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Landkreis Augsburg: Analyse: Sieben Lehren aus der Kommunalwahl im Landkreis Augsburg

Landkreis Augsburg

Analyse: Sieben Lehren aus der Kommunalwahl im Landkreis Augsburg

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    Die Stimmen vom Sonntag sind ausgezählt: In sechs Städten und Gemeinden im Landkreis Augsburg müssen die Helfer in zwei Wochen wieder ran.
    Die Stimmen vom Sonntag sind ausgezählt: In sechs Städten und Gemeinden im Landkreis Augsburg müssen die Helfer in zwei Wochen wieder ran. Foto: Marcus Merk

    Außer in sechs Orten im Augsburger Land ist die Kommunalwahl 2020 Geschichte. Dort müssen die Bürger noch einmal ran, um die Bürgermeister zu bestimmen. Doch schon jetzt lassen sich einige Lehren ziehen.

    1. Der Amtsbonus wirkt

    Landrat Martin Sailer und der Königsbrunner Bürgermeister Franz Feigl sind die besten Beispiele: Trotz fünf beziehungsweise sechs Gegenkandidaten behaupteten sich die beiden CSU-Politiker souverän. Hier triumphiert Schwarz. Auch alle anderen Bürgermeister, die wieder antraten, haben sich behauptet oder sind zumindest in die Stichwahl gekommen - mit einer Ausnahme: In Mickhausen ist nach zwölf Jahren für Amtsinhaber Franz Biechele Schluss. Der Wähler wechselte ihn gegen Mirco Kujath aus. Kurios: Dinkelscherbens Edgar Kalb, der den Sieg im ersten Wahlgang nur hauchdünn verpasste und darüber sehr enttäuscht war, hat sich am Montag kommentarlos in den Urlaub verabschiedet.

    2. Die Persönlichkeit zählt

    Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen. Diese alte Weisheit hat sich wieder bestätigt. Besonders deutlich wird dies bei den landkreisweiten Wahlen. Während Landrat Sailer 55 Prozent erhielt, wird seine Partei, die CSU, für den Kreistag rund zwölf Prozentpunkte weniger und damit ihr schlechtestes Ergebnis seit Jahrzehnten einfahren. Dagegen sind Grüne, Freie Wähler und SPD stärker als ihre jeweiligen Spitzenkandidaten.

    Von CSU-Urgestein Max Strehle gab es einen Kuchen für den Wahlsieger Martin Sailer. Strehle schreibt gerade die 55 für das Ergebnis Sailers drauf.
    Von CSU-Urgestein Max Strehle gab es einen Kuchen für den Wahlsieger Martin Sailer. Strehle schreibt gerade die 55 für das Ergebnis Sailers drauf. Foto: Merk

    3. Landkreis Augsburg: Die Vielfalt im Kreistag wächst

    Kommunalwahlen sind immer schon eine Domäne von verschiedenen parteifreien Gruppen, die oft die großen Parteien hinter sich lassen. Wer die überzeugenderen Kandidaten hat, gewinnt. Aber auch der Kreistag wird immer bunter. Erstmals ziehen dort die AfD und die Linke ein. Insgesamt werden in dem 70-köpfigen Gremium acht Parteien vertreten sein und Landrat Sailer und die CSU müssen sich einen Partner suchen. Zurzeit ist das die SPD. Davor waren es die Freien Wähler. Aber auch mit den Grünen kann es der Landrat. Das beweist er auf Bezirksebene.

    4. Grüne gewinnen, aber nicht überall

    Große Gewinner sind die Grünen. Silvia Daßler landet auf Platz zwei, die Fraktion wird nach der CSU voraussichtlich die zweitstärkste im neuen Kreistag (noch ist die Auszählung nicht vollständig abgeschlossen). Die Grünen haben im Vorfeld der Wahl eifrig neue Ortsverbände gegründet und sich neues Terrain erschlossen. Das hat sich ausgezahlt. Stark sind die Grünen vor allem in den großen und nahe an Augsburg gelegenen Orten. Auf dem Land und hier vor allem im nördlichen Landkreis sind die Freien Wähler stark. Einzige Ausnahme in diesem Trend stellt Gersthofen dar. Dort sind die FW traditionell stark.

    5. SPD ohne Hochburgen im Kreis Augsburg

    Der Abstieg der SPD geht ungebremst weiter. 2002 hatte sie im Kreistag noch 16 Sitze. Vor sechs Jahren waren es immerhin noch zwölf. Jetzt sieht es aktuell nach sechs oder sieben Sitzen aus, womit das bisherige Bündnis mit der CSU (30 oder 29) nur noch eine wackelige Mehrheit hätte. Auffällig: Die Genossen haben längst keine Hochburgen mehr. In Bobingen und Stadtbergen reichte es bei den Landratswahlen gerade noch zu einem zweistelligen Ergebnis. In Schwabmünchen gab es sogar 20 Prozent, von dorther kommt auch Spitzenkandidat Fabian Wamser.

    Fabian Wamser trat als Landratskandidat für die SPD an.
    Fabian Wamser trat als Landratskandidat für die SPD an. Foto: Daniel Weber

    6. Wahlbeteiligung: Wieder mehr Wähler

    Mit exakt 198.849 Menschen gab es im Landkreis so viele Wahlberechtigte wie noch nie. Trotz Coronavirus stieg die Wahlbeteiligung erstmals seit Jahren wieder an und lag bei den Landratswahlen bei 59,2 Prozent (Landkreis-Durchschnitt). Klar zu erkennen: Wo die Menschen keine Wahl hatten, weil nur ein Bürgermeisterkandidat zur Verfügung stand, war die Wahlbeteiligung in der Regel niedrig. Mangelende Auswahl ist schlecht für die Demokratie und das ist ein klarer Denkanstoß für alle: Wie wird das Amt des Bürgermeisters attraktiver.

    7. Zu wenig Frauen

    Von 46 Bürgermeistern im Landkreis sind genau vier Frauen. Das ist ein Rückschritt. Vor sechs Jahren waren es noch sechs. Vielleicht kommt in zwei Wochen noch eine dazu, wenn Karina Ruf die Stichwahl in Gablingen gewinnt. Insgesamt gibt es bislang zwölf neue Rathauschefs. In sechs Rathäusern fällt die Entscheidung in zwei Wochen per Briefwahl.

    Lesen Sie alle Entwicklungen rund um die Wahl bei uns im Live-Blog: Wahl im Kreis Augsburg: Ziehen Linke und AfD in den Kreistag ein?

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