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Landkreis Augsburg: Waldbesitzer setzen beim Kampf gegen Borkenkäfer auf Hilfe aus dem All

Landkreis Augsburg

Waldbesitzer setzen beim Kampf gegen Borkenkäfer auf Hilfe aus dem All

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    Konrad Rösch (AELF Augsburg), Lukas Schneider (FBG Augsburg Nord), Waldbesitzerin Monika Plank und Förster Thomas Miehler machten sich in Heretsried ein Bild vom in diesem Jahr extrem starken Befall durch den Borkenkäfer.
    Konrad Rösch (AELF Augsburg), Lukas Schneider (FBG Augsburg Nord), Waldbesitzerin Monika Plank und Förster Thomas Miehler machten sich in Heretsried ein Bild vom in diesem Jahr extrem starken Befall durch den Borkenkäfer. Foto: Carolin Prokscha

    Die beiden Waldstücke bei Heretsried sind seit drei Generationen im Familienbesitz. "Meine Großeltern haben sich damals den Kaufpreis vom Mund abgespart", sagt Monika Plank. Die insgesamt sieben Hektar sollten neben dem landwirtschaftlichen ein zusätzliches Standbein sein, um den Kindern ein Auskommen zu sichern. Erreicht werden sollte dies durch das Anpflanzen von Bäumen, die schnell wachsen und möglichst viel Holz liefern: Fichten. Schließlich waren Buchdrucker und Kupferstecher, die beiden bedeutendsten Borkenkäfer, damals noch kein Thema. "Heute aber stehen wir vor der Warnstufe Rot", sagt Förster Thomas Miehler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg (AELF). Bei einem Ortstermin am Donnerstag nahmen Experten den Wald von

    Schon von Weitem sind von der kleinen Kapelle am Ortsausgang vom Heretsried die Schäden in den Wäldern zu sehen. "Jeder Wipfel, der sich rot verfärbt hat, ist bereits vom Borkenkäfer befallen", sagt Miehler. Zu retten sei dieser Baum nicht mehr. Doch der Schaden ist noch viel größer. Auch die Bäume in unmittelbarer Nähe sind bereits besiedelt. Wie bei einem Dominoeffekt breitet sich der Schädling von Stamm zu Stamm aus. Rund 100 Bäume wird Monika Plank in diesem Jahr alleine dadurch den Borkenkäfer verlieren. Nachwachsen werden gerade einmal 40, macht somit ein Minus von 60. "Da ist der Verlust durch Sturmschäden aber noch nicht mit eingerechnet", sagt sie. Jeder umgeknickte Baum und jeder befallene Stamm sei für sie "ein Schlag im Kontor, der mir im Herzen wehtut". Es sind viele Schläge, die die Waldbesitzerin heuer einstecken muss.

    Heuer entstehen bis zu fünf Generationen an Borkenkäfern

    Die Brut der Borkenkäfer entwickelt sich in der Rinde. Pro Jahr können bis zu drei Generationen entstehen. "Doch aufgrund der Hitze und der großen Trockenheit müssen wir heuer mit vier bis fünf Generationen rechnen", sagt Miehler. Was dies bedeute, zeige folgendes Szenario. Eine befallene Fichte setzte etwa 20.000 Käfer frei, die Hälfte davon ist männlich. "Diese männlichen Käfer sind die Ersten, die dann einen neuen Baum befallen", erklärt der Förster. Werden rund 20 weitere Bäume in Mitleidenschaft gezogen, summiert sich der Befall durch immer neue Larven ruckzuck auf 400.000 Käfer. Schwärmt aus dieser Brut wiederum die männliche Hälfte aus, können weitere 400 Fichten erfolgreich angegriffen werden. Fieberhaft versuchen daher die Experten, mit verschiedenen Strategien die in diesem Jahr so dramatische Entwicklung einzudämmen. Dabei spielt nicht nur der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle.

    Wichtiges für Waldbesitzer zum Thema Borkenkäfer

    In Zusammenarbeit mit den Forstbetriebsgemeinschaft werden immer wieder Informationsveranstaltungen zum Thema Borkenkäfer an. Die nächste findet in Kooperation mit der FBG Augsburg West statt.

    Die nächste Veranstaltung ist am Montag, den 22. August, um 17.30 Uhr in Mickhausen. Treffpunkt ist die Mickhauser Alm, Waldesruh 1. Die Teilnahme ist kostenlos und soll das Erkennen und forstfachlich richtige Handeln bei Borkenkäferbefall an Fichte zeigen.

    Desweitern können sich Waldbesitzer über das Borkenkäferinfoportal der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft informieren:

    https://www.lwf.bayern.de/waldschutz/monitoring/065609/index.php

    Waldbesitzer oder auch Waldbesucher können anhand des „Förster-Finders“ ganz einfach den zuständigen Revierleiter des AELF ermitteln:

    https://www.stmelf.bayern.de/wald/waldbesitzer_portal/025776/index.php

    "Natürlich ist es so, dass der Preis fällt, je mehr Holz auf den Markt kommt", sagt Miehler. Vor allem China sei ein guter Abnehmer, der auch die von Borkenkäfern befallenen Stämme gerne kauft, da sie abgesehen von bläulichen Flecken qualitativ genauso wertig seien. Ein größeres Problem war aber bislang die Lagerung der gefällten Bäume. "Hier haben wir nun in Zusammenarbeit mit der Forstbetriebsgemeinschaft Augsburg-Nord (FBG) acht verschiedene Plätze im Landkreis gefunden, die sich außerhalb der Gemeinden und mindestens 500 Meter entfernt vom Wald befinden", sagt Miehler.

    Dort könnten die geschlagenen und entasteten Bäume gelagert werden, ohne dass sie mit Gift behandelt werden müssen. Eine gute Methode zur Früherkennung sei mittlerweile auch durch satellitengestützte Überwachung möglich.

    Waldbesitzer und Spaziergänger sollen Schäden melden

    "Es gibt mittlerweile Unternehmen, die für eine jährliche Gebühr von 72 Euro einen permanenten Monitoring-Service anbieten", sagt Lukas Schneider von der FBG. Durch diese Überwachung aus dem All werde dank der Früherkennung wertvolle Zeit gefunden, um den Befall rechtzeitig einzugrenzen. Miehler appelliert zudem an alle Waldbesitzer oder auch Spaziergänger, die Augen aufzuhalten und mögliche Schäden direkt beim zuständigen Förster zu melden. Wer der richtige Ansprechpartner ist, könne leicht im Internet über das Portal des AELF in Erfahrung gebracht werden. "Dort gibt es unter dem Punkt 'Wald und Holz' einen Försterfinder", erklärt Miehler. Man müsse lediglich im Suchfenster den Namen der Gemeinde eingeben und auf "Los" klicken, schon erscheinen die Kontaktdaten des zuständigen Försters.

    Der Borkenkäfer

    Größe des Buchdruckers: 4-5,5 mm

    Größe des Kupferstechers: 1,6-3 mm

    Natürliche Feinde: Erz- und Schlupfwespen, Ameisenbuntkäfer, Jagdkäfer, Spechte und Pilze. Die Wirkung ist bei starkem Auftreten des Borkenkäfers nicht ausreichend.

    Überwintern: Entweder in der Rinde oder im Boden. Auf mehrtägigen starken Frost reagieren nur junge Larven empfindlich.

    Ausschwärmen: Ab 16,5ºC und einer Tageslänge von 14 Stunden schwärmt der Borkenkäfer bei guter Witterung aus seinem Winterquartier.

    Brut: Die Entwicklungsdauer vom Ei bis zum Ausschwärmen der Jungkäfer ist stark temperaturabhängig und erstreckt sich über sechs bis zehn Wochen. Im Jahr werden mehrere Brutzyklen durchlaufen.

    Borkenkäfer-Monitoring: Unter www.borkenkaefer.org gibt es einen Überblick über die aktuelle Borkenkäfer-Situation in Bayern. (kama)

    Monika Plank ist dankbar für die Hilfe der Experten. "Ich habe ja auch noch einen Hauptberuf als Leiterin für Wirtschaft und Versorgung in einem Krankenhaus und könnte allein schon aus Zeitgründen meinen Wald gar nicht regelmäßig kontrollieren", sagt sie. Sie hat sich aber noch zu einer weiteren Maßnahme entschlossen, um dem Borkenkäfer den Garaus zu machen. "Das Einzige, was auch langfristig hilft und dem Klimawandel trotzen kann, ist der Umbau des Waldes", sagt sie. Und so werden auf ihren sieben Hektar nach und nach immer mehr Eichen, Bergahorn, Esskastanien oder Flatterulme wachsen. "Denn Fichten haben keine Zukunft mehr."

    Der Klimawandel macht dem Wald zu schaffen. Deswegen muss er sich verändern. Im Podcast "Augsburg, meine Stadt" sagt Försterin Eva Ritter, wie unser Wald deswegen in hundert Jahren aussehen wird.

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