Die Pläne gibt es schon länger, jetzt wird es konkret: In Gersthofen wird eine Tafel ins Leben gerufen, bei der sich Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen können. Die Ausgabe soll in Containern an der evangelischen Kirche stattfinden. Das Vorhaben in Gersthofen ist noch dringlicher geworden, weil nach der Augsburger Tafel auch die Neusässer Tafel mitgeteilt hat, keine neuen Kunden aus Gersthofen mehr versorgen zu können.
Die Bürgerinnen und Bürger aus Gersthofen mit einem Berechtigungsschein mussten bisher nach Augsburg oder Neusäß fahren. Heinz Schaaf, Vorsitzender der Gersthofer Kolpingfamilie, ist mit den Planungen für eine eigene Tafel in der Stadt bestens und von Anfang an vertraut. Die Kolpingfamilie werde bei der Gründung von den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, der Stadt und dem Rotary-Club Gersthofen unterstützt. Die Zahl der Menschen, bei denen das Geld für den Einkauf nicht mehr reicht, wird so wie in allen Gemeinden auch in der Stadt größer. Daher habe man sich vor einiger Zeit entschlossen, diese Initiative zu starten, sagt Schaaf. Doch die Suche nach einem geeigneten Raum gestaltete sich schwierig und bremste das Vorhaben aus.
Jetzt kam die Wende: Vom Landkreis Augsburg bekommen die Organisatoren der Tafel sechs Container gestellt, die bisher am alten Paul-Klee-Gymnasium stehen. Die evangelische Kirchengemeinde hat angeboten, die Containergebäude auf ihrem Grundstück in der Ludwig-Hermann-Straße aufbauen zu lassen. Der Caritasverband für Stadt und Landkreis Augsburg würde die Container als Träger übernehmen. Der Bauantrag sei inzwischen genehmigt, freut sich Schaaf.
Mit den Containern werden gleich zwei Probleme gelöst
Mit den Containern werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Caritas wird die Container parallel für eine Ausgabestelle der Kleiderkammer einrichten. Damit ist eine Nachfolge für den geschlossenen Standort in der Schulstraße gesichert. Die Räumlichkeiten sollen, so der Plan, an zunächst drei Tagen für die Kleiderkammer und eine Tafel genutzt werden.
Die Raumfrage ist also geklärt, in einem nächsten Schritt geht es laut Schaaf darum, für die Lebensmittel-Ausgabestelle ein ehrenamtliches Team und finanzielle Mittel zu organisieren. „Dafür wird ein breites Bündnis vieler sozial engagierter Menschen, Vereine und Einrichtungen erforderlich sein.“ Für alle Interessenten soll es eine Info-Veranstaltung geben am Montag, 4. November, um 19 Uhr in der evangelischen Kirchengemeinde, Ludwig-Hermann-Straße 25. An dem Abend soll auch darüber gesprochen werden, ob die Tafel eigenständig sein soll. Anfangs war angedacht, dass Gersthofen eine Ausgabestelle der Augsburger Tafel wird, wie es zum Beispiel in Oberhausen oder in Stadtbergen in der Bismarckstraße der Fall ist. Doch der Katalog an Anforderungen, der den Gersthofern übermittelt wurde, sei sehr groß, berichtet Schaaf. Man müsse überlegen, ob das das Team der Tafel, die nur einmal in der Woche öffnen wird, dies alles erfüllen kann oder ob man eine eigene Logistik aufbaue.
Die Bedürftigkeit muss bei der Tafel nachgewiesen werden
Der Vorsitzende der Gersthofer Kolpingsfamilie betont, dass der Bedarf für eine Versorgung von Menschen mit finanzieller Not noch größer geworden ist. Die Augsburger Tafel hat seit Jahresanfang einen bis heute geltenden Aufnahmestopp verhängt. Und auch die Verantwortlichen der Tafel Neusäß hätten jüngst mitgeteilt, dass aus Gersthofen niemand mehr versorgt werden kann. In Gersthofen mit rund 24.000 Einwohnerinnen und Einwohnern müssten rund 400 Personen mit Essen versorgt werden, schätzt Schaaf. Es gebe 70 Personen mit Berechtigungsausweis. Der Ausweis wird übergeben, wenn ein Nachweis der Bedürftigkeit beispielsweise in Form eines Hartz-IV-Bescheides oder eines Rentenbescheids vorgelegt werden kann. Mit einem Ausweis werde meistens eine Familie versorgt. Schaaf ist zuversichtlich, dass das Projekt Tafel in Gersthofen gelingen kann. „Wir können hier gemeinsam etwas schaffen, das eine Vielzahl von Notsituationen wirksam lindern wird.“
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