Energie sparen, aber auch nachhaltig erzeugen und nutzen – das hat sich die Stadt Gersthofen zum Ziel gesetzt. Zu diesem Zweck wurde die Energie Gersthofen GmbH gegründet. Nun stellte Energie-Gersthofen-Geschäftsführer Andreas Remmele im Werkausschuss die Gesellschaft sowie ein erstes Projekt vor, mit dem unter anderem CO₂ und Energiekosten gespart werden sollen.
"Unsere Vision ist, dass wir die Städtischen Liegenschaften zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgen", erklärte Remmele. Über Bürgerbeteiligungsmodelle sollen sich die Gersthoferinnen und Gersthofer ebenfalls "einkaufen" können. "Weiter wollen wir neue Energie- und Wärmequellen erschließen." Zudem sollen Remmele zufolge bestehende Flächen, beispielsweise Freiflächen, Dächer sowie Parkplätze genutzt werden. Dort künftig erzeugter Strom soll zuallererst für die städtischen Gebäude selbst verwendet werden. Das erklärte Ziel sei eine möglichst große Autarkie. "Wenn es einen Überschuss geben sollte, dann kann dieser zur Wärmeerzeugung genutzt oder gespeichert werden", beschrieb Remmele die Möglichkeiten.
So hoch ist Gersthofens Stromverbrauch
"Nur um unsere Liegenschaften beliefern zu können, bräuchten wir daher Photovoltaik(PV)-Anlagen mit einer Leistung von vier Megawatt, das entspricht etwa vier Hektar Fläche." In naher Zukunft sollen nun das Rathaus und die Stadthalle mit PV ausgestattet werden, später dann das Wasserwerk und die Kläranlage folgen. Potenziale sieht Andreas Remmele auch in den künftigen Baugebieten "Westlich der Bahnlinie Augsburg–Donauwörth" sowie "Nördlich der Stifter-Siedlung". Ein Konzept für Letzteres soll bei der Stadtratssitzung am Mittwoch, 25. Januar, ab 18 Uhr im Rathaussitzungssaal vorgestellt werden.
Doch der Geschäftsführer der Energie Gersthofen hat noch ein anderes Potenzial zum Energiesparen und zur Verringerung des CO₂-Ausstoßes ausgemacht: "Aktuell haben wir im gesamten Stadtgebiet einen Erdgasverbrauch von circa 340 Gigawattstunden pro Jahr." Die Stadt hält 51 Prozent am Gasnetz, die anderen 49 Prozent liegen bei der Schwaben Netz GmbH. Um den Verbrauch von teurem Gas zu senken, will Remmele mit einem Chemieunternehmen aus dem Industriepark Gersthofen zusammenarbeiten: "Bei der Herstellung eines der von der Firma CABB in Gersthofen erzeugten Stoffe entsteht als Abfallprodukt reiner Wasserstoff." Was davon nicht vor Ort verbraucht werde, werde derzeit noch in die Luft freigesetzt. "Wir möchten nun eine Leitung vom Chemiewerk zu unserem Gasleitungsnetz bauen." Bis zu sieben Prozent Wasserstoff könnten dem Gersthofer Gas beigemischt werden. "Das ist ganz ordentlich." Bei CABB sei er in ausreichender Menge vorhanden.
Gersthofer Gaskosten mit Wasserstoffanteil senken
Es handle sich zwar um keinen Bio-, sondern um "grauen" Wasserstoff, "aber dadurch könnte unser Verbrauch an herkömmlichem Gas und damit Kosten verringert werden und auch auf die CO₂-Bilanz wirkt sich das positiv aus", war Remmele überzeugt. "Die Frage ist jetzt nur: Wie bekomme ich den Wasserstoff in unser Netz?" Ein großer Aufwand für einen Umbau des bestehenden Gersthofer Gasnetzes sieht der Geschäftsführer nicht: "Wir haben es geprüft: 90 Prozent des Netzes sind bereits für Wasserstoff geeignet." Die Stadt habe das Konzept bereits ans Wirtschaftsministerium in München geschickt. Dort soll geprüft werden, ob die Stadt Gersthofen eine Förderung bekommen kann.
Markus Brem (Bewegung Zukunft) sagte: "Wir sollten keine landwirtschaftlichen Flächen für Photovoltaik verwenden." Diese seien für die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln viel wichtiger. Er vermisste auch die Verwendung von Biomasse als Bestandteil einer Energiewende in Gersthofen. "Der Ausbau der PV-Anlagen ist ja nur ein erster Schritt", entgegnete Andreas Remmele. "Wichtig ist, dass wir endlich einmal was anschieben."