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Kabarett: Auch wenn wir alle weinen müssen

Kabarett

Auch wenn wir alle weinen müssen

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    Kabarett im Klostermühlenmuseum: (von links) Ralf Winkelbeiner, Sebastian Huber und Herbert Schenk.
    Kabarett im Klostermühlenmuseum: (von links) Ralf Winkelbeiner, Sebastian Huber und Herbert Schenk. Foto: Wolfgang Glas

    Fernab der fernsehbekannten Promi-Derblecker wächst seit Längerem eine Szene von Amateurkabarettisten heran, die teils köstlich verquere Lebenseinblicke gewähren. Im Thierhauptener Klostermühlenmuseum stellten sich jüngst drei frische, noch wenig bekannte Künstler vor: Herbert Schenk aus Rain, Sebastian Huber aus München und Ralf Winkelbeiner aus Manching servierten Heiteres, Nachdenkliches, auch manche Derbheit unter dem Motto „G’lacht wird, und wenn wir alle woana“.

    „Zum Woana“ sei unsere Welt tatsächlich, meinte Herbert Schenk, Organisator und Moderator des Abends. Der Unternehmensberater hat sich dem politischen Kabarett verschrieben. Er lässt kein gutes Haar am großkotzigen amerikanischen „Trumpeltier“ und gibt auch den deutschen Gewerkschaftsbossen einen mit: „Man hat viel mehr davon, einem eine Riester-Rente zu verkaufen, als sie selbst ausbezahlt zu bekommen.“

    Schenk ist als Humorist bekannt, auch im Wittelsbacher Land; vor Zeiten hat er Seminare bei Lisa Fitz besucht. Die Grande Dame des bayerischen Kabaretts lehrt in ihrer Münchener Kabarettschule, wie ein Programm getextet, dramatisch ausgearbeitet und auf der Bühne umgesetzt wird. Durch diesen Kontakt lernte Schenk Sebastian Huber kennen, den er mit nach Thierhaupten brachte. Huber absolvierte dabei seinen zweiten öffentlichen Auftritt und bewies sein Talent als skurriler Geschichtenerzähler. Arm und reich, Stadt und Land sind seine Themen, und die 40 Gäste im Klostermühlenmuseum folgten ihm gerne in die geschniegelte bayerische Landeshauptstadt, wo die feinen Damen zwar den Porsche vor der Haustüre stehen hätten, aber ihn nie fahren können: Weil sie nach dem Champagnerfrühstück auf der Leopoldstraße halt immer einen Rausch hätten und außerdem nichts von dem, was sie anschließend beim Shoppen anhäufen, im Kofferraum Platz habe. Huber: „Da fragt man sich, wer wirklich arm dran ist ...“.

    Erkennbar die meiste Erfahrung und entsprechende Bühnenpräsenz brachte Ralf Winkelbeiner mit: Der Manchinger absolviert jährlich mehr als zwei Dutzend Auftritte und hat nun ein erstes abendfüllendes Soloprogramm unter dem Titel „Habedehre“. Winkelbeiner stellte sich als Schüchterner, Unentschlossener vor und sagte: „Ich hab mich nie entscheiden können: trink I Cola oder trink I a gelb’s Limo; des Spezi gibt’s bloß wegen mir.“ Um dann den Herren der Schöpfung Nachhilfe beim Damen-Anbaggern zu geben. Die Standardsprüche vom Engel, der auf die Erde gekommen ist, ziehen nach seiner Erfahrung nicht mehr und deshalb empfiehlt er stattdessen: „Deine Finger passen hervorragend zu den Haaren auf meinem Rücken ...“. Scheint zu klappen, Winkelbeiner ist schließlich verheiratet. Den Kabarettabend ergänzte die Thierhauptener Gruppe Überzwerch, die zur Freude des Publikums fein gespielte bayerische Volksmusik beisteuerte und diese mit Balkan-Beats mischte. (AL)

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