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Landkreis Augsburg: Bahn-Chaos: Wie geht es weiter mit dem Nahverkehr im Augsburger Land?

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Bahn-Chaos: Wie geht es weiter mit dem Nahverkehr im Augsburger Land?

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    Der Verkehrsverbund AVV will sein Angebot ausbauen. Unter anderem sollen vermehrt sogenannte Bedarfsbusse eingsetzt werden.
    Der Verkehrsverbund AVV will sein Angebot ausbauen. Unter anderem sollen vermehrt sogenannte Bedarfsbusse eingsetzt werden. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Zu wenig Personal für Busse und Bahnen, Baustellenchaos auf der wichtigen Bahnstrecke zwischen Augsburg und Donauwörth: Der die angesichts der Umstände ihr Geld zurückwollen. "Es kann nicht sein, dass Bürgerinnen und Bürger, die auf den ÖPNV angewiesen sind, nun über Monate hinweg inakzeptable Fahrtzeiten erdulden müssen", sagte Sailer gegenüber unserer Redaktion.

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    Allerdings sieht der CSU-Politiker nicht den von der Stadt Augsburg und den Landkreisen getragenen Verkehrsverbund in der Verantwortung, sondern die Bahn als Betreiber des Streckennetzes. Diese habe ausreichend Zeit gehabt, einen vernünftigen Schienenersatzverkehr zu organisieren, zu dem sie auch vertraglich verpflichtet sei. Sailer, der auch im Aufsichtsrat der Bayerischen Eisenbahngesellschaft sitzt, die den Regionalverkehr auf den Bahnstrecken im Freistaat bestellt und bezahlt, will sich nun an diese wenden, damit sie eingreift. 

    Der Verkehrsverbund AVV steuert laut Landrat Sailer in diesem Jahr auf ein Defizit von 32 Millionen Euro zu.
    Der Verkehrsverbund AVV steuert laut Landrat Sailer in diesem Jahr auf ein Defizit von 32 Millionen Euro zu. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Grundsätzlich beteiligen sich Bund und Freistaat in Sailers Augen viel zu wenig an der Finanzierung des Nahverkehrs: "Wenn der Nahverkehr eine echte Alternative zum Individualverkehr werden soll, dürfen meines Erachtens die Kommunen nicht alleine auf den Kosten sitzen bleiben. Andere Bundesländer haben längst erkannt, dass der ÖPNV nicht allein von den Gebietskörperschaften finanziert werden kann, weshalb er von der freiwilligen Leistung zur Pflichtleistung gemacht wurde. Das hätte zur Folge, dass auch der Freistaat Bayern finanziell noch mehr in der Pflicht stünde. Insgesamt müssen sich Freistaat und Bund mehr einbringen."

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    Kurzstrecke: 1,80 Euro (bisher 1,60 Euro)

    Kurzstrecke Kinder (6 bis 14 Jahre): 1,00 Euro (0,95 Euro)

    Streifenkarte: 13,20 Euro (12 Euro)

    Monatskarte (Stufe 1): 55,70 Euro (50,70 Euro)

    Tageskarte (Zonen 10–20): 8,20 Euro (7,50 Euro)

    Mobil-Abo 9 Uhr: 36,60 Euro (33,30 Euro)

    Mobil-Abo (Zonen 10–20): 63,20 Euro (57,50 Euro)

    Der Verkehrsverbund steuert laut Sailer in diesem Jahr auf ein Defizit von 32 Millionen Euro zu, 13,5 Millionen davon sollen – Stand jetzt – beim Landkreis Augsburg hängen bleiben. Schon bei den Haushaltsberatungen hatte der Landrats deutlich gemacht, dass die Belastungen durch den AVV für den finanziell stark belasteten Kreis nicht mehr tragbar seien.

    Gegenüber unserer Redaktion verdeutlichte der Landkreischef seinen Standpunkt: "Es ist ja schön, dass ÖPNV-Maßnahmen medienwirksam beworben werden. Aber wenn diejenigen, die die Maßnahmen umsetzen müssen, am Ende nur draufzahlen, kann das nicht die Lösung sein. Ein Beispiel hierfür ist das 365-Euro-Ticket für Schülerinnen, Schüler und Auszubildende im Landkreis. Allein in diesem Fall müssen wir bei dessen Weiterführung pro Jahr mehr als 1,4 Millionen Euro ausgleichen. Dass eine solche Kalkulation weitere Planungen wie ein 365-Euro-Ticket für alle absolut nichtig macht, brauche ich an dieser Stelle wohl niemandem erklären."

    Äußerst kritisch sieht Sailer auch das 49-Euro-Ticket, das im Frühjahr kommt. Anstatt das vorhandene Angebot zu verbessern, schaffe man mit diesem Sparticket, dessen Finanzierung nicht abschließend geklärt sei, nur neue Probleme, "weil man das im Vorfeld öffentlich versprochene Angebot nicht halten kann".

    Regionalverkehr im Augsburger Land soll ausgebaut werden

    Zufrieden zeigt sich Sailer dagegen mit einem vom Bund finanzierten Modellprojekt, mit dessen Hilfe das Nahverkehrsangebot im Raum Augsburg verbessert werden soll. 23 Millionen Euro überweist Berlin an den AVV, und dessen Vorsitzender sieht darin einen Lichtblick in der Defizitdebatte: "In diesem Punkt wird der Bund endlich einmal seiner Verantwortung gerecht."

    Was aber soll mit dem Geld geschehen, das in den Jahren 2023 bis 25 fließt? Neben dem Ausbau des Leihsystems von Rädern in der Stadt soll Im Augsburger Umland der Regionalbusverkehr deutlich ausgeweitet werden. Dies sei für den AVV mit flexiblen Bedienformen und Bedarfsverkehren wirtschaftlich abbildbar, sagt AVV-Geschäfstführerin Linda Kisabaka. "Wir planen Angebotsausweitungen von Linienbündeln im Landkreis Aichach-Friedberg, eine Neustrukturierung der Verkehre im südlichen und westlichen Landkreis sowie die Anbindung des Medizin-Campus in Augsburg."

    Wie Busfahren attraktiver werden soll

    Flankiert werden die Angebotserweiterungen der Linienverkehre durch den verstärkten Einsatz von Bedarfsverkehren. Dazu gehören On-Demand-Verkehre im Gebiet Holzwinkel und im südlichen Landkreis Augsburg ein Rufbus im Wittelsbacher Land, die Schließung von Bedienlücken im Landkreis Dillingen.

    Verbessert werden soll mithilfe der Millionen aus Berlin auch die Information der Fahrgäste – ein im Nahverkehr auf dem Land immer wieder beklagtes Manko. Kisabaka zeigt sich zuversichtlich, dass es so gelingen werde, mehr Fahrgäste für den AVV zu begeistern. 

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