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Hainhofen: Karl Freihalter fühlt sich als Pfarrer in Hainhofen auch mit 80 noch pudelwohl

Hainhofen

Karl Freihalter fühlt sich als Pfarrer in Hainhofen auch mit 80 noch pudelwohl

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    Am 22. August feiert Pfarrer Karl Freihalter seinen 80. Geburtstag. Er gestaltet gerne Schriftbilder.
    Am 22. August feiert Pfarrer Karl Freihalter seinen 80. Geburtstag. Er gestaltet gerne Schriftbilder. Foto: Ingrid Strohmayr

    Pfarrer Karl Freihalter, der am 22. August seinen 80. Geburtstag feiert, war nicht nur 25 Jahre Seelsorger des Klinikums Augsburg, sondern führt seit vier Jahrzehnten auch heute noch die katholische Pfarrei St. Stephan in Hainhofen durchs Kirchenjahr. Freihalter bleibt seinen Hainhofern erhalten: „Ich bleibe so lange hier der Pfarrer, wie es halt gesundheitlich geht“, schmunzelt der Geistliche. Er ist auch ein bisschen stolz, dass St. Stephan, ein Baujuwel aus dem 14. Jahrhundert, mit 1100 Katholiken auch nach der Gründung der Pfarreiengemeinschaft Neusäß 2019 die einzige selbstständige Pfarrei in Neusäß ist.

    Der gebürtige Augsburger ist mit seinen jüngeren Brüdern Rudolf und Andreas in der Stadt aufgewachsen. Vater Karl verdiente als Maschinenschlosser in der MAN die Brötchen für die Familie, Mutter Maria kümmerte sich liebevoll um ihre Männer. „Ich verbrachte eine glückliche Kindheit im Ulrichsviertel, geprägt von einem christlichen Elternhaus, wuchs frei und ungezwungen auf, wie es der Nachname Freihalter auch sagt“, erklärt der Geistliche. Sein Vater engagierte sich bei Kolping und die Mutter im Katholischen Frauenbund. „Meine Lieblingsfächer waren Mathe, Physik, Chemie. Allerdings mit den Sprachen Latein und Französisch hatte ich es nie so“, erinnert sich Freihalter. Begeistert berichtet er über seine Ministrantenzeit in St. Ulrich. „Da war ich mit meinen Brüdern und Freunden daheim, wir waren aktiv in der Pfarrjugend in dieser gastfreundlichen Pfarrei!“

    Hainhofer Pfarrer Karl Freihalter kam auf Umwegen zur Theologie

    Nach dem Abitur hat sich Pfarrer Freihalter ohne Zielvorstellung an der Münchner Universität eingeschrieben und umgeschaut. Er entschied, erst einmal Kunstgeschichte zu studieren. Weitere Semester in Physik und Germanistik folgten. Eher durch Zufall besuchte er eine Vorlesung bei Professor Romano Guardini, christlicher Gesellschaftslehrer und Theologe am Lehrstuhl der Philosophischen Fakultät, die ihn sehr beeindruckte. „Guardini war ein sehr einfühlsamer, vornehmer Mensch, der es verstanden hat, die Heilige Schrift in sehr menschliche Erfahrung zu übersetzen.“ So entschloss er sich, Altes und Neues Testament zu studieren. Freihalter betont: „Man kann Theologie nur mit persönlicher, existenzieller Beteiligung studieren, weil die Bibel ein Buch ist, das von persönlichen Glaubenserfahrungen berichtet.“

    Erst das Zweite Vatikanische Konzil, das die Kirche an die neue Welt anpasste und unter anderem die Standesunterschiede zwischen Priestern und Laien aufhob und alle zu einem gemeinsamen Volk Gottes erklärte, gab Freihalter den Impuls, Priester zu werden. Natürlich trugen auch die positive Erfahrung in der Jugendarbeit in St. Ulrich sowie die kirchliche Orientierung der Familie zu dieser Entscheidung bei. Er studierte im Georgianum, einem sehr freien Priesterseminar. Am 24. Juli 1966 weihte ihn der Augsburger Bischof Josef Stimpfle in München zum Priester. Erste seelsorgerische Erfahrungen machte Freihalter als Kaplan in Feuchtwangen, Oberstaufen und St. Canisius. Zudem wirkte er im Dom zu Augsburg.

    Wichtig war Freihalter immer der Umgang mit der Jugend

    Der frühere Pfarrer, Klinikums-Seelsorger und Dekan Karl Freihalter vor „seiner“ Kirche St. Stephan im Neusässer Stadtteil Hainhofen.
    Der frühere Pfarrer, Klinikums-Seelsorger und Dekan Karl Freihalter vor „seiner“ Kirche St. Stephan im Neusässer Stadtteil Hainhofen. Foto: Marcus Merk

    Wichtig war und ist Freihalter immer der Umgang mit der Jugend. 1971 bis 1982 war er der Regionaljugendpfarrer der Diözese Augsburg. „Die Jugendarbeit liegt mir nach wie vor am Herzen, die Pfarreibindung ist wichtig, denn die Erstkontakte ereignen sich immer in einer Pfarrgemeinde“, sagt der Geistliche, der 2016 das Goldene Priesterjubiläum feierte. Die Worte des neuen Augsburger Bischofs Bertram Meier haben ihn sehr gefreut: Meier begrüßte bei seiner Amtseinführung, dass „die Kirche im Dorf bleibt.“

    Auch nach dem Umzug vom renovierungsbedürftigen Pfarrhaus von St. Stephan nach Neusäß in die Fliederstraße schätzt Pfarrer Karl Freihalter den engen Kontakt mit „seinen“ Hainhofern. „Eigentlich bin ich ein echter Stadtmensch, konnte mir nie vorstellen, auf dem Land zu wohnen, doch dort hab ich mich immer wohlgefühlt“, verrät er verschmitzt. „Die Pfarrgemeinde ist sehr lebendig und vor allem selbstständig. In der Zeit der Doppelbelastung mit der Klinikseelsorge hat sie mich großartig unterstützt. Es wurden Kommunion- und Firmungsunterricht übernommen, Maiandachten und auch die sonntäglichen Wortgottesdienste gestaltet, ein positiver Effekt.“

    Kalligrafien sind die Leidenschaft des Pfarrers in Hainhofen

    Freihalters Liebe zur Kunstgeschichte kommt auch in seinen wunderschönen, akribisch gestalteten Schriftbildern zum Ausdruck. Dass es keine Kalligrafien, sondern aussagekräftige Schriftbilder sind, darauf legt der Geistliche großen Wert.

    Seine Liebe zu dieser Kunst entdeckte er vor 40 Jahren in Frankreich. „Wunderbar, wie mit einem Hauch Pastellfarbe aus einer Linie eine Fläche wird, untermalt mit biblischen Texten oder weltlicher Literatur.“ Diese Arbeiten waren bereits in Ausstellungen im Haus Tobias und auch im Landkreis zu sehen. So kommen auch die Geburtstagskinder von St. Stephan immer wieder in den Genuss von Glückwunschkarten aus der Hand des geschätzten und beliebten Pfarrers. Seinen 80. Geburtstag möchte der Seelsorger aufgrund von Corona bescheiden feiern. „Ich mag ja das Gesellige, es gibt einen Abendgottesdienst, aber ohne großen Empfang.“

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