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Gersthofen: Neue Stolpersteine würdigen von Nazis verfolgte Gersthofer

Gersthofen

Neue Stolpersteine würdigen von Nazis verfolgte Gersthofer

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    Einer der neuen Stolpersteine erinnert an Johann Baptist Sturm aus Gersthofen.
    Einer der neuen Stolpersteine erinnert an Johann Baptist Sturm aus Gersthofen. Foto: Bernhard Lehmann

    Opfer der Naziherrschaft, die teilweise in unmittelbarer Nachbarschaft gelebt haben, gibt es auch in Gersthofen. Eine Erinnerung an die Schicksale diese Männer und Frauen sollen die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig ermöglichen. In der kommenden Woche werden bereits zum vierten Mal solche Messing-belegte Gedenksteine in

    Der Gersthofer Historiker Bernhard Lehmann hat diesmal die Biografien von sechs Menschen erforscht und aufgezeichnet, die unter dem Nazi-Regime zu leiden hatten. Wurden bisher Menschen im Hauptort Gersthofen mit Stolpersteinen gewürdigt, so sind diesmal auch ehemalige Bewohner aus den heutigen Stadtteilen Hirblingen und Batzenhofen mit dabei.

    Erster Gersthofer Bürgermeister nach dem Krieg

    Den Auftakt macht diesmal Johann Baptist Sturm. Sein Stolperstein wird am Montag, 18. Juli, um 14.30 Uhr in der Friedrich-Ebert-Straße 1 verlegt. Sturm war von 22. Mai 1945 bis 31. Januar 1946 Gersthofer Bürgermeister. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der gelernte Bau- und Kunstschlosser mehrmals verhaftet und inhaftiert. Ab 1919 bis zu seinem Lebensende 1956 war Sturm ein überzeugtes Mitglied der SPD. Er wurde von den Nazis systematisch in der Ausübung seines Berufs behindert.

    Wegen seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus wurde Johann Baptist Sturm von der amerikanischen Militärregierung als Gersthofer Bürgermeister eingesetzt und blieb bis zu den ersten Kommunalwahlen am 31. Januar 1946 im Amt. "Er blieb bis zu seinem Tod der mit Abstand beliebteste Gersthofer Politiker", sagt Bernhard Lehmann.

    Viktoria Pfundmeier wird anschließend ab 15.30 Uhr in der Sommerstraße 7 gewürdigt. "Sie war von Geburt an körperlich und geistig beeinträchtigt und litt unter Drüsenstörungen", so der Historiker weiter. Sie wurde 1938 in Augsburg zwangssterilisiert.

    Um 16.15 Uhr wird in der Augsburger Straße 120 ein Stolperstein für Franz Xaver Sterr gesetzt. Er schloss sich in der Weltwirtschaftskrise der KPD an. Anfang März 1933 wurde er in Schutzhaft genommen und schließlich im Mai ins Konzentrationslager Dachau verbracht. Er wurde zu Kriegsbeginn zur Wehrmacht einberufen und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. "Sein Leben lang blieb er vom Terror im KZ traumatisiert."

    Erstmals auch in Hirblingen und Batzenhofen

    Johann Stegmüller wird in hirblingen mit einem Stolperstein gewürdigt.
    Johann Stegmüller wird in hirblingen mit einem Stolperstein gewürdigt. Foto: Bernhard Lehmann

    Auch am Dienstag, 19. Juli, werden drei Stolpersteine verlegt - diesmal in den westlichen Stadtteilen Gersthofens. Um 10 Uhr geht es in der Wertinger Straße 6 in Hirblingen um Johann Stegmüller. Dieser wurde ab seinem sechsten Lebensjahr von epileptischen Anfällen geplagt. Er konnte später deshalb keinen Beruf ausüben. 1935 wurde er in Augsburg zwangssterilisiert.

    Ein Stolperstein für Josef Heim wird dann um 11.15 Uhr in der Schmutterstraße 6 in Batzenhofen gesetzt. Er arbeitete als Dienstknecht und bot seine Arbeitskraft in verschiedenen Ortschaften an. "Er sei geistig nicht ganz auf der Höhe gewesen", beschreibt Bernhard Lehmann das damalige Urteil der Verwandtschaft gegenüber Heim. Er wurde später zunächst in die Pflegeanstalt Kaufbeuren eingewiesen. Im August 1940 wurde

    Die musikalische Gestaltung der Verlegungen übernimmt ein Klarinettenquartett unter der Leitung von Klaus Türk und Sandra Hochmuth. Schüler und Schülerinnen des W-Seminars von Heinz Auernhammer am Gersthofer Paul-Klee-Gymnasium und zwei Paten verlesen die Biografien der Opfer.

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