Der Gersthofer Bahnhof wird wohl auch am Freitag wieder leer bleiben: Kein Zug soll fahren zwischen 3 und 11 Uhr. Im Nah- und Fernverkehr hat die Eisenbahnergewerkschaft EVG in ganz Deutschland zum Warnstreik aufgerufen. Zeitgleich hat Verdi einen Streik an Flughäfen angekündigt. Damit will die Gewerkschaft den Druck in den laufenden Tarifverhandlungen erhöhen. Im Schienenverkehr sind dabei sowohl die Deutsche Bahn, als auch die privaten Bahngesellschaften betroffen. Ab dem Mittag soll der Betrieb dann schrittweise wieder anlaufen. Schon in den vergangenen Wochen legten Streiks den Bahnverkehr immer wieder lahm. Was sagen diejenigen, die darauf angewiesen sind?
"Ich finde, es ist auch allmählich eine Zumutung für die Bevölkerung"
Drei Bahnreisende stehen am Donnerstag am Steig und warten auf den Zug nach Donauwörth - unter ihnen auch Andrea Lemberger. "Ich habe schon Verständnis für den Streik, aber ich finde, es ist auch allmählich eine Zumutung für die Bevölkerung", sagt sie. Sie sei im Alltag auch auf die Bahn angewiesen, zum Beispiel, um ihre Mutter in München zu besuchen. Wenn im Bahnverkehr gestreikt wird, habe sie auch keine Alternative: "Ich darf nicht mehr so lange Auto fahren", meint sie. Zum Bahn fahren hat sie einen Schwerbehindertenausweis, für den sie auch extra bezahlt hat. Lemberger wünscht sich, dass die Politik in Zukunft etwas kritischer mit dem Thema Streik umgehen würde.
Stefan Mauer aus Haunstetten ist gar nicht erst zum Bahn fahren an den Bahnhof gekommen: Er arbeitet als Baumkontrolleur - und heute wird ein Baum am Gersthofer Bahnhof kontrolliert. Seine Alternative zum Bahn fahren ist sein E-Bike, mit dem er auch den Arbeitsweg von
Ein Mann aus Gersthofen, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, findet den Streik hingegen gut. Er sei als Rentner aber auch nicht auf die Bahn angewiesen. "Ich war selbst in der Gewerkschaft, bei Verdi. Ich war auch schon in Berlin zum Demonstrieren", erzählt er. In der Gesellschaft herrsche eine zunehmende Schieflage: "Alles ist teurer geworden, und die Firmen stecken die Profite ein. Irgendwann muss man sich bemerkbar machen." Er ist überzeugt, dass die Gewinne gerechter verteilt werden müssten. Hierfür bräuchten die Menschen die Gewerkschaft: "30 Urlaubstage im Jahr hat man schließlich auch nicht einfach so bekommen."