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Landkreis Augsburg: Bahnausbau: Kommt die neue Trasse an der Autobahn?

Landkreis Augsburg

Bahnausbau: Kommt die neue Trasse an der Autobahn?

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    Wo sollen die Schienen für die geplante ICE-Strecke zwischen Ulm und Augsburg entlanglaufen?
    Wo sollen die Schienen für die geplante ICE-Strecke zwischen Ulm und Augsburg entlanglaufen? Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Wo sollen die Schienen für die geplante ICE-Strecke zwischen Ulm und Augsburg entlanglaufen? Wohl kaum eine Frage wird in der Region zurzeit heftiger diskutiert. Vier verschiedene Trassen stehen zur Auswahl und jede einzelne birgt Konfliktpotenzial. Noch sei nichts entschieden, betonen die Planer der Bahn immer wieder. Der Regionalverband Donau-Iller hat sich jetzt aber für die violette Trasse ausgesprochen. Das hat Konsequenzen.

    Zumindest für die Landkreise Neu-Ulm und Günzburg. Beide gehören dem Regionalverband Donau-Iller an. Die Verbandsmitglieder haben sich in ihrer Sitzung jetzt einstimmig für die violette Trassenvariante ausgesprochen. Diese Strecke verläuft im Landkreis Günzburg vom westlich gelegenen Leipheim bis zur östlichen Landkreisgrenze bei Scheppach nahe an der A8 entlang. Erst im weiteren Verlauf durch den Landkreis Augsburg entfernt sie sich von der Autobahn und führt südlich an Zusmarshausen vorbei über Diedorf und Neusäß nach Augsburg. 

    Bahnausbau Ulm-Augsburg: Die orange Trasse wäre eine Alternative

    Die 19 stimmberechtigten Verbandsmitglieder des Regionalverbandes Donau-Iller hatten offenbar nicht allzu viel Diskussionsbedarf vor ihrer Entscheidung, wie Verbandsdirektor Markus Riethe vor Kurzem erklärt hatte. Dass es sich zwischen den Varianten, die weitestgehend parallel zur Autobahn verlaufen, entscheiden werde, sei "wirklich keine Überraschung". Demnach heißt es in der Vorlage des Verbands, die violette Strecke werde "nachdrücklich unterstützt". Weiter steht darin: "Als Alternative mit etwas höheren raumordnerischen Konflikten wird Variante orange unterstützt. Die Trassenvarianten türkis und blau-grün werden aufgrund ihres im Vergleich höheren Konfliktpotenzials in der Region nicht befürwortet."

    Der Regionalverband Donau-Iller erwartet "unter regionalplanerischen Aspekten die geringsten Konflikte" und die "unerheblichste Flächenneuzerschneidung" in seinem Gebiet, wenn die violette ICE-Trasse gebaut wird. Allerdings brauchen die Hochgeschwindigkeitszüge auf dieser Strecke mit einer Fahrzeit von 26 Minuten auch am längsten von Ulm bis nach Augsburg. Zum Vergleich: Auf der schnellsten Variante (türkis) sind es 23 Minuten. Nicht alle im Landkreis Günzburg sind von der Positionierung des Regionalverbandes begeistert. Neben Leipheim hatten sich Burgau, Jettingen-Scheppach und Bubesheim gegen die violette Trasse ausgesprochen.

    Welches Gewicht hat die Entscheidung des Regionalverbands Donau-Iller?

    Wie ein Sprecher der Bahn erklärte, sei der Regionalverband Donau-Iller als verantwortliche Stelle für die Regionalplanung in den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm ein wichtiger Ansprechpartner. Dass sich der Verband positioniert, war zu erwarten. Mittlerweile haben die Planer der Bahn ihre Unterlagen für das Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Schwaben eingereicht. Im Zuge dieses Verfahrens werden auch die Regionalverbände um ihre Einschätzung gebeten.

    Ziele des Bahnausbaus

    Der Bund will die Fahrgastzahlen im Bahnverkehr bis 2030 verdoppeln. Auch der Güterverkehrs soll um 25 Prozent wachsen. Die Kapazitäten der Bahnstrecke zwischen Ulm und Augsburg sind schon jetzt ausgelastet. Güterzüge, Fernzüge und Nahverkehrszüge teilen sich die Gleise. Lange war geplant, ein drittes Gleis neben die heutige Bahnstrecke zu legen. Inzwischen wird damit gerechnet, dass dies nicht ausreichend Kapazitäten schafft, sodass zwei neue Gleise geplant werden.

    Vorgaben des Bundes: Der Bund hat den Bahnausbau zwischen Ulm und Augsburg beauftragt und die Parameter festgelegt. Um Güterverkehr auf der Strecke zu ermöglichen, sollen Steigungen maximal acht Promille betragen. Die Vorgabe wirkt sich auf Brückenhöhen und Tunnel aus. Damit der Fernverkehr bis zu 300 Kilometer pro Stunde fahren kann, sind Kurvenradien von etwa vier Kilometern geplant. Außerdem sollen die Züge im Deutschlandtakt fahren und deshalb die Fahrzeit von maximal 26 Minuten (30 Minuten mit Haltezeiten) nicht überschreiten.

    Sorgen der Anwohner: An allen vier möglichen Bahntrassen zwischen Ulm und Augsburg wächst der Widerstand der Anwohner. Sie fürchten vor allem zusätzliche Belastungen durch Verkehrslärm, Eingriffe in die Natur, eine Zerschneidung der Landschaft und einen Werteverlust ihrer Grundstücke und Immobilien.

    Ziele der Kommunalpolitik: Kein Bahnausbau ohne Mehrwert für die Region, fordern Kommunalpolitiker in der Region. Sie wollen eine Verbesserung des Nahverkehrs erreichen, den barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe und eine Anpassung des Lärmschutzes an heutige Standards entlang der Bestandsstrecke. Sie fordern, dass sich die Pläne für den Bau der neuen Trasse nicht allein an den Kosten orientieren, sondern auch mit den Belangen der Anwohner abgestimmt werden. (kabe)

    Der Bahnsprecher wies darauf hin, dass die Gesamtschau auf das Gebiet zwischen Neu-Ulm und Augsburg aber der Regierung von Schwaben obliege. Außerdem werde immer wieder betont, dass die verschiedenen Trassen auch miteinander kombiniert werden können. So etwas sei am ehesten im Mindeltal, also an der Grenze der Landkreise Günzburg und Augsburg sinnvoll, erklärte der Bahnsprecher weiter. Bei der Bahnbrücke im Mindeltal nahe der Autobahnauffahrt Burgau kreuzen sich die violette, die orange und die türkise Trasse

    Es wäre möglich, dass sich der Regionale Planungsverband Augsburg (RPV), zu dem auch der Landkreis und die Stadt Augsburg gehören, für eine andere Trasse ausspricht. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt der Verband: "Der RPV hat sich bislang nicht mit der Trassenführung befasst, da ein Großteil der Regionsfläche und damit der Mitgliedsgemeinden nicht oder nur am Rande davon betroffen sind." Der Verband sehe seine Hauptaufgaben in der Wahrnehmung von Planungen, die die gesamte Region betreffen, etwa den Themen Windkraft, Wasserwirtschaft oder Bodenschätze.

    Spätestens bis 2024 soll eine Vorzugsvariante gefunden worden sein. Dann entscheidet der Bundestag, wie es mit dem Mammutprojekt zwischen Ulm und Augsburg weitergeht. (mit sohu)

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