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Kühlenthal: Experiment mit Vier-Tage-Woche: Jeden zweiten Freitag hat die Firma frei

Kühlenthal

Experiment mit Vier-Tage-Woche: Jeden zweiten Freitag hat die Firma frei

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    In Andreas Kreuzers Firma geht es familiär zu. Die Einführung des Recharge-Days hat die Belegschaft entspannt. Und es gäbe – mit oder ohne Freibier – auch noch Platz für weitere Fachkräfte.
    In Andreas Kreuzers Firma geht es familiär zu. Die Einführung des Recharge-Days hat die Belegschaft entspannt. Und es gäbe – mit oder ohne Freibier – auch noch Platz für weitere Fachkräfte. Foto: Steffi Brand

    Bei der Firma Kreuzer Haustechnik in Kühlenthal haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit diesem Jahr mehr Zeit, um „aufzuladen“. Jeder zweite Freitag ist dort ein sogenannter „Recharge-Day“, was bedeutet: Die Firma ist zu. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben frei. Recharge heißt auf Deutsch so viel wie „aufladen“. Dann kann das lange Wochenende zum Ausspannen genützt werden. Doch kann dieses Experiment mit der derzeit viel diskutierten Vier-Tage-Woche wirklich gelingen?

    Trotz aller Skepsis zu Beginn hat sich das moderne Arbeitszeitmodell für die Firma Kreuzer durchweg gelohnt, schwärmt Andreas Kreuzer und berichtet: Die Überstunden der Belegschaft sinken, die Truppe wird produktiver, die Krankheitstage werden weniger und die kurze Vier-Tage-Woche lasse sich deutlich entspannter bewerkstelligen, wohingegen die lange Fünf-Tage-Woche durchaus an den Kräften zehre. Und der Recharge-Day bringt dem Kreuzer-Team noch viel mehr, verrät der Geschäftsführer. Das merkt er spätestens dann, wenn es am Donnerstagabend vor dem Recharge-Day nach Feierabend gesellig wird. Zusammenzustehen und sich zu unterhalten – „das tut uns allen gut“, berichtet der 33-Jährige, der die Firma von seinem Vater übernommen hat. „Mein Vater hat die Hände vor den Kopf geschlagen“, berichtet Andreas Kreuzer, als er dem Firmengründer von der Recharge-Day-Idee berichtet hat. 

    Wenn die Arbeitswoche in Kühlenthal schon am Donnerstag endet

    Und wie haben die Mitarbeiter reagiert? Pünktlich zur Weihnachtsfeier ließ Andreas Kreuzer die Bombe platzen und verkündete seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie ab dem Jahr 2023 jeden zweiten Freitag freihaben werden. Ungläubige Gesichter blickten ihn an, denn die Belegschaft wusste: Die Auftragsbücher sind voll. „Die haben gedacht, ich spinne“, erinnert sich Andreas Kreuzer lachend zurück. Heute spricht er von einem „Meilenstein“. „Wir haben es anders eingeteilt und es funktioniert“, freut sich der 33-jährige Unternehmer, dessen Belegschaft das Arbeitspensum von 40 auf 38 Stunden reduziert hat. Der Denkansatz habe sich geändert, berichtet Kreuzer: Früher hatten die Mitarbeiter reichlich Überstunden, die auch bezahlt wurden. Heute haben sie mehr freie Zeit, die vor allem bei Jüngeren sehr gut ankomme.

    Mittlerweile werden die anstehenden Aufträge effektiver geplant, die Zeitpläne sind straffer und selbst der Unsicherheitsfaktor, wie es wohl die Kunden aufnehmen werden, wenn alle zwei Wochen am Freitag die Bandansage über den Recharge-Day informiert, ist längst verflogen. Die Kunden rufen einfach am Montag noch einmal an, weiß Andreas Kreuzer nun und verrät auch, dass es auch Zuspruch von Kunden gibt, die loben „dass sich endlich ein Unternehmen getraut hat“.

    Vier-Tage-Woche: Beschäftige in Kühlenthal bekommen weitere "Extras"

    Für Andreas Kreuzer, der im Jahr 2012 ins Unternehmen eingestiegen und die Firma seines Vaters im Jahr 2014 übernommen hat, ist der Recharge-Day ein Baustein von vielen, um das Unternehmen attraktiv für die Belegschaft zu machen. Gehaltsanpassungen seien nötig gewesen, damit auch Fachkräfte im Handwerk die Möglichkeit haben, eine Familie zu ernähren und sich vielleicht sogar den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Im Sommer wartet im Gefrierschrank Eis auf die Belegschaft. Gemeinsam auf eine Hütte in den Bergen zu fahren, könnte die nächste Idee sein, die das Teamgefühl weiter stärkt.

    Das Team, das aus erfahrenen Fachkräften und jungen Nachwuchskräften gleichermaßen besteht, ist übrigens längst nicht vollständig. Für die MEGA, die Meitinger Gewerbeausstellung, ließ Kreuzer gemütliche Strandstühle mit einem einladenden Spruch bedrucken ließ: „Lass uns bei einem Freibier darüber reden“, stand auf den Stühlen, die potenziellen Mitarbeitern den Betrieb schmackhaft machen sollten.

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