Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: Aus der Traum vom Eigenheim? Zuschuss-Stopp bei KfW schockt Häuslebauer

Landkreis Augsburg

Aus der Traum vom Eigenheim? Zuschuss-Stopp bei KfW schockt Häuslebauer

    • |
    Der Förderstopp bei der KfW trifft viele private Häuslebauer.
    Der Förderstopp bei der KfW trifft viele private Häuslebauer. Foto: Armin Weigel, dpa (Symbolbild)

    Wer ein energieeffizientes Haus bauen will, muss zwar mehr ausgeben, aber dafür erhält er auch einen Zuschuss von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Bis jetzt. Denn seit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vor wenigen Tagen mehrere Förderprogramme für energieeffizientes Bauen stoppen musste, sehen viele, die ein Haus bauen wollen, ihren Traum vom Eigenheim in Gefahr. Denn bei den meisten Bauwilligen ist die Fördersumme fest bei der Finanzierung eingeplant. Für sie ist der Förderstopp eine Hiobsbotschaft.

    "Da gibt es sicher einige Bauherren, für die ist das ein Schock", sagt der Stadtberger Architekt Alois Strohmayr, der auch Vorsitzender des Kontaktkreises der Augsburger Architektenverbände ist. Denn selbst bei Antragstellung online am Anfang der Woche komme man auf dem Portal einfach nicht weiter und könne sich nicht sicher sein, ob der Antrag noch behandelt wird oder nicht. Die Aufregung sei auch bei den Architekten in der Region groß. Denn für viele ihrer Kundinnen und Kunden ist die Finanzierung ihres Bauvorhabens nun plötzlich unsicher geworden.

    Auch die Bayerische Architektenkammer kritisiert, "der Förderstopp trifft alle Bauherren, Architektinnen und Architekten hart, die ökologisch vorbildliche Projekte mit höheren Standards geplant haben und im Frühjahr mit dem Bauen beginnen wollten". Das Aus betrifft sämtliche KfW-Förderprogramme für energieeffizientes Sanieren und Bauen des Bundeswirtschaftsministeriums. Das sind verbilligte Kredite und Zuschüsse für Neubauten nach dem Standard Effizienzhaus 55, dem höheren, strengeren Standard Effizienzhaus 40 sowie für Sanierungen von Bestandsgebäuden. Rund 20.000 Antragsteller sollen betroffen sein, die nach den 55er-Standard bauen wollen und nun leer ausgehen.

    Grüne im Kreis Augsburg fordern Zusicherung für bereits gestellte Anträge

    Selbst die Grünen im Landkreis Augsburg sind von der Entscheidung ihres Parteikollegen in Berlin nicht begeistert und fordern "Vertrauensschutz und Planungssicherheit" für private und kommunale Bauwerber. Für Silvia Daßler, Fraktionsvorsitzende im Kreistag, geht es nicht, "dass alle diejenigen, die ihre Finanzierungs- und Projektplanungen auf der Grundlage der bestehenden Förderrichtlinien erstellt haben und entsprechende Anträge eingereicht haben, jetzt im Regen stehen gelassen werden". Dies trifft sowohl den privaten als auch den kommunalen Bereich. Deshalb fordern die Grünen eine schnelle Lösung des Problems und Förderzusicherung für alle bereits gestellten und (bisher) genehmigungsfähigen Anträge.

    Auf eine schnelle Anschlussregelung hofft auch die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises (WBL), die günstige Mietwohnungen baut. "Wir sind zwar momentan nicht akut betroffen", sagt Geschäftsführer Josef Hartmann. Aber die WBL hat derzeit eine Anlage mit 30 Wohnungen nach KfW-40-Standard in der Planung. "Derzeit sind wir noch nicht so weit, den Förderantrag zu stellen, aber wir hoffen, dass es dann wieder eine Möglichkeit gibt, wenn es so weit ist", so Hartmann. Für Sanierungen, die die WBL an ihren Bestandswohnungen laufend durchführt, gibt es die Förderung noch.

    Dennoch schlägt auch die Handwerkskammer Schwaben Alarm: Bei ihnen würden sich bereits Betriebe melden, deren verunsicherte Kunden ihre Bauvorhaben - hoffentlich nur vorläufig - stoppen. "Die betroffenen Betriebe bleiben so auf bestelltem Material sitzen und ihre Termin- und Baustellenplanungen sind hinfällig", teilt die

    Wer kann sich ein Eigenheim im Landkreis Augsburg noch leisten?

    Benedikt Kratzer Energietechnik in Gablingen spürt den Förderstopp an seinen eigenen Aufträgen zwar noch nicht. Die meisten Hausbesitzerinnen und -besitzer planen energetische Sanierungen als Einzelmaßnahmen wie eine neue Heizung mit einer Bafa-Förderung, die weiterläuft. Aber der Firmenchef kennt einige Häuslebauer, deren Finanzierung nun quasi über Nacht zusammengebrochen ist: "Deren Problem ist, dass die Planung schon so weit fortgeschritten ist, dass es auch kein Zurück mehr gibt", so

    Dass die fehlende Förderung letztendlich die Kundinnen und Kunden trifft, bestätigt auch Christian Nayyeri vom Bauträger tfm Wohnbau GmbH. „Wer sich die Förderung jetzt nicht mehr holen kann, zahlt am Ende mehr“, so der Leiter der Verkaufssteuerung. Die Bauprojekte des Bauträgers laufen unverändert weiter, aber Nayyeri findet es natürlich „höchst ärgerlich, dass wir über Monate alles für die Förderung bei der KfW vorbereitet haben und nun alles umsonst war.“

    Der Stadt Neusäß fehlen 1,4 Millionen fürs Feuerwehrhaus

    Hart treffen würde der Förderstopp nicht nur private Häuslebauer, sondern auch die öffentliche Hand wie die Stadt Neusäß, die für geschätzt 15,3 Millionen Euro ein neues Feuerwehrhaus bauen will. Zuletzt hatte sich der Stadtrat nach eingehender Diskussion dazu entschieden, nach dem höchsten Energiestandard, nach der KfW-40-Förderrichtlinie, zu bauen, obwohl das teurer ist. Schließlich erhalte man eine hohe Förderung von der KfW. "Und jetzt haben wir nach dem Förderstopp eigentlich eine Finanzierung, die nicht mehr gesichert ist", sagt der Neusässer Bürgermeister Richard Greiner (CSU). Ohne KfW-Förderung wären derzeit nämlich 1,4 Millionen Euro nicht gedeckt. Anders gesagt: Das Feuerwehrhaus würde dann fast 17 Millionen Euro kosten. Und dies vor dem Hintergrund, dass die Kostensteigerung ohnehin schon im Stadtrat für Unwohlsein gesorgt hatte.

    Das Feuerwehrhaus in Neusäß wird neu gebaut.
    Das Feuerwehrhaus in Neusäß wird neu gebaut. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Vor gut einem Jahr war man noch von geschätzten Kosten in Höhe von 10,3 Millionen ausgegangen. Daher sei auch der Vorschlag der Grünen, die Finanzierungslücke zunächst über den kommunalen Haushalt zu finanzieren, im Stadtrat vermutlich nicht mehrheitsfähig, meint Greiner.

    Doch die finanzielle Seite ist nicht das einzige Problem. "Das hat natürlich massive Auswirkungen auf unseren Zeitplan", so Greiner. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, hätte man im Herbst mit dem Bau des neuen Feuerwehrhauses beginnen können. Die Stadt werde von der Bundespolitik bestraft, obwohl man gewillt war, nach dem höchsten, zukunftsfähigen, aber teuersten Energiestandard zu bauen. "Das sollte unbedingt weiter gefördert werden." Zunächst einmal sei das Projekt aber leider ausgebremst, bis die neuen Richtlinien des Bundes bekannt werden.

    "Völlig überrumpelt" von dem Wegfall der KfW-Förderung fühlte sich auch Stadtbergens Stadtbaumeister Rainer Biedermann. Auf rund 375.000 Euro bezifferte er die Finanzierungslücke, die nun bei dem geplanten Neubau eines Mehrfamilienhauses mit zehn Wohnungen in der St.-Florian-Straße entstanden sei. "Ohne eine Förderung wird sich das Projekt nicht umsetzen lassen", sagte er. Biedermann hofft nun, dass die neue Bundesregierung den Kommunen schnellstmöglich neue Fördermöglichkeiten erschließt. (mit thia)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden