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Gersthofen: Binswanger verzichtet auf die Gersthofer Kirchweih

Gersthofen

Binswanger verzichtet auf die Gersthofer Kirchweih

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    Wenn das Wetter passte, war früher viel los zur Eröffnung der Kirchweih. Wie wird es in diesem Herbst sein?
    Wenn das Wetter passte, war früher viel los zur Eröffnung der Kirchweih. Wie wird es in diesem Herbst sein? Foto: Marcus Merk

    Ob auf dem Augsburger Plärrer oder dem Neusässer Volksfest: Die großen Festzelte des Gersthofer Gastronomieunternehmens Binswanger gehören dazu. Das galt lange auch für die Gersthofer Kirchweih. Doch damit ist jetzt vorerst Schluss. Denn in diesem Herbst wird es kein Festzelt von Binswanger in Gersthofen geben.

    Hintergrund ist ein Beschluss des Stadtrates vom Mittwochabend. Mit 17:7 Stimmen lehnte das Gremium es ab, die sogenannte Potenzialfläche (besser bekann als "Loch") im Herzen der Stadt so herrichten zu lassen, dass darauf ein großes Festzelt mit Platz für rund 1600 Gäste stehen kann. Das damit verbundene Aufkiesen und Asphaltieren von Teilflächen sollte knapp 60.000 Euro kosten. Mit weiteren bis zu 20.000 Euro rechnet die Verwaltung, wenn der Platz in einigen Jahren wieder zurückgebaut wird.

    Stadtrat in Gersthofen will für die Kirchweih nur ein Festzelt für 300 Menschen

    Der Stadtratsmehrheit war das zu viel Geld. Sie votierte stattdessen für ein kleines Zelt, das gut 300 Menschen Platz bieten soll und auf dem Rathausplatz stehen soll. Auch Fahrgeschäfte und Buden sollen sich im Wesentlichen auf den Bereich von Rathausplatz und Stadtpark konzentrieren. Bekannt war den Stadträten bei ihrer Entscheidung, dass die Firma Binswanger für den Betrieb eines kleinen Festzeltes nicht zur Verfügung steht.

    Auf die Bierbank, fertig, los: Diese Bilder wird es von der nächsten Gersthofer Kirchweih vermutlich so nicht geben. Denn die Stadt will sich nur ein kleines Bierzelt leisten.
    Auf die Bierbank, fertig, los: Diese Bilder wird es von der nächsten Gersthofer Kirchweih vermutlich so nicht geben. Denn die Stadt will sich nur ein kleines Bierzelt leisten. Foto: Sina Götz (Archivbild)

    Das bestätigte Festwirt Thomas Kempter am Donnerstag gegenüber unserer Redaktion. "Das ist sehr schade, aber der Betrieb eines kleinen Zeltes hat wirtschaftlich keinen Sinn." Der Aufwand sei für den zu erwartenden Ertrag zu groß. Er habe versucht, mit der Stadt Gersthofen eine Lösung zu finden, doch diese habe im Grunde nicht gewollt, Bürgermeister Michael Wörle habe genau ein Gespräch mit ihm geführt. Kempters Vorwurf: "Das hat parteipolitische Gründe, weil ich Mitglied bei der CSU bin." Gersthofen werde nun im Herbst eine Kirchweih bekommen, die den Namen nicht verdient habe. "Das wird ein kleines Herbstfestle."

    In der Stadtratssitzung am Mittwochabend waren Für und Wider ausführlich und teilweise emotional diskutiert worden. Mehrere Vertreter der CSU-Fraktion warben mit Nachdruck für das große Festzelt auf der Potenzialfläche. Wolfgang Hadwiger: "Uns ist es ein Anliegen, wieder eine Kirchweih zu haben. Die Menschen wollen feiern. Das sollte es uns wert sein."

    Die Gegner des großen Festzeltes verwiesen dagegen auf die Kosten für diese vorübergehende Lösung, zudem würde die Kirchweih in der Innenstadt "zerrissen", wenn zwischen Bierzelt-Standort und Fahrgeschäften die Bahnhofstraße verlaufe. Unstrittig sei aber, dass es Anfang Oktober eine Kirchweih geben werde. Albert Kaps (Pro Gersthofen): "Es gibt vielleicht kein Bier auf Hawaii, aber ganz sicher in Gersthofen."

    Darum hat Gersthofen keinen Festplatz mehr

    Die Gersthofer Kirchweih fand lange auf dem Festplatz an der Schubertstraße statt. Doch diesen hat die Stadt an den Landkreis für den Bau des neuen Gymnasiums abgegeben und bislang keine Ersatzfläche geschaffen. Die Feier der Kirchweih zwischen 7. und 16. Oktober in der Stadtmitte wird schon länger geplant. Die Einbeziehung der 7000 Quadratmeter großen Potenzialfläche hatte die CSU im Mai ins Spiel gebracht. Wie das für rund 20 Millionen Euro erworbene Areal - derzeit Standort eines Freiluftkinos - künftig dauerhaft genutzt werden soll, steht bislang noch nicht fest. Bis zum Sommer läuft ein Architekturwettbewerb. In diesem sollen Konzepte für eine moderne Stadtmitte entwickelt werden.

    Im Herbst vor einem Jahr herrschte noch Eintracht zwischen der Stadt und ihrer Festwirtsfamilie: Der zweite Bürgermeister Reinhold Dempf bekam beim Bieranstich für das Herbstfest in Gersthofen Hilfe von seinen "Assistenten" Reinhard und Thomas Kempter.
    Im Herbst vor einem Jahr herrschte noch Eintracht zwischen der Stadt und ihrer Festwirtsfamilie: Der zweite Bürgermeister Reinhold Dempf bekam beim Bieranstich für das Herbstfest in Gersthofen Hilfe von seinen "Assistenten" Reinhard und Thomas Kempter. Foto: Marcus Merk

    Doch zurück zur Bierzeltdebatte: Mit einem kleinen Festzelt für 300 oder 350 Besucher werde sich die Stadt Gersthofen blamieren, schimpfte Michael Fendt (CSU): "Werden da die Plätze verlost?" Es habe in der Vergangenheit viele Tage auf der Kirchweih gegeben, an denen das Festzelt nur schwach besucht war, hielt Peter Schönfelder (SPD) dagegen: "Da wären 300 Besucher für den Wirt ein Schmankerl gewesen." Den traditionell gut besuchten Seniorennachmittag könne man auf Veranstaltungen an mehreren Tagen strecken, sagte Bürgermeister Wörle. Seinen Angaben zufolge liegen der Stadt schon Bewerbungen für den Betrieb des kleinen Festzeltes vor, dessen Miete werde unter 10.000 Euro kosten. Auf den Vorhalt, für einen Wirt rentiere sich nur ein großes Zelt, mit dem er an den umsatzstarken Wochenenden sein Geschäft machen könnte, antwortete Wörle: "Wir sind doch nicht dazu da, den Wirt glücklich zu machen."

    Derzeit befindet sich im Gersthofer "Loch" ein Freiluftkino.
    Derzeit befindet sich im Gersthofer "Loch" ein Freiluftkino. Foto: Marcus Merk

    Ein wenig verquer fand Alois Pfifffner (WIR) die Debatte. Auch ihm ist ein Festzelt für 300 Besucher zu klein. Statt über ein großes Festzelt auf der Potenzialfläche zu streiten, sollten sich Stadt und Stadtrat lieber Gedanken machen, wie man auf dem Rathausplatz mehr Menschen bewirten könne. Pfiffner: "Dazu fehlt uns der Mut."

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