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Hofmarkmusik Gempfing gastiert in der Wallfahrtskirche Biberbach

Biberbach

Musikalische Zeitreise auf den Spuren der Fugger

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    Die Hofmarkmusik Gempfing mit Rita Brunner (Violine), Hartmut Betz (Klarinette), Erich Hofgärtner (Hackbrett), Angela Hofgärtner (Harfe) und Hannes Schmauch (Kontrabass).
    Die Hofmarkmusik Gempfing mit Rita Brunner (Violine), Hartmut Betz (Klarinette), Erich Hofgärtner (Hackbrett), Angela Hofgärtner (Harfe) und Hannes Schmauch (Kontrabass). Foto: Sabine Eltschkner

    Dass die Zeitreise auf den Spuren der Familie Fugger mit der Hofmarkmusik Gempfing die Besucher restlos begeistert hat, zeigte der große Applaus. Trotz eisiger Temperaturen waren alle Plätze in der Biberbacher Pfarr- und Wallfahrtskirche an diesem Sonntagsnachmittag besetzt. Im Rahmen des Jubiläumsjahres „500 Jahr Herrgöttle in Biberbach“ begrüßte Pfarrer Ulrich Lindl Rita Brunner (Violine), Hartmut Betz (Klarinette), Erich Hofgärtner (Hackbrett), Angela Hofgärtner (Harfe) und Hannes Schmauch (Kontrabass) um „Geschichte nacherleben zu dürfen“.

    Zwischen den Musikstücken erzählte die Münchner Kunsthistorikerin Christl Karnehm informativ, aber immer wieder veranschaulicht durch kleine Begebenheiten, von der Gastlichkeit der Familie Fugger. Das Fürstenhaus der Fugger hat die Entwicklung der Wallfahrt in Biberbach entscheidend mitgeprägt, waren sie unter anderem die Patronatsherren der Wallfahrtskirche.

    Über die Fugger gelangte Pfarrer Ginther nach Biberbach

    Sie sorgten dafür, dass der junge Antoninus Ginther in Biberbach Pfarrer wurde. Seiner Initiative und dem Rückhalt im Hause Fugger ist maßgeblich der Bau der prächtigen barocken Wallfahrtskirche zu verdanken. Und auch der Orgelwettstreit des jungen Wolfgang Amadeus Mozarts am 6. November 1766 mit dem ortsansässigen zwölfjährigen Joseph Siegmund Eugen Bachmann in diesem Gotteshaus ist der Vermittlung der Fugger zu verdanken. Im November 1777 findet sich in historischen Dokumenten noch ein weiteres Gastspiel des nun 21-jährigen Mozarts im Augsburger Fuggerhaus auf seiner Reise nach Paris. So stand auch am Beginn der musikalischen Reise eine Komposition dieses berühmten Ausnahmemusikers.

    So speisten die Fugger, so wichtig wurden Gewürze

    Mit dem anschließenden „Festtagsmarsch“ von Karl Edekmann und dem „Menuett“ von Christian Hörmann wurden die Konzertbesucher mitgenommen zu den höfischen Gesellschaften, für die Familie Fugger gerne als Gastgeber fungierte. Während der Reichtage in Augsburg logierte der Kaiser, allen voran Maximilian, gerne im Stadtpalais der Fugger. Sie genossen das weltläufige Ambiente und das üppige und vorzügliche Essen. Dazu boten die Fugger nicht nur Wild und Fisch von heimischen Gütern auf, sondern ließen auch Meeresfrüchte und edle Weine aus ihren südlich der Alpen gelegenen Dependancen mit Ochsenkarren nach Augsburg bringen. „Montferrine“ von Christian Hörmann gab diesen über bayrisch Schwaben hinausreichenden Einflüsse musikalisch wider.  

    Ein ganz besonderer Stellenwert bei der Zubereitung der Speisen kam im 16. Jahrhundert der Würzung der Speisen zu. Safran, Pfeffer, Muskatnuss, Ingwer, Zimt und andere exotische Gewürze standen zudem für das hohe Prestige einer Familie. So dokumentierten die Fugger auch ihre weltweiten Verbindungen. Durch die Abhängigkeit der Habsburger vom Geld der Fugger wurde auch der Einstieg der ehemaligen Weberfamilie in den Kupfer- und Silberhandel zu einem lukrativen Geschäftsbereich. Erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges verschlechterte sich das enge Verhältnis zum regierenden Kaiserhaus.

    Im 17. und 18. Jahrhundert nahm dann die Bedeutung zum bayerischen Geschlecht der Wittelsbacher zu, die die Familie Fugger in den Adelsstand erhoben hatte. Im Musikprogramm der Hofmarkmusik findet sich so auch der „Sonnwend Boarscher“ von Martin Kern.

    Am Schluss wurde das Biberbacher Publikum überrascht

    Im zweiten Teil des Konzertes zeigten die Künstler ihre große Bandbreite. Mit der für traditionelle Klezmermusik üblichen Dominanz von schnellen Klarinettentonfolgen konnte die Hofmarkmusik mit „Oi Tate“ und „Papirosn“ von Herman Yabokow überzeugen. Desweiteren wurden die Konzertbesucher mit „Flickan fran Torvsi“ und „Gerakina-Banjsko“ mit musikalischen Ausflügen nach Schweden und Makedonien überrascht. Eine Stärke der Hofmarkmusik Gempfing ist zweifelslos, dass sich hier ausgezeichnete Einzelinstrumentalisten in den Dienst des Ensembles stellen. So entstehen sowohl mitreißende als auch einfühlsame Klänge, die die Besucher in andere Länder und Zeiten entführen. Mit einem großen Dankeschön und dem Segen endete dieser besondere Nachmittag beim „Herrgöttle in Biberbach.“


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