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Gersthofen: Industriepark Gersthofen: Der "Außenminister" geht von Bord

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Industriepark Gersthofen: Der "Außenminister" geht von Bord

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    Verlässt den Industriepark Gersthofen und geht in den Ruhestand: Heinz Mergel.
    Verlässt den Industriepark Gersthofen und geht in den Ruhestand: Heinz Mergel. Foto: Marcus Merk

    Zehn Firmen, mehr als 1250 Beschäftigte: Gersthofens Industriepark ist nach wie vor so etwas wie das industrielle Herz der Stadt mit ihren insgesamt 14.000 Beschäftigten. Fast 14 Jahre lang vertrat Heinz Mergel als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft die Interessen des Industrieparks nach außen, zum Jahresende ist Schluss für den "Außenminister". Sein Nachfolger wird ein in der Region wohl bekannter Manager.

    Als Mergel 2008 seinen Dienst in Gersthofen antrat, war der Grundstein für das Müllkraftwerk im Industriepark schon gelegt, ein Jahr später ging die Anlage in Betrieb. Jetzt steht ein ähnliches Projekt in den Startlöchern: die Klärschlammverbrennung. Das Millionenvorhaben ist nicht unumstritten (wir berichteten), der Ingenieur Mergel aber ist davon überzeugt. "Das ist mein Baby." Mitte Februar soll der Genehmigungsprozess mit dem öffentlichen Erörterungsverfahren in seine entscheidende Phase gehen, und Mergel wirbt für das Millionenvorhaben: "Das wird was richtig Tolles."

    So steht es um die Klärschlammverbrennung in Gersthofen

    Schlamm aus den Kläranlagen der ganzen Region soll nach Gersthofen gefahren, getrocknet und anschließend verbrannt werden. Für die Firmen im Industriepark wird so wieder Dampf erzeugt, den sie in der Produktion benötigen. Auf einem ähnlichen Prinzip beruht das Müllkraftwerk. Er liefert Dampf für alle im Industriepark und darüber hinaus noch den Strom für die Betreibergesellschaft. Beim Klärschlamm würden sich eingesetzte und erzeugte Energie in etwa die Wage halten, sagt Mergel. Viel wichtiger sei aber, das man endlich eine Lösung für den Klärschlamm habe.

    Von diesem soll am Ende nur noch Asche übrig bleiben, und die wäre in den Augen des Industrieparkchefs für die Gewinnung von Phosphor bestens geeignet. "Eine Anlage dafür wäre die logische Folge", sagt Mergel und bleibt mit leichtem Bedauern im Konjunktiv: "Ja, wenn ich zehn Jahre jünger wäre."

    Ist er aber nicht, und so hat der bald 64-jährige Heinz Mergel am 29. Dezember seinen letzten Arbeitstag in Gersthofen. Sein Nachfolger als technischer und operativer Geschäftsführer ist im Landkreis Augsburg bestens bekannt und vernetzt: Dr. Markus Partik ist noch Leiter der SGL-Niederlassung in Meitingen und soll im Februar in Gersthofen anfangen. Kaufmännischer Geschäftsführer des Industrieparks ist und bleibt Holger Amberg.

    So groß ist der Gersthofer Industriepark

    Der rund 35 Hektar große Gersthofer Industriepark, in dem fünf Chemiefirmen ihren Standort haben, ist aus den Gersthofer Hoechst-Werken hervorgegangen, die dort ab 1902 entstanden. 2006 übernahm der Mannheimer Energieversorger MVV die Betreibergesellschaft des Industrieparks. Zu deren Aufgaben zählen unter anderem die Energieversorgung der Firmen, Kantine, Werksfeuerwehr und Vermarktung des Standorts.

    Mergel kam im Januar 2008 nach Gersthofen und hat diesen Schritt nie bereut, wie er sagt. Der Pfälzer hatte in den 1970er-Jahren in einem Kraftwerksunternehmen technischer Zeichner gelernt, studierte später Wirtschaftsingenieurwesen und Technische Informatik, leitete bereits einen Industriepark in Freudenberg.

    Technische Fragen reizen den Ingenieur nach wie vor, mehr aber noch freut ihn die Zusammenarbeit mit Kollegen. "Menschen zu begeistern, das ist Meins", erzählt der frühere Leistungsschwimmer und Vereinsvorstand mit hörbar pfälzischem Zungenschlag. Ursprünglich sollten Frau und drei Kinder mitkommen nach Gersthofen, irgendwie aber kam immer etwas dazwischen, nicht zuletzt viele berufliche Aufgaben in Mannheim.

    Heinz Mergel kommt aus der Nähe von Heidelberg

    So blieb Heinz Mergel fast 14 Jahre lang ein Pendler zwischen Gersthofen und dem kleinen Nussloch bei Heidelberg. Dorthin zieht es ihn jetzt zurück. Tief verwurzelt sei er in seiner pfälzischen Heimat, sagt Mergel. Dort lebten Freunde und Verwandte, bis ins 15. Jahrhundert reiche der Stammbaum der Familie in der Pfalz zurück. Außerdem hat Mergel daheim zu tun. Die Heizung des Hauses muss umgebaut werden, und dann ist da das erste Enkelkind, das dringend auf den Opa wartet.

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