Das massenhafte Fischsterben in der Oder vor einem Jahr und die furchtbaren Bilder der Kadaver, toter Muscheln und Schnecken sind vielen noch in Erinnerung. Ähnliches ist nun vor wenigen Tagen in der Schmutter bei Gablingen passiert. "Bei unserer heutigen Wanderung haben wir mehrere Dutzend verendete Fische zwischen Kläranlage Abwasserzweckverband Schmuttertal und Brücke Gablingen festgestellt", schreibt ein Leser aus Neusäß und auch ein Gablinger Bürger berichtete am Sonntag, dass "tote Fische in der Schmutter treiben und es fürchterlich stinkt". Er schätzt, dass es sich inzwischen um mehrere Zentner handelt. Mittlerweile war das Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth vor Ort, um den Grund für das plötzliche Fischsterben herauszufinden.
"Wir haben bereits Proben aus dem Wasser entnommen und auch die Fische sind für eine Untersuchung eingeschickt worden", sagt der Leiter der Gewässeraufsicht für den Landkreis Augsburg, Dr. Kurt Nunn. Rund 150 Kilogramm des Bestands seien im Bereich kurz vor dem Kraftwerk verendet, schätzt er. Auffällig sei dabei, dass die unterschiedlichsten Arten dort tot auf dem Wasser trieben. "Meist waren es Hecht, Zander und Karpfen", sagt er. Aber auch Weißfische wie die Nasen, die ebenfalls zur karpfenartigen Ordnung zählen, seien verendet. Da die Nase sich ebenso wie ihr großer Verwandter, der Karpfen, hauptsächlich von Pflanzen ernährt, Hecht und Zander aber klassische Raubfische sind, scheint es nicht an der Nahrung zu liegen. Auch der Pegel sei konstant gewesen. Der Gewässerwart des 1. Augsburger Angel Clubs, der dort das Fischereirecht ausübt, hat daher einen anderen Verdacht.
Tote Fische in der Schmutter: Die Natur als Verursacher scheidet aus
"Irgendjemand muss etwas dort eingeleitet haben", vermutet Harald Leitenmeier. Dies könne etwa ein Landwirt gewesen sein, der beim Düngen zu dicht ans Ufer gekommen war. Auffällig sei nämlich, dass das Fischsterben lediglich punktuell und auch nur über einen kurzen Zeitraum aufgetreten war. Ein anderer Verursacher scheide daher auf jeden Fall aus: "Die Natur ist sicherlich nicht schuld." Zwar sei die Wassertemperatur in den vergangenen Tagen aufgrund der Hitze ebenfalls gestiegen. Doch selbst für Bachforellen, die eher das kühle Wasser lieben, bestünde aktuell keinerlei Gefahr. Für die Vermutung, dass es sich um eine illegale Einleitung ins Wasser gehandelt haben könnte, spricht auch das Alter der Kadaver.
Einige Karpfen schätzt Leitenmeier auf zwei bis drei Jahre, ein Hecht dürfte so um die fünf Jahre alt gewesen sein und auch bei Zander und Nasen sei das Lebensalter "querbeet" gewesen. Mittlerweile dürfte sich die Luftqualität rund um den betroffenen Bereich an der Schmutter aber wieder verbessert haben. "Alle toten Tiere wurden eingesammelt und fachgerecht in der Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt", sagt Leitenmeier. Gespannt ist der Verein nun auf das Ergebnis der Proben. "Einige Untersuchungen laufen am Landesamt für Umweltschutz in Wielenbach und am LfU in Augsburg", sagt Nunn. Frühestens im Laufe der nächsten Woche könne man mit validen Aussagen rechnen, was zu dem Fischsterben geführt haben könnte.
Säurehaltige Flüssigkeit drohte in das Klärbecken zu fließen
Erst vor etwas mehr als einem Jahr ist das Schmuttertal an einer Umweltkatastrophe vorbeigeschrammt. Der Sensor am Zulaufbecken der Kläranlage in Hirblingen hatte plötzlich einen rapiden Abfall des pH-Wertes im Wasser registriert. Blitzschnell schalteten die Mitarbeiter die Anlage ab. Denn: Unzählige Kubikmeter einer säurehaltigen Flüssigkeit drohten in das Klärbecken zu fließen. Dies hätte sämtliche Mikroorganismen, die das verschmutzte Wasser zersetzen, vernichtet. Ohne diesen Prozess wäre statt des geklärten Wassers das mit zahlreichen Schadstoffen belastete Abwasser in die Schmutter gelangt. Dies hätte den sicheren Tod für unzählige Fische, Kaulquappen und jedes Tier, das davon getrunken hätte, bedeutet.