Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Gersthofen: Hanseatisches Humorfeuerwerk in der Gersthofer Stadthalle

Gersthofen

Hanseatisches Humorfeuerwerk in der Gersthofer Stadthalle

    • |
    Olli "Dittsche" Dittrich nimmt mit "Hamburger Schnauze" die Banalitäten des Alltagslebens aufs Korn.
    Olli "Dittsche" Dittrich nimmt mit "Hamburger Schnauze" die Banalitäten des Alltagslebens aufs Korn. Foto: Thomas Hack

    Er kann ganze drei Dutzend Medien- und Musikauszeichnungen für sich verbuchen, wurde mit 17 weiteren Preisen nominiert und hat es mit seiner LP „11 Richtige“ sogar in die Top 100 der deutschen Plattencharts geschafft – die Rede ist vom Hamburger Comedian Olli Dittrich, der nicht zuletzt mit der Improvisations-Comedyserie „Dittsche“ landesweit berühmt geworden ist. Nun hat sich das norddeutsche Redetalent die Ehre gegeben, in der Gersthofer Stadthalle mit seiner typischen „Hamburger Schnauze“ zu einem humorvollen Rundumschlag auf die Banalitäten der deutschen Alltagswelt auszuholen – stilecht gewandet in Strandschlappen, roter Hose und blau-weiß gestreiftem Bademantel, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. 

    Und so traf man in seiner Vielzahl an dargebrachten Anekdoten und Alltagsverhunzungen freilich auch immer wieder alte Bekannte aus der Serie „Dittsche“ wieder, sowie auch ganz neue Gestalten und Begebenheiten, über die sich Olli Dittrich mit norddeutscher Unterkühltheit lustig machte.

    Was "Dittsche" mit der Wolfsstunde meint

    Von Anfang an stellte sich das Multitalent als ungebremstes Energiebündel dar, das sicherlich nur schwerlich nachzuahmen ist: Mehrere Stunden lang schoss er seine Anekdoten auf das Publikum los, die sich in einem regelrechten Wortmarathon nahtlos von neuen sinnlosen Erfindungen über das heimische Bierbrauen im Wäschetrockner bis hin zur Werbung aus den 80er Jahren erstreckten. Auch Themen, die die Menschheit jeden Tag aufs Neue beschäftigen, ließ er nicht außen vor – so etwa die von ihm als „Wolfsstunde“ bezeichnete Stunde nachts um vier Uhr, in welcher man sich schlaflos im Bett hin und her windet und gedanklich selbst aus dem unwichtigsten Problemchen eine unlösbare Mammut-Komplikation macht. 

    Selbst die einfachsten Alltagsdinge wie das Auswechseln einer Glühbirne in der Nachbarwohnung wurden als eigenständige kleine Kurzgeschichten mit ausladender Körpersprache und in einzigartiger Rhetorik spaßig in Szene gesetzt. Wenn Dittsche seinen mehrstündigen Redemarathon nun tatsächlich komplett vorher auswendig gelernt hat, hat das allen Respekt verdient – allerdings gilt dasselbe, wenn das Gegenteil der Fall war und alles zusammen kurzerhand eine spontane Improvisation vor dem Publikum darstellte. 

    Die Fangemeinde von Olli Dietrich jubelt

    Doch ob es nun an den unterschiedlichen innerdeutschen Mentalitäten lag oder doch eher an der geistig kaum zu bewältigten Fülle an Geschichten, Anekdoten und sprachlichen Verhunzungen – die Reaktionen des Publikums waren zum Teil durchaus etwas gespaltener Natur: Während Dittsches riesige Fangemeinde in jubelnde Beifallsstürme verfiel, wenn neue Wortschöpfungen wie „Star Wurst“, „Schildkrötenunterfunktion“ oder „Dschungel Camp Buch“ von der Showbühne geschmettert wurden, war von einem anderen Teil des Publikums kaum jemals ein Zwischenapplaus oder gar lautstarkes Lachen zu vernehmen. 

    Möglicherweise lag dies aber auch an dem etwas ungewohnten Charakter von Olli Dittrichs ganz eigenem Kabarett-Stil: Sosehr sich der Comedian als brillanter Rhetoriker offenbarte, sprang er dennoch immer wieder vollkommen wahllos von einem Thema zum anderen und gerne auch wieder zurück, ohne dass wirklich ein genauer Zusammenhang oder gar ein tieferer Sinn zu erkennen war.

    Kabarett, das polarisiert

    Und vielleicht führte die unbegrenzte Fülle an Informationen, die ohne Verschnaufpause auf die Zuschauer losgelassen wurden, dazu, dass sich so mancher Besucher auch mal kurz seine ganz eigene Auszeit gönnte – sei es mit einer kleinen WhatsApp-Unterhaltung auf dem Handy oder dem Beine vertreten im Stadthallenfoyer. Olli Dittrich selbst war insgesamt wieder ganz in seinem Element angekommen, aber er hatte augenscheinlich auch polarisiert. Doch Polarisieren ist ein Element, das zu einem Kabarettabend eben schlichtweg auch dazugehört.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden