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Gersthofen: Der Herr der Steine arbeitet mit 80 Jahren noch täglich im Betrieb mit

Gersthofen

Der Herr der Steine arbeitet mit 80 Jahren noch täglich im Betrieb mit

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    Steinmetzmeister Sebastian Wagner aus Gersthofen ist mit 80 Jahren noch jeden Tag im Betrieb.
    Steinmetzmeister Sebastian Wagner aus Gersthofen ist mit 80 Jahren noch jeden Tag im Betrieb. Foto: Oliver Reiser

    Er ist einer der waschechten Gersthofer, die auch in Gersthofen geboren sind. Das Licht der Welt erblickte er am 5. Juni 1944, in einer Bombennacht am Ende des 2. Weltkriegs, als zweites von insgesamt vier Geschwistern in der Kapellenstraße 10, direkt gegenüber der Emmeranskapelle. Noch heute lebt Sebastian Wagner hier, obwohl sein Wohnhaus inzwischen am anderen Ende des Anwesens an der Wendelsteinstraße liegt. Dazwischen liegt der 1912 von seinem Großvater gegründete Steinmetzbetrieb, in dem der 80-Jährige noch immer jeden Tag präsent ist.

    Steinmetzmeister Sebastian Wagner aus Gersthofen ist mit 80 Jahren noch jeden Tag im Betrieb, den er längst an seinen Sohn Sebastian (links) übergeben hat.
    Steinmetzmeister Sebastian Wagner aus Gersthofen ist mit 80 Jahren noch jeden Tag im Betrieb, den er längst an seinen Sohn Sebastian (links) übergeben hat. Foto: Oliver Reiser

    „Entweder bin ich auf dem Friedhof unterwegs, was sozusagen mein Hobby ist, oder ich fahre irgendwelche Steine aus oder ich sehe mich auf Messen um“, sieht sich Sebastian Wagner als Repräsentant eines der ältesten Handwerksbetriebe in Gersthofen. Den Betrieb selbst hat er schon vor zehn Jahren an seinen Sohn Sebastian übergeben. „Es ist schön, dass er noch jeden Tag dabei sein kann. Wir arbeiten gut zusammen“, sagt Sebastian jun.

    In der Tat: Zwischen Tonnen von Steinen, unbehauenen Marmor- und Granitblöcken aus aller Welt, fertig bearbeiteten und gestalteten Grabmalen, Denkmälern und Statuen fühlt sich Sebastian Wagner wohl. „Schon als kleiner Junge war ich bei meinem Vater in der Werkstatt, bin auf den Steinen im Hof herumgeklettert“, erzählt Sebastian Wagner mit noch immer leuchtenden Augen, während er mit weißem Strohhut und grauem Staubmantel über das Werksgelände schreitet. Jetzt versteht man, warum ihn seine Stammtischfreunde „Baron von Stein“ nennen.

    Sebastian Wagner feierte seinen 80. Geburtstag gleich dreimal

    „Fest arbeiten und Feste feiern“, das ist noch heute sein Motto. Und so feierte er seinen 80. Geburtstag gleich dreimal. Am Geburtstag selbst im Familienkreis, den nur die Stadtkapelle mit einem Ständchen sprengte, danach unter anderem mit den zehn Mitarbeitern des Familienbetriebs und zu guter Letzt offiziell mit fast 100 Freunden aus den letzten 50 Jahren, das von der Guggenmusikkapelle "Weissahoarer Giggalesbronzer" umrahmt wurde. Dabei stellte der Jubilar trotz seines fortgeschrittenen Alters, einem neuen Knie und einer neuen Hüfte seine Fitness und Beweglichkeit unter Beweis. Sebastian Wagner, der auf Elvis Presley und Tina Turner steht, ist ein leidenschaftlicher Tänzer. 

    Steinmetzmeister Sebastian Wagner hat ein Herz für Steine, aber keineswegs ein Herz aus Stein.
    Steinmetzmeister Sebastian Wagner hat ein Herz für Steine, aber keineswegs ein Herz aus Stein. Foto: Oliver Reiser

    „Wir haben schon immer gerne getanzt und sind viel auf Veranstaltungen unterwegs“, verrät seine Frau Ursula, mit der er seit 1972 verheiratet ist. Besonders gerne gehen sie im Fasching aus. Sebastian Wagner ist Hofrat der Lechana und hat kaum einen Inthronisationsball oder eine Kol-La-Faschingssitzung versäumt. Und ob man es nun glauben will, oder nicht: Seine Frau, mit der er zwei Kinder hat, hat er auf dem Steinmetz-Faschingsball in Augsburg kennengelernt.

    Sebastian Wagner hat ein Herz für Steine, aber keineswegs ein Herz aus Stein. „Wenn immer Hilfe gebraucht wird, ist er da“, konstatierte 2. Bürgermeister Reinhold Dempf. Ganz egal, bei Kolping, beim TSV Gersthofen, dem er über 60 Jahre angehört, dem Schützenverein oder der Feuerwehr. Oder er spendet den Brunnen am Pfarrzentrum Oscar Romero. Wagner ist auch Mitbegründer des Gersthofer Kulturkreises. 

    Besonders stolz ist Sebastian Wagner darauf, dass mittlerweile schon der nächste Sebastian, sein achtjähriger Enkel, mit den Steinen auf dem Firmengelände spielt.

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