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Landkreis Augsburg: Ein Tag, der die Politik in der Welt verändert

Landkreis Augsburg

Ein Tag, der die Politik in der Welt verändert

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    Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Reaktionen kommen auch aus dem Landkreis Augsburg.
    Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Reaktionen kommen auch aus dem Landkreis Augsburg. Foto: Evan Vucci/AP/dpa

    Schon früher als von vielen erwartet, steht das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von Amerika fest und bereits gegen Mittwochmittag ist sicher, dass der Republikaner Donald Trump deutlich gewonnen hat und eine zweite Amtszeit Anfang 2025 antreten kann. Das Ergebnis sorgt auch im Landkreis Augsburg für Reaktionen. Eine kommt vom Deutsch-Amerikaner Wayne Pittman. Viel geschlafen habe er in der Nacht auf Mittwoch nicht, berichtet er. „Ich habe mir die Wahl in der Nacht auf Mittwoch immer mal wieder angeschaut und es ist ein echtes Medienspektakel“, sagt der Geschäftsführer der BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen, die in der zweiten Basketball-Bundesliga spielt. „Es ist natürlich spannend, zu sehen, wie es in der Welt weitergeht.“

    Direkte Auswirkungen auf sein Privatleben habe die Wahl zwar nicht, er nimmt aber eine zunehmende Spaltung in der Gesellschaft wahr: „Dass ein Mensch so polarisiert, lenkt von wichtigen Dingen ab, die die Bürger betreffen.“ Als deutscher Staatsbürger betreffe ihn das Wahlergebnis durchaus, glaubt er: „Das kann die Politik verändern. Bei Trump ist man sich nie sicher, was als Nächstes kommt“, sagt er und nennt als Beispiel die Drohung des designierten US-Präsidenten aus seiner ersten Amtszeit, aus der NATO auszutreten. „Wir müssen uns darauf einstellen, nicht mehr die Hilfe des Amerikaners anzunehmen, und das ist schade und hat Auswirkungen auf die Geopolitik.“ Wichtig sei in Deutschland nun, dass die Sprache von Politikern sich mehr an der Sprache der Bürger orientiert, um der Polarisierung und Populismus entgegenzuwirken.

    Für viele junge Leute spielt die politische Show eine große Rolle

    Auf andere Weise betroffen sei seine Verwandtschaft, die in Boston und in Georgia lebt, sagt Wayne Pittman. Seine Familienmitglieder seien ähnlicher Meinung wie er: „Sie haben die europäische Kultur auch kennengelernt und sind sehr weltoffen und demokratisch.“ Trotzdem gebe es immer wieder Diskussionen, weil Europäer eine andere Sichtweise haben als Amerikaner.

    Mit den beiden US-Amerikanern bei der BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen, Asa Nathaniel und Christian Hinckson, redet er auch über Politik, dabei geht es aber nicht um Inhalte. „Das sind junge Leute, für sie steht der Sport im Vordergrund. Sie flachsen eher über die Geschehnisse und die Medienaufbereitung in Amerika.“

    Eine ausgeprägte Bindung in die USA hat auch Barbara Seitz. Die Lehrerin am Paul-Klee-Gymnasium in Gersthofen organisiert seit vielen Jahren den Austausch mit der texanischen Stadt Austin, der 2009 ins Leben gerufen wurde. Seitdem fliegen alle zwei Jahre Schülerinnen und Schüler nach Texas, leben dort in Gastfamilien und empfangen wiederum jemanden aus Austin bei sich zu Hause. Im Februar 2024 war eine Gruppe von 15 Elftklässlern zuletzt in den USA. „Politik ist immer unterschwellig ein Thema“, erinnert sich Seitz. Doch große Diskussionen würden bei einem Austausch in der Regel nicht geführt. Die Region kennengelernt hat die Lehrerin im Laufe der Jahre aber schon: „Austin war schon immer deutlich liberaler als das restliche Texas.“ Das habe sich in den vergangenen Jahren durch einen enormen Zuzug noch verstärkt.

    Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl hat Seitz nicht unbedingt überrascht. „Was mich am meisten stört, ist die Verrohung des politischen Diskurses“, sagt sie. Für den Schüleraustausch an sich gebe es dadurch aber keine Auswirkungen. „Der Austausch findet weiterhin statt.“ Zumindest, solange sich noch ausreichend Schülerinnen und Schüler auf beiden Seiten finden lassen. Denn das wird seit Jahren schwieriger. „Man merkt bei den Jugendlichen aus Austin, dass viele sich nicht mehr unbedingt aus ihrem Land herausbewegen wollen.“ Doch das sei bei ihren Schülerinnen und Schülern nicht viel besser: „Es ist auch hier schwieriger, die Jugendlichen aus ihrer Komfortzone zu holen.“ Während zum Beginn des Austauschs die Wartelisten lang waren, habe sie schon länger niemandem mehr absagen müssen, der an dem Austausch teilnehmen wollte.

    Dieser Tag erfüllt mich mit großer Sorge

    Martin Sailer, Augsburger Landrat

    Von einem Tag, der ihn mit großer Sorge erfüllt, spricht der Augsburger Landrat Martin Sailer am späten Mittwochvormittag. „Wir werden uns jetzt mit Fragen auseinandersetzen müssen, an die wir vor einiger Zeit noch gar nicht gedacht haben“, sagt er weiter. Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl werde nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern die ganze Welt verändern, ist er überzeugt. Europa müsse nun einig zusammenstehen und Themen neu bewerten. „Die Wohlfühlpolitik ist jetzt vorbei, das muss man begreifen“, ist Landrat Sailer überzeugt.

    In Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz sind wir aktuell so sehr von Amerika und Asien abhängig wie zuletzt von billigem Gas aus Russland.“

    Fabian Mehring, Bayerischer Minister für Digitales

    Auch Bayerns Digitalminister Fabian Mehring, der aus dem nördlichen Landkreis stammt, hat sich Gedanken zum Wahlausgang gemacht. „Zur Demokratie gehört es, Wahlergebnisse auch dann zu akzeptieren, wenn sie nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen“, schickt er vorweg. Die Reaktion über den Wahlsieg von Donald Trump könne angesichts von Ukraine-Krieg, der deutschen Wirtschaftskrise und der Nahost-Krise nur darin bestehen, „voll auf Europa zu setzen und die gewaltigen Herausforderungen unserer Zeit selbst anzupacken. Nicht zuletzt in der von mir verantworteten Digitalwirtschaft und bei Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz sind wir aktuell so sehr von Amerika und Asien abhängig, wie zuletzt von billigem Gas aus Russland“, sagt der Digitialminister.

    Ähnlich wie Martin Sailer ist auch er überzeugt, dass Europa näher zusammenrücken und sich gemeinsam technische, ökonomische und verteidigungspolitische Souveränität erarbeiten müsse, um selbstbestimmt agieren zu können und nicht erpressbar zu sein. Der Tag bedeute eine Zäsur. „Deutsches Ampel-Chaos und innereuropäische Grabenkämpfe können wir uns jetzt endgültig nicht mehr leisten.“

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