am schlechtesten ab, am niedrigsten liege sie in Oberbayern mit 12,0 Prozent. Schwaben steht mit 16,1 Prozent da. Die Planungsregion München hat mit 11,3 Prozent auf den niedrigsten Wert, Augsburg liegt bei 16,5 und das Allgäu bei 15,3 Prozent. 

    Dass unter den Betroffenen immer mehr Kinder auftauchen, diese Erfahrung machen zunehmend die zahlreichen Hilfsanlaufstellen im Landkreis, wie zum Beispiel das Familienbüro in Schwabmünchen. Beim Bobinger Tisch, an dem Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben werden, heißt es: "Im Vergleich zu früher sind da verstärkt Buben und Mädchen dabei." Die Nachfrage steigt bei der 2008 gegründeten und von der Caritas getragenen Einrichtung: „Alles ist gefragt, und wir bemühen uns, alles zu geben“, beschreibt eine Frau aus dem 45-köpfigen Helferkreis. 

    Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist in Schwaben mit drei Dutzend Kitas, drei Familienstützpunkten sowie 18 Sozialkräften an Schulen präsent. „Leider hängt die Entwicklung eines Kindes in Deutschland immer noch sehr vom Geldbeutel der Eltern ab“, moniert Silke Scherer, Vorständin beim

    Scham vor Gang zum Sozialamt: Sozialleistungen sind nicht Ehrenrühriges

    Siegrid Hunger vom Sozialamt in Stadtbergen weist ebenfalls auf die vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen seitens der Behörden hin, die genutzt werden sollten. Doch oft würde der Gang zum Sozialamt von den Erwachsenen aus Scham gemieden. „Niemand muss sich schämen, Hilfe zu suchen und soziale Leistungen zu beantragen“, betont die Expertin und richtet den Fokus auf alte Menschen. Wenn sich Senioren von Armut bedroht fühlten, sollten sie sich schnell um Hilfe bemühen. Otto Bachmeier, Geschäftsführer beim Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg sagt: „Wir reden da über eine Generation, die es nicht gewohnt ist, Hilfe zu holen“, sagt er. Es dennoch zu tun, sei nichts Ehrenrühriges. 

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