Der Tchibo-Shop ist seit Jahren zu einem beliebten Treffpunkt für, vor allem auch ältere, Besucher des Gersthofer City-Centers geworden. Nun sind seine Tage gezählt: Ende des Monats schließt der Laden, und damit auch der kleine Ausschank. Die Inhaberin Petra Elser wirft das Handtuch. Sie musste aus finanziellen Gründen aufgeben. Neben früheren Eigentümern des Einzelhandelsbereichs sieht sie dafür auch die Stadt in der Verantwortung. Und auch der heutige Investor Bernd Schwarz fühlt sich von Rathaus und Politik im Stich gelassen und beteuert, dass höchste Zeit zum Handeln sei.
"Seit 1. März 2006 habe ich hier die Filiale geleitet", erklärt Petra Elser auf Anfrage unserer Redaktion. "Der Aufenthaltsbereich war eine schöne Ecke, und der Kaffeeausschank sehr gut besucht." Es sei für viele ältere Menschen eine Anlaufstation gewesen, wo sie sich treffen konnten, vor allem bei denen, die nicht in die beiden Bäckerei-Filialen des Centers gehen wollten. "Aber ich musste jetzt aufgeben, ich habe in den letzten Jahren finanziell draufgelegt, und nicht alle meine Ersparnisse draufgehen sollen."
Die Corona-Zeit habe die Situation drastisch verschärft. "Ich habe ein Hygiene-Konzept erarbeitet, um den Ausschank wieder öffnen zu dürfen, aber das wurde mir von Stadt und Landratsamt verweigert." In der viel größeren Augsburger City-Galerie sei das Geschäft viel früher wieder angelaufen. Aber schon vor der Pandemie sei einiges im Argen, das Center am Dümpeln gewesen, sagt sie. "Die früheren Leitungen des City-Centers haben mich und auch die Kollegen im Stich gelassen." Bezüglich der Leerstände sei jahrelang nichts vorangegangen. Und jede geschlossene Ladenfläche mache das Einkaufszentrum unattraktiver. Doch sie sieht noch einen weiteren Grund für die Misere: "Ich finde auch, dass die Stadt Gersthofen ein großer Blockierer ist - denn wie sollen wir hier im City-Center überleben, wenn ständig alles ausgebremst wird?"
Der Investor will das City-Center in Gersthofen erweitern
Das bestätigt auch der Eigentümer des Einkaufszentrums, der Investor Bernd Schwarz: Um das schwächelnde Center zu retten, setzt er sich für eine Erweiterung unter dem auf der Südseite gelegenen Stadtpark ein. Ein größerer Discounter wie Aldi und ein Drogeriemarkt wie Müller seien erforderlich, um zusätzliche Kunden anzuziehen. "Denn die Frequenz, die wir jetzt haben, ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel." Derzeit seien es "drei bis vier andere Flächen, die leer stehen", so Schwarz weiter. "Aber das größte Problem bei der Neubelegung ist, dass wir unseren heutigen und künftigen Mietern keine Perspektive bieten können." Dabei gebe es durchaus starke Mieterkandidaten.
Denn es wurde zwar im vergangenen Jahr im Zuge eines Wettbewerbs ein Vorschlag gekürt. Demzufolge würde der heutige Gersthofer Stadtpark an der Südseite des City-Centers künftig mit drei- bis sechsstöckigen Wohnhäusern bebaut. Die Wohnungen sollen auf eine ebenfalls geplante unterirdische Erweiterung des City-Centers draufgesetzt werden. Den Entwurf des Büros Behnisch Architekten nahm der Planungsausschuss Ende des Jahres zwar zur Kenntnis. Wie es weitergeht, ließ eine knappe Mehrheit im Gremium aber offen. Die jetzige Größe reiche aus, und man solle dem Investor nicht noch über eine Wohnbebauung zusätzliche Einkünfte verschaffen, war eines der Argumente im Gremium.
"Weil kein klares Signal aus dem Rathaus und dem Stadtrat kommt, stochern wir mit der Stange im Nebel", so Schwarz. Er macht deutlich: "Die Herrschaften im Stadtrat, die der Meinung sind, die jetzigen Flächen genügen, die wissen nichts." Man brauche eine Welle, die einen Schub bringe. Dafür sei die Erweiterung zwingend nötig. "Als diejenigen, welche die Hauptfrequenz an Besuchern des Stadtzentrums bringen, sind wir inzwischen zum Bittsteller verkommen."