Störche kennen keine Ausgangsbeschränkungen – trotzdem bleiben sie am liebsten zu Hause. „Fünfzig Prozent sind gar nicht erst weg geflogen. Warum auch? Wir hatten ja so gut wie gar keinen Winter“, sagt Anton Burnhauser. Der Storchenexperte beobachtet und registriert seit vielen Jahren die Population und die Verhaltensweisen der rotbeinigen Vögel im Augsburger Land.
„Inzwischen sind alle da“, konstatiert Burnhauser. Auch die „Kurzreisenden“, die sich an Spaniens Müllkippen und Reisfeldern oder an Fütterungsstationen am Bodensee gütlich getan hätten. 19 Brutpaare sind derzeit im Landkreis Augsburg aktiv. „So viele, wie noch nie“, freut sich Burnhauser, dass der Storchenbestand stetig zugenommen hat. Und er könnte sich noch vergrößern. Burnhauser: „Die Reischenau ist ein großer und geeigneter Lebensraum. Da könnte der eine oder andere noch dazukommen.“
„Störche beißen sich an der Heimat fest“
Früher seien die Tiere durch die Bereitstellung von Nestern gelockt worden. Das ist heute nicht mehr notwendig. Der etablierte Bestand kehrt immer wieder an die angestammten Nistplätze zurück. „Störche beißen sich an der Heimat fest. Wenn sie einmal erfolgreich gebrütet haben, wollen sie immer wieder in ihr angestammtes Nest zurück und sind dabei ziemlich hartnäckig“, sagt der Storchenkenner.
Beispiele gefällig? In Kutzenhausen wollten Meister Adebar und seine Gattin partout auf der Kirche oder dem Pfarrhaus brüten. Ein angebotenes Nest auf einem Mast abseits des Zentrum lehnten sie ab. „Sie wollen mitten im Ort sein. Da fühlen sie sich sicher vor Marder und Waschbär“, erklärt Burnhauser. Sturmtief „Sabine“ im Februar in Fleinhausen das Nest vom Kirchturm geweht. Nachdem sie verzweifelt einen Neubau probiert haben, sind sie nach Steinekirch umgezogen.
In Stadel hat der Sturm den Mast geknickt
Auch das Storchenpaar in Gessertshausen, das im vergangenen Jahr seine Jungen verloren hat, hat ein Ausweichquartier auf einem Mast bezogen. In Stadel hat der Sturm den Mast geknickt, auf dem sich das Storchenpaar niedergelassen hatte. „Nur 50 Meter weiter haben sie das Nest auf einem Strommast neu gebaut“, erzählt Anton Burnhauser.
Während diese neue Behausung von der LEW noch rechtzeitig gesichert werden konnte, war das in Diedorf nicht der Fall. Hier ist eines von zwei Storchenpaaren von der Kirche auf eine Mast umgesiedelt, das Nest konnte jedoch aufgrund der Kontaktbeschränkungen während der Corona-Krise nicht mehr gesichert werden. „Jetzt können wir nur abwarten, ob es einem Sturm standhält“, hofft Burnhauser. Ein weiteres Storchenpaar ist von Fischach nach Willmatshofen umgezogen. „Jetzt ist Fischach und Willmatshofen besetzt“, lacht Anton Burnhauser. Neu ist auch ein Paar in Bocksberg (Landkreis Dillingen).
Zwei Störche sitzen drin und vier Eier liegen im Nest
Besetzt sind auch die Nester in Dinkelscherben, Gennach, Hiltenfingen Emersacker, Zusamzell, Wörleschwang, Ottmarshausen, Batzenhofen, Gablingen, Westendorf und bei Schwarzbräu in Zusmarshausen. „Zwei Störche sitzen drin und vier Eier liegen im Nest“, berichtet eine Mitarbeiterin der Brauerei. Die Entwicklung kann man mittels einer Webcam unter www.schwarzbraeu.de im Internet verfolgen. Die Freischaltung wird in den nächsten Tagen erfolgen.
„Da könnte durchaus noch ein weiteres Ei dazu kommen“, vermutet Anton Burnhauser, weil es sich in Zusmarshausen um ein bruterfahrenes Paar handelt und die Störche ihre Eier gewöhnlich ein einem Abstand von zwei Tagen legen. Die ersten Jungen werden dann Anfang Mai erwartet.