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Kreis Augsburg: Straßenbahn-Linie 4 nach Gersthofen: Überfällig oder Irrsinn?

Kreis Augsburg

Straßenbahn-Linie 4 nach Gersthofen: Überfällig oder Irrsinn?

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    Endstation für die Straßenbahn ist derzeit in Oberhausen Nord. Nun wird eine Verlängerung der Linie 4 nach Gersthofen diskutiert, morgen sind die Pläne erneut Thema im Gersthofer Stadtrat.
    Endstation für die Straßenbahn ist derzeit in Oberhausen Nord. Nun wird eine Verlängerung der Linie 4 nach Gersthofen diskutiert, morgen sind die Pläne erneut Thema im Gersthofer Stadtrat. Foto: Marcus Merk (Symbolfoto)

    Am Mittwoch sollen sich Gersthofer Stadträte im Planungsausschuss erneut mit dem Thema „Straßenbahn nach Augsburg befassen“. Sollte Gersthofen diesen tatsächlich ins Auge fassen, würde ein Jahre langer Prozess beginnen. Doch unter unseren Lesern wird das Thema jetzt schon heiß diskutiert. Die Bandbreite der Reaktionen reicht von „bloß nicht“ bis „höchste Eisenbahn“.

    Zunächst einmal die Fakten, soweit sie bekannt sind: Laut einer Studie, die vergangene Woche im Stadtrat vorgestellt worden ist, wäre eine Verlängerung der Linie 4 technisch machbar. Diese würde von ihrem jetzigen Endpunkt Augsburg-Nord über die Augsburger und Donauwörther Straße durch Gersthofen fahren. Endpunkt wäre weit im Norden in Höhe der Berliner Straße. Die 3,8 Kilometer lange Strecke hätte mehr als zwei Kilometer keinen eigenen Gleiskörper. Das heißt: Autos und Tram müssten sich den Platz auf der Straße teilen. Die Rede ist von 16 Ampelanlagen und Kosten von 45 Millionen Euro.

    Das sagen Gegner der Straßenbahn

    Anita Hübner pendelt jeden Tag zum Augsburger Königsplatz. Dazu fährt sie mit dem Auto täglich zum Park&Ride-Platz. Eine Verlängerung der Straßenbahn nach Gersthofen hinein ist für sie „nicht sinnvoll, sondern nur eine Verschwendung von Steuergeldern. Für lächerliche vier Kilometer so viel Geld auszugeben, von der Bauzeit ganz abgesehen und Rückbau der Kreisverkehre. Welch ein Irrsinn.“ Weiter schreibt Frau Hübner: „Warum wird dieses Thema immer wieder aufgegriffen, obwohl die Lösung doch so einfach wäre, wenn nicht die leidige Bürokratie wäre oder wer sonst auch immer die Brechung des Busverkehrs ausgelöst hat? Es sollte doch eigentlich möglich sein, den schon ohnehin bestehenden Busverkehr wieder nach Augsburg fahren zu lassen. Da sollte von den entsprechenden Parteien zwingend eine Lösung erfolgen.“ Gegen die Straßenbahn spricht in ihren Augen zudem die Lärmbelastung für Anwohner. Zudem seien die Straßen jetzt schon verstopft.

    Bernd Mögele „Sollte wirklich eine Straßenbahn in Gersthofen kommen, werde ich als Betroffener Anwohner der Augsburger Straße sofort ein Bürgerbegehren gegen die Straßenbahn starten. Diesen lärmenden Schwachsinn, der zu einem Verkehrskollaps auf Gersthofens Hauptverkehrsstraße führen wird, braucht kein Mensch. Ich bin bis jetzt auch noch immer mit dem Bus in die Augsburger Innenstadt gekommen.“

    Das sagen Befürworter der Straßenbahn

    Richard Joder sieht es genau anders herum. Der großer Aufwand ist sinnvoll investiert und dazu zukunftsorientiert. Eine deutliche Verschlechterung für den Individualverkehr in Augsburger- und Donauwörtherstr. durch die Straßenbahn ist doch positiv zu bewerten, weil das bedeutet, dass sich Abgasemissionen in den Stoßzeiten sich erheblich reduzieren. Was ist dran eigentlich so schlecht? Um den möglichen Lärm von der Straßenbahn maximal zu minimieren, kann man die Schienen in eine Hartgummischalung einbetten (Körperschallreduzierung). Den innerstädtischen Gersthofer Individualverkehr kann man durch eine Aufwertung Thyssenstraße mit Umbau der Eisenbahnunterführung und mit dem weiterführenden Ausbau von der Westendstraße hervorragend umleiten. Eine zusätzliche Entlastung könnte durch eine Überführung (an der Autobahn) von der Daimlerstraße in den Kreisverkehr von den Straßen Nürnberger Str., Frankfurter Str. und Freiburgerstr. entstehen. Mit diesen Optionen kann man auch die Möglichkeit von Schleichverkehr minimieren. Mit diesen Visionen kann die Gersthofer Zukunft beginnen.

    Christian Schnürle sagt: „Eine Verlängerung der Linie 4 ist überfällig.“ Er verweist auf die jetzigen Probleme beim Übergang zwischen Bus und Straßenbahn an der Haltestelle Augsburg Nord. „Oft stehen drei Busse des AVV (51, 52, 54) bei Oberhausen-Nord Schlange. In den Abendstunden fährt der Bus (51 ) oft eine Minute vor Ankunft der Straßenbahn 4 Richtung Gersthofen ab. (Man sieht aus der Straßenbahn noch die Rücklichter). Dann muss man bis zu 20 Minuten in der Kälte auf dem zugigen Bahnsteig auf den nächsten Bus warten. Bei der momentanen „Dieseldiskussion“ zwingt alleine die Umweltbelastung zur Weiterführung der Linie 4. LKW‘s und Diesel-Busse sollten aus den Städten verbannt werden.

    Ingrid Schuster macht es kurz und knapp. „Eine Verlängerung der Straßenbahnlinie würde ich zu 100 Prozent begrüßen. Nur durch eine durchgehende Verbindung, ohne Umsteigen zur Stadtmitte Augsburg, kann die Verkehrsflut und der damit zusammen hängenden Luftverschmutzung Einhalt geboten werden.“

    Sabine Scheich erinnert an die Belange älterer Menschen. „Gerade für die zunehmende Anzahl der Senioren in Gersthofen ist eine gute Verkehrsanbindung, wie mit dem neuen Bahnhof auch, für den innerstädtischen Bereich von größter Wichtigkeit. Die jetzige Bus/Straßenbahnanbindung in Augsburg Nord ist gerade für uns oft recht beschwerlich, da die Anschlussverbindungen immer wieder längeres Warten verursacht.“ Das Projekt könnte umgesetzt werden, schreibt Sabine Scheich und trauert einer früheren Gelegenheit hinterher. „Wären der damalige Stadtrat und Bürgermeister nicht gegen eine Straßenbahnverlängerung gewesen, hätten wir uns heute schon – auch die Autofahrer, die durch den Ort fahren müssen – daran gewöhnt.“

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