Die Corona-Krise bringt viele Menschen zum Nachdenken und verändert ihren Alltag. Egal ob Fußball, Kino, Theater oder einfach nur der Besuch in einem Restaurant oder bei Freunden, viele Dinge, an die man sich gewöhnt hat, sind aktuell nicht möglich. Doch jeder findet für sich einen Weg, wie er Kraft sowie Freude tanken kann. Wir haben fünf bekannte Männer aus dem Landkreis nach ihren Tipps für diese Zeit des Rückzugs gefragt.
Ludwig Hornung aus Dinkelscherben ist Geiger beim Staatstheater Augsburg. Wem klassische Musik fehlt, empfiehlt er, die Augen nach Aufnahmen und Übertragungen von Opern und klassischer Musik offen zu halten. Das Fernsehen ist dabei nicht die einzige Möglichkeit. Andere Beispiele sind die „Digital Concert Hall“ der Berliner Philharmoniker. Der Zugang ist aktuell kostenlos. Auch auf das online Angebot der bayerischen Staatsoper verweist Hornung. Das Münchner Haus versucht, mit Streams und einem Mediathek-Angebot die Menschen in ihren Wohnzimmern zu erreichen. Hornung hofft, dass er nach Corona „noch ein bisschen spielen darf“, bevor er in Rente geht. „Der Abgang jetzt wäre traurig.“
Das Virus hat die Gesellschaft unter Kontrolle
Der evangelische Pfarrer Alan Büching aus Diedorf macht Mut: „Man sollte sich nicht davon in Beschlag nehmen lassen und die Berichterstattung zu Corona ständig verfolgen.“ Dabei denkt er an die Übersetzung des Namens des neuartigen Virus: Krone. Für Büching hat das Virus die Gesellschaft gerade unter Kontrolle, ähnlich wie ein König. Für die Zeit der Ausgangsbeschränkungen hat Büching eine Anregung: „Wir sollten versuchen, es mit uns selbst auszuhalten und vielleicht auch mit Gott; einfach mal da zu sein und die kleinen Dinge des Lebens wieder wahrzunehmen.“ Für jeden, der einmal eine Pause braucht, ist seine Kirche zu gewohnten Zeiten für das stille Gebet geöffnet und bei Sorgen könne man sich an ihn oder Diakonin Gabi Raugnik wenden. Außerdem bringt seine Gemeinde die wichtigen Gottesdienste als Livestreams auf Youtube.
Auch für Silvano Tuiach, Kabarettist und Komiker aus Neusäß, ist die Corona-Krise eher eine Zeit der Reflexion. Bisher habe er zwei beunruhigende Schlüsse gezogen. Erstens habe er festgestellt, dass Appelle von Politikern in Krisenzeiten ungehört bleiben. Ein Beispiel sind für ihn die Hamsterkäufe. Die zweite Erkenntnis ist noch etwas schmerzhafter für ihn: „In Krisenzeiten kommen auch Humor und Komik nicht mehr durch, haben keinen Widerhall in der Realität.“ Es ändere im Moment nichts, den Menschen ihr eigenes, absurdes Verhalten vorzuhalten.
Kein Fernseher aber ein großer Stapel Bücher
Während der Ausgangsbeschränkungen zum Nichtstun verurteilt zu sein, ist für den 70-Jährigen eine „Katastrophe“. Er sei kein großer Fernseher und ein Stapel neuer Bücher wartet seit seinem Geburtstag kürzlich darauf gelesen zu werden, „aber das hätte ich sowieso gemacht“, erklärt Tuiach. Die Zeit der Ausgangsbeschränkung könnte man nutzen, um über das Leben nachdenken, Vorsätze zu fassen, die von Dauer sind und sich darüber klar zu werden, wie schön es ohne Einschränkungen ist. „Vielleicht kann man einige dieser Gedanken über Corona hinweg retten.“
Heinz Schwarzenbacher, ehemaliger Lokalpolitiker und langjähriger Büttenredner auf dem Fasching in Schwabmünchen, sieht das ähnlich. Er empfiehlt vor allem optimistisch zu bleiben und sich die Zufriedenheit bewahren: „Es wäre ja schrecklich, wenn wir jetzt schon die Flinte ins Korn werfen.“ Zum Zeitvertreib wird er im Büro aufräumen, die Werkstatt im Keller auf Vordermann bringen und radeln, um in Bewegung zu bleiben. Außerdem sagt er: „Jetzt hat man mehr Zeit für die Kleinigkeiten wie Zeitung lesen oder Sudoku. Auch damit bringt man einen Tag herum.“
Tier- und Naturdokumentationen oder Reiseberichte als Zeitvertreib
Besonders fehlt Schwarzenbacher der Fußball. Da Filme oder Serien nichts für ihn sind, hat er - als kleinen Ersatz - ein anderes Genre für sich entdeckt: „Ich interessiere mich jetzt mehr für Tier- und Naturdokumentationen oder Reiseberichte.“ Vor allem Landschaftsaufnahmen begeistern ihn. Außerdem beschäftigt ihn sein ehrenamtliches Engagement als Vorsitzender des Verschönerungsvereins Schwabmünchen nach wie vor.
Als Bundestagsabgeordneter hat Hansjörg Durz jetzt nicht unbedingt mehr Freizeit, aber er weiß, dass vielen Leuten der Fußball fehlt. Seine Idee: Einfach die Wiederholungen alter Klassiker anschauen. Interessant wäre zum Beispiel das Halbfinale zwischen Frankreich und Deutschland im Jahr 1982, das erst im Elfmeterschießen entschieden wurde und als „Nacht von Sevilla“ in die Fußballgeschichte einging. Auch das Sommermärchen 2014, das die deutsche Mannschaft in Brasilien mit einem 1:0-Sieg gegen Argentinien perfekt machte, ist ihm in Erinnerung geblieben.
Die Fußballplätze im Augsburger Land bleiben leer
Im Fußball pausieren gerade alle. Auch die lokalen Rasen bleiben jedes Wochenende leer. Das betrifft zum Beispiel Jürgen Fuchs, den Trainer des CSC Batzenhofen: „Es kann gar nicht schnell genug weitergehen“, sagt er. Außer dem Sport an sich, fehle ihm vor allem der direkte Kontakt mit der Mannschaft „wahnsinnig“. Er weiß aber: „Momentan geht es nicht anders.“
Seine freien Wochenenden nutzt Fuchs für Arbeiten in Haus und Garten. „Die Zeit vertreibt man sich jetzt, indem man ein Bad umbaut oder eine Decke renoviert“, sagt er. Bei gutem Wetter gehe es natürlich noch immer nach draußen. Entweder Joggen, einfach nur Spazieren mit der Familie oder Gartenarbeiten. So hält er sich im Moment auch fit, betont aber: „Es ist wichtiger, dass meine Jungs joggen gehen. Ich appelliere: Tut was für euch!“
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