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Katharina Schulze fordert mehr Einsatz für Hochwasserschutz in Bayern

Dinkelscherben/Ustersbach

Katharina Schulze: „Hochwasserschutz ist harte Arbeit“

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    Katharina Schulze informiert sich bei Betroffenen des Hochwassers über die Auswirkungen (von links) Edgar Kalb, Katharina Schulze, Bernhard Uhl, Georg Eberhard, Max Deisenhofer und Bäckereiinhaber Murat Kurt.
    Katharina Schulze informiert sich bei Betroffenen des Hochwassers über die Auswirkungen (von links) Edgar Kalb, Katharina Schulze, Bernhard Uhl, Georg Eberhard, Max Deisenhofer und Bäckereiinhaber Murat Kurt. Foto: Andreas Lode

    Längst ist nicht alles beim Alten. Das Hochwasser hat einiges gekostet. Geld, Nerven, Menschenleben – im Landkreis Augsburg starb glücklicherweise niemand in den Fluten. Während der Schock über das Geschehene sich langsam legt, sind viele weiterhin betroffen. Unternehmen blicken teilweise monatelangen Neubauarbeiten entgegen. Viele Menschen müssen Geld für Reparaturen in die Hand nehmen. Einige Häuser müssen sogar abgerissen werden. Um sich ein Bild von den Schäden zu machen, kommt Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag, in den Landkreis Augsburg. In ihrem Auftritt mischen sich Verzweiflung, Entschlossenheit und Wut.

    Erster Halt, Dinkelscherben. Die Schäden durch das Hochwasser sind hier enorm. Bürgermeister Edgar Kalb sprach unserer Redaktion gegenüber von einem Schaden im zweistelligen Millionenbereich. Besonders ärgerlich: Bereits seit 25 Jahren wird über ein Rückhaltebecken in Siefenwang diskutiert, die Planungen wurden immer wieder hinten angestellt. Kalb ist sich sicher: Wäre das Rückhaltebecken gebaut worden, wären 1,25 Millionen Kubikmeter Wasser eingestaut worden, wäre Dinkelscherben nicht so hart von den Wassermassen getroffen worden. Kurz nach der Flut schickte er mit den Bürgermeistern von Altenmünster und Zusmarshausen einen Brandbrief an Thorsten Glauber, den bayerischen Umweltminister.

    Wann kommt das Rückhaltebecken in Siefenwang?

    Katharina Schulze betritt die Bäckerei Kurt, deren Räumlichkeiten von dem Hochwasser betroffen waren. „Wie hoch stand das Wasser?“, ist ihre erste Frage an den Betreiber Murat Kurt. Seine Hand schwebt etwa 20 Zentimeter über dem Boden. Er habe einen unmittelbaren Schaden von etwa 40.000 Euro in Form von Ware, die er wegwerfen musste, erzählt Kurt. Demnächst muss die Bäckerei für acht bis neun Wochen schließen, um die Schäden zu reparieren. „Wir kämpfen momentan“, sagt Kurt. Schulze verweist auf die Soforthilfen, die die bayerischen Regierung den Betroffenen zur Verfügung stellt. „Die Staatsregierung muss mehr Geld für den Klimaschutz in die Hand nehmen“, fügt sie hinzu.

    Als Nächstes sitzt sie am Tisch mit mehreren Betroffenen. Schulze betont, dass ein technischer und ein natürlicher Hochwasserschutz notwendig seien, um eine potenzielle nächste Flut zu verhindern. „Dafür setzen wir Grünen uns ein“, sagt sie. Bürgermeister Kalb scheint nicht überzeugt. Das Rückhaltebecken in Siefenwang kommt auf. „Was spricht dagegen, nächstes Jahr mit dem Bau anzufangen?“, fragt er. Am Geld könne es seiner Meinung nach nicht liegen. „Mit jedem Tag, der vergeht, wird das Projekt nur teuer“, sagt Kalb. Inge Herz, die Ortssprecherin der Grünen in Dinkelscherben, schlägt eine Petition für das Rückhaltebecken vor. „Die Bürgerinnen und Bürger müssen der Regierung von unten Druck machen“, meint Schulze daraufhin. Als Teil der Opposition könne sie solche Projekte nicht einfach umsetzen.

    Katharina Schulze: „Markus Söder mag schnelle Schlagzeilen, aber keine harte Arbeit.“

    Dann geht es ins Bräustüble in Ustersbach. Unter dem Titel „Schulzes Stammtisch“ lädt die Fraktionsvorsitzende Interessierte zum Austausch ein. Viele sind dem Aufruf gefolgt, das Bräustüble ist gerappelt voll. Im Viertelstundentakt setzt Schulze sich an einen neuen Tisch mit neuen Diskussionen. „Wir müssen miteinander reden, statt übereinander“, erklärt sie die Aktion. Bei den Gesprächen geht es nicht nur um das Hochwasser. Als Schulze sich mit einem Teller Kässpätzle an den zweiten Tisch setzt, kommt das Thema ÖPNV auf. Ein Elternpaar ärgert sich darüber, dass ihr Sohn mit seinem Schulticket nur zur Schule kommt. „Wir wollen, dass alle Schüler und Azubis das Deutschlandticket bekommen“, sagt Schulze. Das trage auch zur Entbürokratisierung bei.

    Den bürokratischen Aufwand kritisiert kurz darauf der Fischacher Bürgermeister Peter Ziegelmeier mit Blick auf die Soforthilfen. Im Gespräch mit Schulze betont er, dass die Gemeinden sich bereits seit Langem mit Hochwasserschutz beschäftigen. Schulze sagt, dass das Bündnis 90 eine Verdopplung des Hochwasser-Etats fordert. „Das Problem ist die Umsetzung. Als Opposition können wir nur Vorschläge machen – die dann etwa von CSU und Freien Wählern wieder abgelehnt werden“, sagt sie und kritisiert den bayerischen Ministerpräsidenten. „Markus Söder mag schnelle Schlagzeilen, aber keine harte Arbeit. Und Hochwasserschutz ist nun mal harte Arbeit“, so Schulze. Auch Markus Söder und Hubert Aiwanger waren kürzlich im Landkreis Augsburg unterwegs, um die Lage nach dem Hochwasser zu begutachten. „Aiwanger war in der Vergangenheit ein Blockierer beim Hochwasserschutz. Wir werden ihn und Söder an ihren Taten messen“, sagt Schulze.

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