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Landkreis Augsburg: Nach Ärger um Linie 704: AVV will gesamten Streckenverlauf prüfen

Landkreis Augsburg

Nach Ärger um Linie 704: AVV will gesamten Streckenverlauf prüfen

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    Der AVV soll sein Angebot im Süden des Augsburger Landkreises nachbessern.
    Der AVV soll sein Angebot im Süden des Augsburger Landkreises nachbessern. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember hat der Augsburger Verkehrsverbund (AVV) viel Porzellan zerschlagen. Vor allem das Vertrauen der Berufspendler in den ÖPNV scheint beschädigt zu sein. Das hat der Runde Tisch im Landratsamt gezeigt, zu dem die AVV und Landrat Martin Sailer Betroffene aus dem Staudental eingeladen hatten. 

    Die Kritik der Pendler hatte sich, wie berichtet, an den fehlenden Anschlusszeiten entzündet. Wer in Gessertshausen in Richtung Augsburg umsteigen muss, verpasst seit der Umstellung regelmäßig seinen Anschlusszug. Eine Stunde Wartezeit ist keine Seltenheit. „Bei zehnmal Fahren ist fünfmal der Zug weg“, berichtet ein Der zusätzliche Bus, der von der AVV seit 12. Februar aufgrund der Proteste eingesetzt wurde und um 5.40 Uhr in Gessertshausen ankommt, ist für ihn zu früh. 

    Profitieren vom neuen Einsetzerbus ab Langenneufnach können aber Pendler wie Rudolf Steiger. Er muss in Gessertshausen um 6.07 Uhr in den BRB einsteigen, damit er den Umstieg in Augsburg nach Donauwörth schafft. Seit Dezember hatte er jeden Tag in Augsburg eine Stunde auf dem Gleis gestanden. Zumindest damit ist jetzt Schluss.

    Fischachs Bürgermeister sagt zum Thema AVV: "Früher war alles besser."

    Kritik gibt es auch an den Nachmittagszeiten. Kommen die Züge in Gessertshausen mit Verspätung an, warten die Anschlussbusse nicht. Dafür ist noch keine Lösung gefunden. „Solange die Heimfahrt nicht gesichert ist, fahre ich mit dem Auto“, erklärt eine Pendlerin und hält das neue Angebot des AVV seit der Umstellung für schlechter als früher. Die Frage von Fischachs Bürgermeister Peter Ziegelmeier (SPD), der mit seinem Kollegen Gerald Eichinger (CSU) aus Langenneufnach am Gespräch teilnahm, traf deshalb den Nagel auf den Kopf: „Vorher war alles besser. Warum haben Sie das gemacht?“ Hintergrund sei eine Umstrukturierung gewesen, erläuterte AVV-Geschäftsführerin Linda Kisabaka. Das Unternehmen kämpfe mit einem akuten Fahrer- und Fahrzeugmangel. Eine Analyse habe gezeigt, dass einige Fahrten, weil zu wenig genutzt, entfallen könnten. „Wie kriegen wir das Angebot einigermaßen stabil hin?“ sei ihre und die Aufgabe ihrer Mitarbeitenden gewesen, so Kisabaka.

    Nach Fischach fährt ein Bus sogar bis 22 Uhr

    Herausgekommen ist ein Fahrplan, der das Staudental stündlich versorgt. In den Hauptverkehrszeiten reiche das Angebot aber nicht aus, ist die Meinung der betroffenen Anwohner. In den Stunden am Vormittag und in den Randzeiten sei das Angebot teilweise zu gut. Von Schwabmünchen fahre jetzt ein Bus sogar bis 22 Uhr nach Fischach – zum Erstaunen von Bürgermeister Ziegelmeier. Er hatte erst vor Kurzem eine Anfrage von Müller Milch erhalten, ab wann es endlich ein ÖPNV-Angebot für die Angestellten gebe, die zur Spätschicht kommen. Obwohl es eine Entscheidung dazu im Gemeinderat gegeben hatte, war weder er noch das Unternehmen von der Änderung informiert worden, berichtete er am Runden Tisch. Scheinbar nicht das einzige Kommunikationsproblem.

    Schwierigkeiten gebe es auch bei der Nutzung des AktiVVo-Angebots, war zu hören. Das Call-Center verstehe häufig die Anfragen über die Hotline nicht. Wer den Namen der Haltestelle nicht kennt oder nicht weiß, auf welcher Linie sie liegt, könne auch in der App die Route nicht buchen. Denn für die Stauden arbeitet die App mit zwei getrennten Linien. Auch dass der AktiVVo die Sonn- und Feiertage abdecke, an denen kein Linienbus fährt, war für alle am Runden Tisch, außer den Vertreter des Fahrgastbeirats, auch neu.

    Hilft die Staudenbahn im Nahverkehr mit?

    Eine bessere Versorgung versprach Landrat Sailer mit der Staudenbahn ab 2026. „Bis dahin müssen wir die Zeit überbrücken“, betonte er und fasste die Punkte zusammen, die jetzt geklärt werden müssen. Geprüft wird unter anderem, ob nicht zwei Busse das Staudental versorgen können, einer von Schwabmünchen und einer von Gessertshausen aus. Der AktiVVo sollte in einem System abrufbar sein. Reisebusse, die Familien mit Kinderwagen nicht mitnehmen, müssten gemeldet werden; sie dürften von den Busunternehmen nicht eingesetzt werden. Mit Go-Ahead würde gesprochen, damit in Zukunft auch der schnellere barrierefreie Zustieg für Rollifahrer klappe. Und auch die Linienführung müsse nochmals auf den Prüfstand, ebenso, ob die Busse an den Umsteigepunkten warten könnten. 

    Eine Verbesserung des ÖPNV müsse dringend her, so Sailer. Schließlich gebe es viele Pendler im Landkreis und es fließe mit 16 Millionen Euro im Jahr viel Geld in das aktuelle Angebot. „Wir überprüfen jetzt nochmals alles, auch die Beschlüsse der Gemeinderäte bezüglich Müller Milch“, so der Landrat. Das Angebot müsse einfacher, stabiler und verlässlicher werden. Ziel sei es, sich auf die Hauptverbindungen zu konzentrieren, P+R-Plätze einzurichten und Fahrradunterstände zu bauen. Fahrplanänderungen sollten über die App und über die offiziellen Wege wie Amtsblätter veröffentlicht werden. Was davon abgearbeitet ist, wird der nächste Runde Tisch zeigen. Ein zweites Treffen ist vereinbart.

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