Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Gablingen: Hochwasser: Einmalige Anlage in Gablingen reinigt verschmutztes Wasser

Gablingen

Hochwasser: Einmalige Anlage in Gablingen reinigt verschmutztes Wasser

    • |
    Mit einmaligen Anlagen trennen Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks Öl vom Wasser. Aktuell wird hierzu Öl-Wasser-Gemisch aus allen vom Hochwasser betroffenen Gebieten angeliefert.
    Mit einmaligen Anlagen trennen Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks Öl vom Wasser. Aktuell wird hierzu Öl-Wasser-Gemisch aus allen vom Hochwasser betroffenen Gebieten angeliefert. Foto: Marcus Merk

    Die Bilder von Rettungskräften, die im Kampf gegen Hochwasser Sandsäcke füllen, haben sich ins Gedächtnis eingebrannt. Eine weitaus weniger bekannte Maßnahme gegen die Folgen der Katastrophe findet sich jetzt auf einem Firmengelände in Gablingen. Dort hat eine Spezialeinheit des Technischen Hilfswerks (THW) Anlagen eingerichtet, um durch Öl verschmutztes Wasser zu reinigen. Aus allen derzeit vom Hochwasser betroffenen Gebieten wird dort nun Wasser angeliefert, das zum großen Teil aus Kellern abgepumpt werden musste. Es sind aktuell deutschlandweit die einzigen Anlagen dieser Art. 

    Hochwasser im Landkreis Augsburg: Aus vielen Kellern tritt Heizöl aus

    In den vergangenen Tagen liefen im Augsburger Land etliche Keller voll mit Wasser, das aus Zusam, Schmutter oder anderen Gewässern in Wohngebiete drängte. Nun hat das große Aufräumen nach der Katastrophe begonnen. Dabei kann Wasser, das ausgepumpt wird, mit Öl verschmutzt sein. Deshalb darf es nicht einfach entsorgt werden, sondern ist wie Sondermüll zu behandeln. Das THW kann mit seinen Anlagen das Öl vom Wasser zu separieren, sodass deutlich weniger Sondermüll entsteht. Nach Auskunft des Landratsamts in Augsburg könne man die Müllmenge dadurch um etwa 90 Prozent reduzieren. Das spart Geld, denn das Entsorgen von Sondermüll ist teuer. Kosten, für die in der Regel die betroffenen Kommunen und Landkreis aufkommen müssen. 

    Icon Galerie
    118 Bilder
    Viele Straßen und Keller sind überflutet, Menschen mussten sich in Sicherheit bringen. Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und THW sind pausenlos im Einsatz.
    Das Heizöl schwimmt in den Tanks oben und kann so durch ein spezielles Verfahren abgeschöpft werden.
    Das Heizöl schwimmt in den Tanks oben und kann so durch ein spezielles Verfahren abgeschöpft werden. Foto: Marcus Merk

    Um diese Kosten zu reduzieren und die Umwelt vor schädlichem Heizöl zu schützen, sind in Gablingen nun etwa hundert ehrenamtliche Einsatzkräfte des THW im Einsatz. Ihre Anlagen baut die Spezialeinheit aus Obernburg (Landkreis Miltenberg) auf dem Werksgelände des Chemiehandelsunternehmens Staub & Co. – Silbermann auf. Dort riecht es am Dienstagvormittag bereits nach Öl. Große Tankfahrzeuge liefern Unmengen an Öl-Wasser-Gemisch aus allen vom Hochwasser betroffenen Gebieten in der Region an. Aus den großen Tanks wird das Gemisch in runde Becken eingeleitet - dann beginnt das spezielle Verfahren.

    So funktioniert die Anlage zur Aufbereitung des verschmutzten Wassers

    Das vom Öl befreite Wasser wird in den Kanal eingeleitet. Später wird es in einer Kläranlage aufbereitet.
    Das vom Öl befreite Wasser wird in den Kanal eingeleitet. Später wird es in einer Kläranlage aufbereitet. Foto: Marcus Merk

    Wie es funktioniert, erklärt Andre Stark, einer der Ehrenamtlichen beim THW. Er sagt: "Wir arbeiten nach dem Schwerkraftprinzip." Weil das Öl oben auf dem Wasser schwimmt, kann es durch eine spezielle Technik abgeschöpft werden. Das abgeschöpfte Öl sei so rein, dass es anschließend weiterverwendet werden könnte, erklärt Stark. Es wird nach dem Verfahren in eine Raffinerie geliefert. Das übrige Wasser, das auch mit anderen Stoffen verunreinigt sein kann, wird in den Kanal gelassen. Von dort fließt es in die Kläranlage. "Dort ist man darauf eingestellt und kommt mit der Menge an Wasser klar", erläutert Stark. Durch die Anlagen können aktuell rund 40 Kubikmeter, also 40.000 Liter Öl-Wassergemisch pro Stunde aufbereitet werden. Weil die Anlagen auf Sonnenlicht angewiesen sind, wird nur bei Helligkeit gearbeitet. Stark stellt sich darauf ein, dass er und seine Kollegen noch etwa fünf Wochen mit der Aufbereitung des verunreinigten Gemischs aus den Hochwassergebieten beschäftigt sind.

    Der Standort in Gablingen ist aktuell der einzige dieser Art in ganz Deutschland. Theoretisch verfügt das THW aber über ausreichend Material zur Einrichtung sieben weiterer Anlagen. Für den Standort in Gablingen habe man sich entschieden, weil er verkehrsgünstig an der Autobahn liegt und weil das Firmengelände dort zur Verfügung gestellt wurde. Geschäftsführer Andreas Frank ist selbst beim THW. "Viele unserer Mitarbeiter sind selbst von Hochwasser betroffen. Es war klar, dass wir helfen wollen", sagt Frank. 

    Was tun, wenn der Keller voll Wasser mit Heizöl ist?

    Im Einsatz waren die Anlagen des THW zuletzt bei der Flutkatastrophe im Ahrtal vor rund drei Jahren. Zuvor musste die Spezialeinheit auch beim Donauhochwasser in Deggendorf im Jahr 2013 ausrücken. Zum Einsatz kommen die Anlagen auch bei Schiffsunglücken oder anderen Unfällen, bei denen große Mengen an Öl mit Wasser vermischt werden. 

    Wichtig: Wer den Keller aktuell selbst voller Wasser mit Heizöl hat, darf es aus Umweltschutzgründen nicht einfach abpumpen. Darauf weist das Augsburger Landratsamt ausdrücklich hin. Die betroffenen Gebäude werden nach und nach durch die Einsatzkräfte erfasst und abgearbeitet. Soweit ein Schadensfall der örtlichen Feuerwehr noch nicht bekannt ist, ist dieser bei der örtlichen Gemeindeverwaltung zu melden. Die Betroffenen werden gebeten, diesbezüglich nicht den Notruf zu wählen oder die Leitstelle anzurufen. Das Landratsamt versichert, dass alle Fälle abgearbeitet würden, allerdings sei mit Wartezeiten zu rechnen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden