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Landkreis Augsburg: Das geheime Leben der Fledermäuse im Augsburger Land

Landkreis Augsburg

Das geheime Leben der Fledermäuse im Augsburger Land

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    Wenn es dunkel wird, ist seine Zeit angebrochen: Der Abendsegler eine sogenannte Glattnasen-Fledermaus.
    Wenn es dunkel wird, ist seine Zeit angebrochen: Der Abendsegler eine sogenannte Glattnasen-Fledermaus. Foto: Andreas Zahn

    Sie sind beinahe lautlos, sie sind schier unsichtbar und doch pflegen sie an vielen Orten im Augsburger Land ihr geheimes Nachtleben: Fledermäuse. Wie viele Exemplare der geheimnisvollen Säugetiere es tatsächlich gibt im Landkreis Augsburg, liegt selbst für die Experten im Dunkel der zahlreichen Nistplätze verborgen. 

    Sicher ist jedenfalls, dass der Augsburger Landkreis wohl einen ganz besonders begehrten Lebensraum für die kleinen Säugetiere darstellen muss, wie Claudia Weißschädel, die Vorsitzende des Vereins Fledermausschutz Augsburg, erläutert: „Von den insgesamt 25 bayerischen Fledermausarten wurden bisher schon 18 Arten im Landkreis Augsburg nachgewiesen.“ Darunter seien auch stark gefährdete Exemplare wie die etwas grimmig dreinblickende Mopsfledermaus oder das immer ein wenig hilflos wirkende „Graue Langohr“.

    Wirkt immer etwas hilflos: das Graue Langohr, das auch im Augsburger Landkreis zu finden ist.
    Wirkt immer etwas hilflos: das Graue Langohr, das auch im Augsburger Landkreis zu finden ist. Foto: Andreas Zahn

    Vor Menschen scheinen die winzigen Flugakrobaten jedenfalls keine Angst zu haben, denn sie beziehen je nach Art und Laune auch gerne in Dachstühlen, an der Hausfassade, aber auch gut versteckt hinter Fensterläden oder unscheinbaren Regenrinnen ihr Quartier. Und auch wenn so manchem Skeptiker durch alte Gruselgeschichten oder Hollywoodfilme die Fledermaus noch immer etwas unheimlich erscheinen mag, eine Gefahr für den Menschen ist in keinerlei Weise gegeben, wie Claudia Weißschädel zu berichten weiß: „Vor den Fledermäusen muss man keine Angst haben. Es sind faszinierende Tiere, die friedlich mit den Menschen zusammenleben und während der nächtlichen Jagd auch keine Menschen anfliegen.“

    Dass es zu keinen unliebsamen Zusammenstößen kommt, ist vorwiegend dem einzigartigen „Echolot-System“ dieser Tiere zu verdanken. Fledermäuse „schreien“ (unhörbar für den Menschen) mitunter so laut wie ein startender Düsenjet in ihre Umwelt hinaus, können dadurch millimetergenau das Echo ihrer Rufe orten und wissen so, wo sich Hindernisse und Beutetiere in ihrem Umkreis befinden. Das Sonar zur U-Boot-Ortung orientiert sich ebenso an diesem Prinzip wie der blinde (!) Kalifornier Dan Kish, der die Fledermaustechnik nutzt, indem er während des Fahrradfahrens unentwegt mit seiner Zunge schnalzt.

    Welchen hohen Stellenwert die Fledermäuse im Landkreis Augsburg mittlerweile genießen, zeigt die Tatsache, dass derzeitige Sanierungsarbeiten an öffentlichen Gebäuden rundum fledermausfreundlich in Angriff genommen werden. Der neue Dachstuhl von Schloss Zusmarshausen wurde ganz bewusst mit Einflugschneisen und Lücken versehen, der Turmumbau der Wallfahrtskirche Biberbach erfolgt aufgrund der kleinen Säuger in zwei aufeinanderfolgenden Bauabschnitten, damit wenigstens immer ein Teil ihres altvertrauten Rückzugsortes erhalten bleibt. 

    Solche Vorkehrungen sind zum einen tatsächlich auf die Liebe zu den kleinen Tieren zurückzuführen, zum anderen nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz aber auch zwingend erforderlich, in welchem der Schutz der Fledermäuse und deren Quartiere rechtlich verankert sind. Claudia Weißschädel erzählt zu den aktuellen Landkreis-Projekten: „Die Koordinationsstelle für Fledermausschutz Südbayern hat die Renovierungsarbeiten bei den beiden Gebäuden begleitet und die Bauherren fachlich beraten, damit die Fledermäuse nach der Renovierung ihre Quartiere wieder nutzen können und während der Renovierung selbst kein Tier verletzt oder getötet wird.“ 

    Die Zwergfledermaus gehört zu den kleinsten aller Säugetiere.
    Die Zwergfledermaus gehört zu den kleinsten aller Säugetiere. Foto: Andreas Zahn

    Vielfältig ist das Erscheinungsbild der kleinen Säugetiere: Manche Exemplare wirken so zerknautscht wie ein winzig kleiner Mops, andere scheinen unentwegt schelmisch zu grinsen, wieder andere sehen ihr Leben lang wie kleine, hilflose Hundebabys aus. Wer diese faszinierenden Eigenarten der Natur mit eigenen Augen beobachten will, bekommt im Landkreis Augsburg die allerbeste Gelegenheit dazu: „Gute Stellen, um Fledermäuse bei der Dämmerung zu beobachten, sind stehende Gewässer wie etwa die Weiher in Burgwalden. Dort jagen gleich mehrere Fledermausarten über dem Wasser nach Insekten“, so Claudia Weißschädel vom Fledermausschutz Augsburg e.V., der die Fledermäuse auch mit ganz speziellen Nistkästen in mehreren Waldgebieten im Landkreis unterstützt. Dadurch ist sogar bereits der Nachweis der äußerst seltenen Bechsteinfledermaus gelungen. 

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