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Gersthofen: Ein Kenner der Geschichte Gersthofens teilt sein Wissen über Facebook

Gersthofen

Ein Kenner der Geschichte Gersthofens teilt sein Wissen über Facebook

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    Wenn Peter Metzger recherchiert und in den Geschichtsbüchern Gersthofens stöbert, dann ist der Küchentisch komplett belegt.
    Wenn Peter Metzger recherchiert und in den Geschichtsbüchern Gersthofens stöbert, dann ist der Küchentisch komplett belegt. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Geschichtsbücher über die Stadt Gersthofen gibt es einige. Doch wer hat schon Lust, diese zu wälzen? Peter Metzger macht sich diese Mühe. Er liest und recherchiert in den Stadtchroniken und im Internet über die Ballonstadt und hat seine wahre Freude dabei. Ein Besuch im Stadtarchiv wäre ein Traum für ihn.

    In der Facebook Gruppe „Du bist Gersthofer wenn …“ kann man immer wieder informative Beiträge von ihm lesen, die mit altem Bildmaterial untermalt sind. Während der 57-Jährige vor ein paar Jahren lediglich historische Fotos zeigte, gibt es seit April spannende Kurzartikel dazu. „Was haben München, Berlin und Gersthofen gemeinsam?“, fragt er in einem Beitrag und antwortet: „Sie alle liegen an der Bundesstraße 2, der längsten und einer der ältesten Bundesstraßen Deutschlands.“ Einst führte diese Straße direkt durch Gersthofens Innenstadt. Obendrein zeigt er ein Foto des Ortsplanes von 1954 aus seinem Lieblingsbuch „Gersthofen – Werden und Wachsen eines Gemeinwesens“. „Das Buch ist ein wahrer Schatz!“ Sein erster ausführlicher Bericht heuer war über das Konsumhaus an der Wiesenstraße. „Zu der alten Fotografie habe ich noch ein Luftbild von damals beigefügt. Dann kamen Fragen nach Bildern von heute“, erinnert Metzger sich. „Also bin ich dem Wunsch nachgekommen“, sagt er und lacht.

    In der Facebook-Gruppe „Du bist Gersthofer wenn …“ gibt es viele Beiträge

    Der gelernte Informatiker ist beim TSV Alpin aktiv und bekannt für seine unterhaltsamen Newsletter, bald 100 an der Zahl. „Ich pendle beruflich seit 23 Jahren täglich mit dem Zug nach Nürnberg. Da habe ich viel Zeit“, verrät der Urgersthofer, wie er sich selbst bezeichnet.

    Metzger hat viele Interessen. So ist er bei den Eisenbahnfreunden im Bahnpark Augsburg aktiv und jährlich als Wagenbegleiter bei Dampfzugfahrten zum Ammersee dabei. Auf der Kinder-Kol-La im Fasching macht er ebenso die Fotos wie für das Jugge – Jugendorchester Gersthofen Schwäbische Bläserbuben. Beim Jugge gestaltet und pflegt er die Webseite. „Mit dem Jugendorchester verbinde ich sehr schöne Erlebnisse, wie etwa die Reisen nach Brasilien, Kenia, Israel und Russland“, berichtet Metzger, der stets als Betreuer mit von der Partie ist.

    Sohn Valentin Metzger spielt bei der Augsburger Folk-Rock-Band John Garner

    Bei der Kol-La ist er quasi der Inspizient. Sein Sohn Valentin Metzger spielt bei der bekannten Augsburger Folk-Rock-Band John Garner als Trompeter mit, hat aber auch seine eigene Band The Big Band Theory. Deshalb durften Peter Metzger und seine Frau Conny kürzlich auch zum Livekonzert auf der Freilichtbühne in Augsburg. Sein Sohn Johannes arbeitet bei der Bahn, was den stolzen Vater natürlich freut. „Die Bahn hat es mir schon als Siebenjähriger angetan, als ich eine Modellbahn bekommen habe“, schwärmt er. Mit 15 Jahren durfte er gemeinsam mit seinem zwölfjährigen Bruder mit dem Tramper-Monatsticket Deutschland auf Schienen erkunden. „Die erste Fahrt ging direkt nach Westerland“, denn die Jungs wollten das Ticket ausnutzen. Weitere Fahrten folgten.

    Sohn Valentin Metzger spielt bei der bekannten Augsburger Folk-Rock-Band John Garner als Trompeter mit.
    Sohn Valentin Metzger spielt bei der bekannten Augsburger Folk-Rock-Band John Garner als Trompeter mit. Foto: Michael Hochgemuth

    Manchmal seien sie auch nur für ein Haferflockenfrühstück kurz nach Hause gefahren und auch, weil sie den Fotoapparat vergessen hatten. In dieser Zeit schrieb er Tagebuch und liest gerne daraus. Die Kursbücher der Bahn hat er alle von 1977 bis 2005. „Unfassbar. 1977 haben nur sieben Zugpaare täglich in Gersthofen gehalten“, zeigt er in dem von seinen vielen Reisen lädierten Kursbuch. Es reizt ihn herauszufinden, warum das so war, und er zieht diese alten Bücher gerne als Sekundärliteratur heran.

    Alte Postkarten aus dem Internet führen zu neuen Entdeckungen

    Wenn er etwas über Gersthofen wissen will, fragt er gerne seine Mutter. Zudem kauft er alte Postkarten aus dem Internet, wo ein Satz schon mal 30 Euro kostet. Aus einer Haushaltsauflösung bekam er alte Gersthofer Bücher: „Da findet man so tolle Sachen und Geschichten!“ Darin gibt es durchaus Themen mit aktuellem Bezug wie das Gasthaus Mohr in der Ludwig-Hermann-Straße oder die Umbenennung der Straßennamen.

    „In dem Stadtplan von 1954 wurden acht Straßen von ohnehin nur 30 umbenannt. Die Mendelssohnstraße hieß früher Richthofenstraße.“ Da seien die Gersthofer übereifrig gewesen, denn in Augsburg und anderen Städten gäbe es noch eine solche. „Oder wer weiß schon, wer Jessel war?“ Metzger wohnt im Musikerviertel in der Jesselstraße und fand heraus, dass Léon Jessel die berühmte Operette „Schwarzwaldmädel“ komponiert hatte.

    Eisenbahn und Schifffahrt direkt am Lech in Gersthofen

    Aktuell geht er den Walmdächern und Treppengiebeln auf die Spur und stellte fest, dass das Dampfwerk der einstigen Farbwerke, die sogar König Ludwig III. besuchte, die Dampfschifffahrt auf dem Lech hätte betreiben können. Erst 1913 bekamen die Straßen Namen, zuvor hatten die Häuser nur Nummern und Namen wie „Zum Bader“ (heutige Villa Toscana), dort wohnte einst seine Urgroßmutter, oder Haus Nummer 65 „Beim Däpple“. „Die hatten schon seltsame Namen“, denkt sich der Hobbyforscher.

    Sein Enkel fragte ihn kürzlich, warum in der Ostendstraße Gleise sind. Da musste er gleich wieder nachforschen und fand heraus, dass es dort ein Kies – und Schotterwerk sowie eine Lorenbahn gab, die auch über den Lech fahren konnte. Eisenbahn und Schifffahrt direkt am Lech. „Und wo ist denn die Liebigstraße hin? Die ist einfach weg!“ Dieser Frage möchte er natürlich auch nachgehen.

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