Wie das Gersthofer Kloster einem Pfarrzentrum Platz machen musste
Vor 25 Jahren wurde in Gersthofen das Pfarrzentrum Oscar Romero eingeweiht. Sein Standort hat allerdings eine wesentlich längere Geschichte.
Sein 25-jähriges Bestehen kann das Pfarrzentrum Oscar Romero in der Nachbarschaft der Pfarrkirche St. Jakobus heuer feiern. Allerdings sind nach einem Brand immer noch nicht alle Räume nutzbar. Vor dem Bau dieses Begegnungszentrums gab es allerdings eine andere Einrichtung mit einer wechselvollen Geschichte.
Direkt neben der Pfarrkirche St. Jakobus gab es einmal ein Kloster. Am 15. März 1983 begann nach fast 50 Jahren dessen Ende, als die letzten vier Schwestern von der Klosterfiliale in Gersthofen in das Mutterhaus der Dominikanerinnen von St. Ursula nach Augsburg zurückkehrten. Wegen Personalschwierigkeiten war bereits im Jahr 1972 die Viehhaltung beendet worden. Aus dem Ortsbild endgültig verschwand das Kloster mit dem Abbruch der historischen Gebäude im Jahr 1995.
Mit dem Abzug der Klosterfrauen endete auch die Möglichkeit für viele Bettler und Hungrige, an der Klosterpforte um eine warme Sättigung zu bitten. Auch das Ritual, wie die Klosterschwestern in ihrem Habit gemeinsam in die Stadtpfarrkirche St. Jakobus einzogen, ist nur noch Erinnerung.
Dominikanerinnen planen Hauswirtschaftsschule in Gersthofen
Im Jahr 1935 erwarben die Dominikanerinnen den "Krügerhof". Der damalige Bürgermeister Josef Kirner förderte die Absicht der Klosterfrauen, eine Hauswirtschaftsschule oder eine Handarbeitsschule für Schulentlassene und junge Frauen zu errichten. Allerdings lehnte die Regierung von Schwaben dies ab, mit der Begründung, eine solche Schule sei wegen der Stadtnähe unnötig.
So begnügte sich die Klosterfiliale mit dem Betrieb einer Muster-Landwirtschaft, als Selbstversorgerunternehmen für das Mutterhaus. Inspektionen aus München zu Beginn und während des Zweiten Weltkrieges stellten fest, das Klostergut diene in hervorragender Weise der Volksernährung. Nach der Zerstörung des Augsburger Mutterhauses in der Bombennacht vom 25. Februar 1945 flüchteten die Schwestern von St. Ursula aus Augsburg zum großen Teil in das Gersthofer Kloster.
Ab dem Jahr 1946 übernahmen klösterliche Kindergärtnerinnen den gemeindlichen Kindergarten in der Bürgermeister-Langhans-Straße. Schwester M. Jolanda Huber leistete beim Aufbau des Kindergartenwesens in Gersthofen Pionierarbeit. In ihre Zeit fällt im Jahr 1958 die Errichtung des örtlich ersten zeitgemäßen Kindergartens St. Ulrich, dem auch ein Kinderhort angegliedert wurde. 32 Jahre betreute Schwester M. Adelheid Wegele viele Generationen von Kindern; zuletzt von 1971 bis 1984 als Kindergartenleiterin. Schwester Adelheid war die allerletzte Ordensfrau die Gersthofen verließ. Sie erhielt, stellvertretend für ihre Mitschwestern, die Gersthofer Bürgermedaille in Silber.
Denkmalschutz fordert vergeblich den Erhalt der historischen Gebäude
Der aufgelassene Klosterhof als Rest des historischen Maierhofes, der Urzelle der Siedlung Gersthofen, ließ schnell offene Fragen aufkommen: Welchem Schicksal und welcher Nutzung geht der Herrenhof des Germanen Gerfried entgegen? 1983 hieß es dann, dass die Diözese Augsburg die Gebäude übernimmt, um dort ein Pfarrzentrum entstehen zu lassen.
Im Mai 1995 starteten die Abbrucharbeiten. Für den Erhalt des Klostergebäudes aus Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich das Landesamt für Denkmalpflege in München starkgemacht. Den Denkmalschützern erschien vor allem der Dachstuhl erhaltenswert. Auch die Regierung von Schwaben versuchte noch im März 1995 den Abriss zu verhindern. Das Wohngebäude unmittelbar neben der Kirche stammte aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Stadt Gersthofen und auch das Landratsamt stimmten jedoch dem Abbruch zu.
Das Pfarrzentrum wurde vor 25 Jahren im Mai 1998 eingeweiht und erhielt den Namen des Bischofs und Märtyrers Oscar Romero aus El Salvador. In seinem Jubiläumsjahr ist es allerdings nicht vollständig nutzbar: Denn im Oktober hatte eine Couch im Außenbereich des Gebäudes am Kirchplatz Feuer gefangen, das sich auf die Holzvertäfelung der Fassade ausgebreitete. Wegen des Rauchs musste das Pfarrzentrum wochenlang geschlossen werden. Auch jetzt sind laut Angaben des Pfarrbüros noch nicht alle Räume zur Verfügung.
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