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Landkreis Augsburg: AstraZeneca nur beim Hausarzt: So werden die Impfstoffe eingesetzt

Landkreis Augsburg

AstraZeneca nur beim Hausarzt: So werden die Impfstoffe eingesetzt

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    Anselma Schuster aus Neusäß  links im Bild bekam als erste Impfung den Wirkstoff von Astrazeneca. Ihre Schwester Petra Schuster möchte, dass sie auch die zweite Dosis des Herstellers bekommt.
    Anselma Schuster aus Neusäß links im Bild bekam als erste Impfung den Wirkstoff von Astrazeneca. Ihre Schwester Petra Schuster möchte, dass sie auch die zweite Dosis des Herstellers bekommt. Foto: Marcus Merk

    Welcher Impfstoff ist der richtige? Diese Frage treibt zurzeit viele Menschen um. Besonders, wenn es um die zweite Spritze geht. Denn nicht jeder bekommt den gleichen Impfstoff auch beim zweiten Mal. "Das versteht man doch nicht", sagt Petra Schuster aus Hainhofen. Sie kümmert sich um ihre behinderte Schwester. Die 57-Jährige mit Down-Syndrom war im März an der Reihe. Damals bekam sie im Bobinger Impfzentrum eine Spritze mit dem Wirkstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca. Nun, knapp drei Monate später, soll es zumindest dort einen anderen Impfstoff geben. Warum?

    Aktuell wird AstraZeneca in den Impfzentren in Bobingen und Gablingen nur noch zur Zweitimpfung an Menschen über 60 Jahre verabreicht. Damit halte man sich an eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) erklärt Jens Reitlinger, Sprecher des Landratsamts. Der Grund für diese Altersbeschränkung liegt in den seltenen Fällen von Thrombosen in Kombination mit Thrombopenien, die nach der Impfung bei wenigen Geimpften aufgetreten sind. "AstraZeneca ist für Personen unter 60 Jahren nur nach eingehender ärztlicher Beratung zugelassen", sagt Reitlinger. Diese könne in den Impfzentren aber nicht in gleicher Form wie beim behandelnden Hausarzt gewährleistet werden. Deshalb gibt es AstraZeneca aktuell nur noch beim Hausarzt. Ausnahme ist die zweite Impfung bei Menschen über 60 Jahren.

    Welche Empfehlung die Impfkommission zu AstraZeneca gibt

    Haben unter 60-Jährige beim ersten Termin AstraZeneca bekommen, empfiehlt ihnen die Impfkomission beim zweiten Mal einen anderen Wirkstoff. Nur in Einzelfällen und nach einer individuellen Risikoanalyse mit einem Arzt solle AstraZeneca bei der Zweitimpfung verwendet werden. Genau das will Petra Schuster für ihre behinderte Schwester. Leicht mache sie sich diese Entscheidung nicht: "Es ist sehr schwierig das zu entscheiden. Vor allem, wenn es um einen anderen Menschen geht", sagt Schuster. Doch ihre Schwester habe die erste Dosis AstraZeneca gut vertragen. Deshalb habe sie sich bei der Hausärztin nach einer weiteren Impfung mit dem Stoff erkundigt. Doch: "Da wusste man anfangs gar nicht, dass die Hausärzte jetzt dafür zuständig sind". Auch bei der Hotline des Landkreises habe man ihr nicht weiterhelfen können. Stattdessen habe man sie vertröstet, die Regeln könnten sich bis zum zweiten Termin im Juni ja noch ändern.

    Ähnliches berichtet auch Christine Teut aus Ustersbach. Die 51-jährige Zahnarzthelferin ist ebenfalls mit AstraZeneca erstgeimpft. In knapp einer Woche steht der zweite Termin im Impfzentrum an. "Ich weiß nicht, was ich machen soll", sagt Teut. Sie hatte in unserer Zeitung gelesen, dass sie nur beim Hausarzt die zweite Dosis AstraZeneca bekommt. Doch der wolle ihr das Mittel nicht geben, sagt Teut: "Man hat mir erklärt, dass in der Praxis keine Zweitimpfungen gemacht werden." Noch sei sie unsicher, ob sie nun ein anderes Mittel annehmen möchte.

    Zweitimpfung: AstraZenaca gibt es im Kreis Augsburg nur beim Hausarzt

    Aus Sicht von Hausarzt Dr. Berger, der in Herbertshofen praktiziert, gibt es keinen Grund zur Sorge. Er sagt: "Alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe sind sicher." Wenige Nebenwirkungen habe es bei den Mitteln aller Hersteller gegeben. Allerdings stünden die in keinem Verhältnis zu den Risiken einer Corona-Erkrankung. Berger verimpft - nach ausführlicher Beratung - auch AstraZeneca an unter 60-Jährige. Dass einige seiner Kollegen das nicht machen, könne mehrere Gründe haben. Berger: "Vielleicht ist ihnen die Aufklärung der Patienten zu aufwendig." Schließlich brauche es dafür viel Zeit. Oder sie wüssten nicht, dass auch beim Verimpfen des umstrittenen Stoffs an Jüngere die sogenannte Staatshaftung greift. Das bedeutet, bei möglichen Impfschäden haftet der Staat und nicht der Impfarzt.

    Unter Bergers Patienten gibt es einige, die bereits die erste Spritze AstraZeneca bekommen haben und auch die zweite mit diesem Mittel wollen. Sollte ein Patient keinen Hausarzt finden, der das Mittel auch bei passenden Umständen nicht verimpfen möchte, würde über die Impfzentren ein passender Arzt vermittelt, sagt Berger. Doch weshalb wollen einige Patienten keine Kreuz-Impfung? "Da gibt es zurzeit viele Gerüchte", sagt Berger. Manch einer fürchte, dass bestimmte Länder in Zukunft nur Menschen mit zwei Impfungen eines Vakzins einreisen lassen. Andere hätten Angst vor möglichen Nebenwirkungen bei einem Wechsel. Doch wie sicher ist eine Kreuz-Impfung? "Da gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse", sagt Dr. Berger. Noch reiche die Studienlage nicht aus.

    Wie viele Menschen lehnen eine zweite Impfung ab?

    Zahlen darüber, wie viele Menschen die zweite Impfung ablehnen, weil sie sich den Stoff nicht aussuchen können, gibt es nicht. Das liege an der Software, mit der die Impftermine verteilt werden, erklärt Landratsamtssprecher Jens Reitlinger: "Wird ein Termin abgelehnt, wird die Dosis einer anderen registrierten Person zugeteilt. Es ist hier aber von keiner hohen Anzahl auszugehen." Aktuell (Stand Montag) lagern in den beiden Impfzentren des Landkreises 888 Dosen Biontech, 1260 Dosen Moderna und 234 Dosen AstraZeneca. Letzteres ausschließlich für Zweitimpfungen von über 60-Jährigen.

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