In der Gablinger Grundschule gehört das Churermodell seit sieben Jahren zum Alltag. Immer mehr bayerische Schulen haben Interesse an dieser Art des Unterrichts. Dabei werden die Kinder mehr miteinbezogen, individueller gefördert und auch der Unterricht passt sich den unterschiedlichen Bedürfnissen der Lernenden an.
Die Bayerische Kultusministerin Anna Stolz besuchte kürzlich auf Einladung der Landtagsabgeordneten Marina Jakob die Klasse 1a der Grundschule. Zum Unterrichtsbeginn trafen sich die Schülerinnen und Schüler zunächst im Kreis zu einer kurzen gemeinsamen Inputphase. In der Kreismitte präsentierte Klassenlehrerin Cornelia Heinrich die verschiedenen Buchstaben, an welchen die Kinder gerade arbeiteten. Zusammen wurden die Laute einiger Wörter („N wie Nashorn oder R wie Ratte“) analysiert sowie die richtige Schreibweise der Groß- und Kleinbuchstaben wiederholt. Anschließend wurden die Kinder in die individuelle Arbeit an der „Buchstabenlernstraße“ entlassen.
Das sagt die Gablinger Schulleitung über das Modell
Den Erfolg des Churermodells an ihrer Grundschule fasst Schulleiterin Sabine Wirth so zusammen: „Wir haben in kürzester Zeit beobachten können, wie sich die Zufriedenheit, Lernbereitschaft und Selbstständigkeit der Kinder durch die Arbeit mit dem Churermodell verbessert hat. Auch Unterrichtsstörungen sind deutlich zurückgegangen, da durch die vorbereitete Umgebung und die vielfältigen Lernangebote für die Kinder keine Leerläufe mehr entstehen können.“
Im Anschluss traf sich die Ministerin im Lehrerzimmer mit Schulleiterin Sabine Wirth, Stefan Bader vom staatlichen Schulamt und einigen Lehrkräften, um das Churermodell sowie aktuelle Herausforderungen an Grundschulen zu diskutieren. Marina Jakob hat selbst zwei Kinder im Grundschulalter und weiß, wie schwierig es ist, dass immer alle Schülerinnen und Schüler gleich gut mitlernen. Kultusministerin Anna Stolz meinte laut Pressemitteilung, diese Form des Unterrichts ist eine von vielen Möglichkeiten, den LehrplanPlus an der Grundschule umzusetzen und im Unterrichtsalltag zu leben. (AZ)
Das Churermodell
Das Modell hat der Schweizer Reto Thöny, ehemaliger Vizedirektor der Stadtschule in Chur, entwickelt.
Es basiert auf vier Prämissen: der konsequenten Binnendifferenzierung, der Nutzung des Klassenraums als „dritten Pädagogen“, der Reduzierung langer, lehrerzentrierter Phasen auf kurze Inputs sowie den damit einhergehenden längeren Lernzeiten der Kinder an freigewählten Arbeitsplätzen. Insgesamt entsteht dadurch eine größere Flexibilität in der individuellen Unterrichtsgestaltung.
Da von Räumen Wirkungen ausgehen, die auch das Lernverhalten beeinflussen, spielt das Umstellen des Klassenzimmers im Churermodell eine große Rolle. Die Tafel ist nicht mehr der zentrale Ort auf den alle Arbeitsplätze ausgerichtet sind. Vielmehr spielt der Sitzkreis eine wichtige Rolle, in dem man sich regelmäßig zu Inputs oder Reflexionsrunden trifft. Auch herrscht in den „neuen“ Klassenzimmern eine einladende Atmosphäre. Hier gibt es Gruppentische, Einzeltische, Nischen, Schulbänke, die zur Wand hin ausgerichtet sind, Trennwände und vieles mehr, die es den Lernenden ermöglichen ganz nach ihren Bedürfnissen den aktuell passenden Arbeitsplatz auszuwählen. Doch nicht nur der Lernort ist frei jederzeit wählbar, auch die Lernpartner wechseln während eines Vormittags mehrfach.
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