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Landkreis Augsburg: BRK vernetzt alle neun Rettungswachen im Augsburger Land

Landkreis Augsburg

BRK vernetzt alle neun Rettungswachen im Augsburger Land

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    Der BRK-Kreisverband Augsburg-Land hat eine neue Software entwickelt. Kreisgeschäftsführer Thomas Haugg (links) und Wachleiter Markus Beck freuen sich, dass nun Zeit gespart wird.
    Der BRK-Kreisverband Augsburg-Land hat eine neue Software entwickelt. Kreisgeschäftsführer Thomas Haugg (links) und Wachleiter Markus Beck freuen sich, dass nun Zeit gespart wird. Foto: Andreas Lode

    Corona hat den Rettungskräften und sozialen Diensten bei der Erstellung ihrer Dienstpläne so manche Bauchschmerzen bereitet. Mitarbeiter fielen krankheitsbedingt aus, andere mussten in Quarantäne. Momentan hat sich die Situation zwar ein wenig entspannt, doch noch lange nicht ist die Pandemie besiegt. Auch der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) musste lange Zeit die rund 320 Männer und Frauen des Teams wie auf einem Schachbrett hin und her schieben, um die vorgeschriebene Einsatzstärke zu gewährleisten. Aus dieser prekären Lage heraus entwickelten zwei Notfallsanitäter ein bundesweit einzigartiges Computerprogramm, das alle für einen stabilen Dienstplan erforderlichen Elemente auf einen Blick sichtbar macht: Das "Wachinformations-Monitor-System", kurz "Wims". Und davon profitiert jetzt nicht nur das BRK.

    Unzählige Stunden hat Notfallsanitäter Markus Beck zusammen mit seinem Kollegen Daniel Post in seiner Kellerbar in Zusmarshausen verbracht und getüftelt. "Die Grundidee für dieses System entstand im vergangenen Jahr bei einem Kurs für Wachleiter", sagt Beck. Als Vertreter des Kreisverbands (KV) stellte er sich der Herausforderung, mit einer ganz neuen Software die relevanten Informationen für alle neun Rettungswachen im Augsburger Land zu bündeln und für alle Mitarbeiter auf einen Blick zugänglich zu machen. "Unser KV ist einer der größten in Bayern", erklärt Beck. Allein schon aufgrund der Entfernung von mehr als 60 Kilometern zwischen den Rettungswachen von Thierhaupten im Norden und Schwabmünchen im Süden drohte daher immer wieder, wertvolle Zeit verloren zu gehen.

    Alle Informationen sind auf einen Blick zu sehen

    "Es war immer so ein bisschen wie 'Stille Post' spielen", erklärt Geschäftsführer Thomas Haugg. Bis die Nachrichten an der richtigen Stelle ankamen, waren nicht nur zahlreiche Telefonate erforderlich, schlimmstenfalls drohten sogar wichtige Informationen auf der Strecke zu bleiben. Ein Beispiel: Ein Fahrzeug fällt aus und wo befinden sich aktuell die Ersatzfahrzeuge und sind diese einsatzklar? Diese Zeiten sind nun vorbei. "Schauen Sie mal auf dieses Feld", sagt Beck und zeigt in der Rettungswache Bobingen mit dem Finger auf den Bildschirm. Unten rechts ist der Menüpunkt "

    Ein Rettungswagen fährt über die Straße.
    Ein Rettungswagen fährt über die Straße. Foto: Boris Roessler, dpa (Symbolbild)

    Unter dem Punkt "Wache" ist notiert, dass auf einer Dienststelle aktuell beide Wachleiter nicht anwesend sind. Wer trotzdem noch auf dem Handy zu erreichen ist und was getan werden muss, wenn sich niemand meldet, ist ebenfalls dort festgehalten. Grüne Punkte markieren zudem alle einsatzbereiten Fahrzeuge zwischen Thierhaupten und Schwabmünchen. Eine rote Markierung zeigt an, welcher Rettungswagen aus welchen Gründen momentan ausfällt und welche Ersatzfahrzeuge zur Verfügung stehen. Das "Wims" liefert aber auch Informationen über aktuelle Streckensperrungen, welche Wäscherei seit Neuestem für die Abholung der Handtücher und Putzlappen zuständig ist oder dass an einem Fahrzeug das Scharnier für die Klappe des Staufachs gebrochen ist. "Das System ist einfach nur klasse", lobt Haugg. Denn: "Es ist von Kollegen aus der Praxis für die ganz alltägliche Praxis entwickelt worden." Und die Vorteile liegen klar auf der Hand.

    Perfekt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten

    "Vor allem wird enorm viel Zeit gespart, da wir nicht jede Information telefonisch einholen oder weitergeben müssen", erklärt Haugg. Jede der neun Rettungswachen könne dadurch schneller und flexibler reagieren. "Davon profitieren letztendlich alle - vom Patienten bis hin zur Krankenkasse", so Haugg. Wertvoll ist auch die stets aktuelle Übersicht über den Status diverser Verbrauchsmaterialien und ob medizinische Geräte eine Überprüfung benötigen. Das Infoboard ist so perfekt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten, dass mittlerweile auch bereits andere Unternehmen Interesse an dem Produkt geäußert haben. Zu verdanken hat das BRK das "Wims" dabei einem glücklichen Umstand.

    "Unser Kollege Daniel Post arbeitet lediglich in Teilzeit bei uns als Sanitäter", sagt Beck. Hauptberuflich sei der 40-Jährige jedoch bei einem Softwarespezialisten beschäftigt, der innovative Digitallösungen für alle Blaulichtbereiche entwickelt. Diese Kombination war die optimale Voraussetzung für den Erfolg des Systems. Gut ein halbes Jahr lang haben Markus Beck und Daniel Post an der Umsetzung ihrer Idee getüftelt, bis das Programm auf die individuellen Bedürfnisse des BRK abgestimmt war. "Das Gold liegt in den Köpfen der Mitarbeiter", ergänzt Haugg.

    Nur eine ganz bestimmte Meldung wollen sie nicht sehen

    "Jetzt geht auch die kleinste Kleinigkeit nicht mehr unter", freut sich Thomas Haugg und schaut erneut auf den Monitor. Und mit einem Blick sieht der Kreisgeschäftsführer, dass eine Trage aus dem Krankenwagen nun auf der Wache in Diedorf verbleibt und dass in Langenneufnach gerade nach dem Schlüssel für den Tresor gesucht wird. Haugg schmunzelt und bleibt gelassen. Denn nur kurze Zeit später ploppt die Meldung auf, dass der Schlüssel gefunden wurde. Eine ganz bestimmte Meldung aber wollen weder Haugg noch Beck auf dem Bildschirm sehen: Dass Mitarbeiter durch Corona ausfallen.

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