Abkühlung bitte! Alle haben diesen großen Wunsch bei Hitze. Neben dem Badesee bieten Kneippanlagen eine Erfrischung. Im Storchenschritt geht es durch das bestenfalls eiskalte Wasser, bis es in den Beinen zieht und kribbelt. Ein Eldorado für Kneipp-Anhänger ist der Raum Meitingen und das Lechtal. Fünf Anlagen gibt es dort, wir haben alle ausprobiert und getestet. Auf geht´s zur Kneipptour:
Westendorf Wir starten in Westendorf, dem Rolls-Royce unter den Kneippanlagen. Die Wassertretanlage außerhalb des Ortes am Schmütterle ist beliebt. Im Hochsommer bilden sich schon mal Warteschlangen am Abend. Hier gibt es fast immer die Gelegenheit zu einem Ratsch auf einer der schönen Holzbänke. Wer es ruhig haben will, genießt den freien Blick über die Felder und auf die Kirche. Nach dem Storchengang im kalten Wasser gehen die Besucher erst einmal durchs weiche Gras oder massieren ihre Fußsohlen auf den ausgelegten Steinen. Zwei oder drei Runden im Wasser? Die Meinungen gehen hier schon mal auseinander. Es gibt einheimische Profis, die auch im Winter die Anlage nutzen und über diese Frage schmunzeln können. Ein noch nicht so "gestähltes" Ehepaar, das mit dem Rad aus Gersthofen gekommen ist, hastet lieber nach zwei Runden raus, das Ziehen in den Beinen wird zu stark. Genau so soll es ja sein.
Die Anlage in Westendorf besticht durch ihre Gepflegtheit, Hygiene und schöne Bepflanzung. Der Ursprung der Anlage geht zurück auf Georg Ziesenböck, der vor einigen Jahren seinen Traum von einer Wassertretanlage bei dem Feldkreuz verwirklicht hat. Der ehemalige, inzwischen verstorbene Zimmerermeister hat mit seinen beiden Mitarbeitern Walter Schmid und Josef Specht viele Stunden in den Bau investiert. Auch ein Armbecken ist vorhanden – so wie es zu einer Kneipp-Anlage gehört. Fazit: Ein Besuch hier lohnt sich auf jeden Fall, morgens ist es ruhiger als am Abend.
Allmannshofen In Allmannshofen ist eine neue Kneippanlage in der Ortsmitte gebaut worden, nachdem der Versuch in Holzen aufgegeben wurde. Die Becken für Beine und Arme sind picobello in Ordnung. Allmannshofen punktet mit seinem großen Armbecken, das an anderen Orten oftmals stiefmütterlich behandelt wird. Das Wasser direkt aus der Quelle ist erfrischend und vergleichsweise tief. Auch für Wanderer, die auf dem "Zeit auf dem HOLZenerWEG" unterwegs sind, lohnt sich der kurze Abstecher. Der Boden ist gefliest, manchmal ein wenig rutschig. Aber das ist kein Problem, denn man kann sich bei dem Rundgang am Geländer festhalten. Allmannshofen hat zwei Bänke zur Rast aufgestellt, da der Weg zum Becken zwar kurz, aber steinig ist, sind Badeschuhe ein guter Tipp. Fazit: einwandfreier neuer Zustand, schöne ruhige Lage.
Ellgau Apropos Badeschuhe: Diese empfehlen sich auch in anderen Anlagen wie in Ellgau. Dort ist das Kneippbecken nahe des Trafoturms in den renaturierten Mühlbach integriert worden. Ein junger Mann, der in einem Haus am Bach aufgewachsen ist, weiß das natürlich, und watet mit Gummischuhen nicht nur durch die Kneippanlage, sondern ein Stück den Bachlauf entlang. "Barfuß ist eher schlecht", gibt er als Tipp.
Weitere Kneippanlagen im Umkreis
Wertingen: Dillinger Straße
Holzheim: Mühlbergweg 1
Zusamaltheim: Wertinger Straße 6a
Altenmünster: Oberriedweg 7, Zusamzell
Zusmarshausen: Am Horn 1
Aystetten: Sebastian-Kneipp-Straße (wird zurzeit renoviert, evtl. Eröffnung im September)
Neusäß: Gailenbacher Weg 32, Täfertingen (schön kaltes Wasser von der Loderberg-Quelle)
Stadtbergen: August-Abenstein-Weg
Fischach: Schmutterweg 6, vor dem Naturfreibad eine weitere bei der Freizeitanlage Itzlishofen
Bobingen: Römerstraße 7
Königsbrunn: Unteren Kreuzstraße, im Sport- und Freizeitpark West
Schwabmünchen: Menkinger Weg 10a
Markt Wald: hier gibt es mehrere Kneippanlagen, eine genaue Ortsbeschreibung ist auf der Website der Gemeinde zu finden
Über Stufen gelangen die Besucher ins kühle Nass, auch ein Geländer zum Festhalten gibt es. Die Gemeinde hat die Anlage mit einem Holzdeck zum Sonnen und Bänken ergänzt. Kinder haben ihren Spaß daran, über ins Wasser gelegte Steinbrocken zu springen und nach Fröschen Ausschau zu halten. Fazit: idyllische Lage im Ortskern, eine Anlage für Naturliebhaber.
Thierhaupten Den freien Blick in die Natur bietet auch die neue Kneippanlage in Thierhaupten unterhalb des Klosters nahe des Weihers. Erfrischung bietet hier die Friedberger Ach, vor allem vormittags im angenehmen Schatten der hohen alten Bäume. Kneippfans finden sowohl an den Stufen als auch beim Rundgang durchs Wasser an einem Geländer Halt. Zwischen den Runden können die Gäste auf Steinstufen rasten, Kinder über Felsbrocken hüpfen. Es gibt kein Armbecken. Zusammen mit dem Allgemeinmediziner Dr. Jakob Berger hat der Markt Thierhaupten die Planung des Kneippbeckens in Angriff genommen. Berger betont, dass das Kneippen ein anerkanntes Heilverfahren sei. Fazit: eine sehr romantisch gelegene Anlage, für Jung und Alt gut nutzbar.
Ehingen Ortskundige kennen die versteckt im Dorf liegende Kneippanlage in Ehingen. Sie ist direkt am Ehinger Bach gelegen. Ein Plätschern weist den Weg dorthin. Die Ehinger haben ihre Anlage liebevoll gestaltet. Kräuter wie Johanniskraut oder Zitronenmelisse wachsen drumherum. Auf Schildern wird ihre heilende Wirkung erklärt. An einem Baumstamm hängt ein Bild mit den Regeln von Sebastian Kneipp fürs Wassertreten. In der Mitte des Bachs verläuft ein Holzgeländer, an dem sich Wassertreter festhalten können. Bei hohen Temperaturen verliert das Wasser so wie bei allen in Bäche integrierten Anlagen oftmals an Frische. Bänke, Tische und ein Mülleimer runden das Bild ab. Fazit: naturnahe Anlage, mit viel Liebe zum Detail.