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Landkreis Augsburg: Ehemaliges Impfzentrum in Gablingen wird zur Unterkunft für Geflüchtete

Landkreis Augsburg

Ehemaliges Impfzentrum in Gablingen wird zur Unterkunft für Geflüchtete

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    Im vergangenen April schloss das Impfzentrum in Gablingen. Nun bekommt die Halle eine andere Funktion. Dort wird Platz für Geflüchtete geschaffen.
    Im vergangenen April schloss das Impfzentrum in Gablingen. Nun bekommt die Halle eine andere Funktion. Dort wird Platz für Geflüchtete geschaffen. Foto: Marcus Merk

    Gebaut wurde die große Halle in einem Gewerbegebiet in Gablingen eigentlich zu einem ganz anderen Zweck. Sie sollte ein Ausweichort für Puten sein. Würde etwa eine Vogelgrippe ausbrechen, hätten die Tiere der Putenfarm dort untergebracht werden können. Doch es kam anders. Während der Pandemie wurde die große Halle zu einem der beiden Impfzentren des Landkreises. Nun bekommt das Gebäude erneut eine andere Bestimmung: Der Landkreis bereitet die Halle zur Aufnahme von Geflüchteten vor. Sollte das nicht ausreichen, gibt es weitere Szenarien.

    Geflüchtete statt Puten in einer Halle in Gablingen

    In der Halle im Gablinger Gewerbegebiet sollen etwa 60 Menschen vorübergehend leben können.
    In der Halle im Gablinger Gewerbegebiet sollen etwa 60 Menschen vorübergehend leben können. Foto: Marcus Merk

    Landrat Martin Sailer (CSU) rechnet damit, dass in den kommenden Wochen mehrere Hundert Geflüchtete aus der Ukraine ins Augsburger Land strömen werden. Dabei kamen zuletzt kaum noch Menschen aus dem Kriegsgebiet in den Landkreis. Was ist geschehen? Bayern hinkt laut Landratsamt bei der Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge im Bundesvergleich hinterher. Deshalb habe das zuständige Ministerium mit den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen vereinbart, dass sämtliche dort ankommenden ukrainischen Kriegsflüchtlinge dem Freistaat zugewiesen werden – damit auch dem Augsburger Land. In einer Mitteilung des Landratsamts spricht Landrat Sailer von einer "Hiobsbotschaft". Schon vor dieser Entscheidung waren die staatlichen Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete praktisch voll belegt. Der Landkreis reagiert mit einem Notfallplan.

    Der sieht so aus: "Wir versuchen aktuell, sofort verfügbare Plätze in Pensionen und Ähnlichem anzumieten", teilt ein Sprecher des Landratsamts auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Gleichzeitig wird das ehemalige Impfzentrum in Gablingen zur Notunterkunft umfunktioniert. Dort soll Platz für etwa 60 Menschen sein. "Ungeachtet dessen werden alle Anstrengungen unternommen, um Objekte längerfristig als dezentrale Unterkünfte anzumieten und damit weitere Unterbringungsoptionen zu schaffen", erklärt der Sprecher des Landratsamts. Sollte das nicht ausreichen, gibt es weitere Szenarien. 

    Werden Geflüchtete bald wieder in Turnhallen untergebracht?

    So könnte das Schullandheim in Dinkelscherben wieder zur Unterkunft für Geflüchtete werden, wenn anderswo kein Platz mehr ist. In dem Schullandheim waren bis zum Herbst bereits Menschen aus der Ukraine untergebracht. In einer Turnhalle wurden Feldbetten aufgebaut, außerdem standen die Zimmer, in denen eigentlich Schülerinnen und Schüler übernachten, zur Verfügung. Weil inzwischen die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer in privaten Wohnungen leben, wurde das Gebäude auf dem Kaiserberg in Dinkelscherben wieder zum Schullandheim. Sollten das ehemalige Impfzentrum in Gablingen und andere Unterkünfte voll belegt sein, könnte sich das

    Die Sanitäranlagen der neu eingerichteten Unterkunft für Geflüchtete vor der Halle in Gablingen.
    Die Sanitäranlagen der neu eingerichteten Unterkunft für Geflüchtete vor der Halle in Gablingen. Foto: Marcus Merk

    wieder ändern. Das wäre die "vorletzte Option", heißt es aus dem Landratsamt. 

    Sollten auch im Kreisjugendheim alle Kapazitäten erschöpft sein, müssten Turnhallen im Augsburger Land wieder zu Flüchtlingsunterkünften umfunktioniert werden. Das wäre im Bedarfsfall kurzfristig möglich, teilt der Sprecher des Landratsamts mit. Wie das aussehen könnte, wurde bereits während der Flüchtlingskrise 2015 klar. Damals wurde die Turnhalle in Neusäß zu einer der zentralen Unterkünfte mit Platz für etwa 200 Geflüchtete. Erklärtes Ziel des Landrats ist es, das diesmal zu verhindern. In der vergangenen Woche teilte er mit: "Wir müssen jedes Objekt, das uns angeboten wird, anmieten, wenn wir die Belegung von Turnhallen und das Aufstellen von Zelten verhindern wollen." Dabei könne keine Rücksicht darauf genommen werden, ob in einer Kommune bereits viele Geflüchtete leben oder nicht. Für den Landkreis entwickle sich das Unterbringen der Geflüchteten zu einer "existenziellen Frage", klagt der Landrat. Wie berichtet, sieht er den Freistaat in der Pflicht. Der solle mehr Platz zur Unterbringung schaffen.

    So sah die Neusäßer Turnhalle zuletzt 2015 aus. Damals konnten hier 200 Geflüchtete vorübergehend untergebracht werden.
    So sah die Neusäßer Turnhalle zuletzt 2015 aus. Damals konnten hier 200 Geflüchtete vorübergehend untergebracht werden. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    So viele Asylsuchende leben aktuell im Augsburger Land

    Aktuell leben im Augsburger Land etwa 2100 Asylsuchende, die vom Staat untergebracht werden müssen. Das ist der höchste Stand seit 2016. Hinzu kommen etwa 2000 Geflüchtete aus der Ukraine, die keinen Antrag auf Asyl stellen müssen. Die allermeisten von ihnen leben in privaten Wohnungen. Zuletzt kamen etwa 25 Geflüchtete pro Woche ins Augsburger Land. Darunter größtenteils Menschen aus dem Irak, Afghanistan und der Türkei. Da nun aber auf einen Schlag viele Ukrainerinnen und Ukrainer kommen sollen, die aus anderen Bundesländern verteilt werden, könnte sich das ändern. Das Landratsamt geht davon aus, dass diese Menschen im Laufe der Woche im Landkreis ankommen. 

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