Über 200 Menschen sitzen in der Gablinger Mehrzweckhalle. Viele von ihnen haben eine schwere Entscheidung zu treffen: Wollen sie sich an das Wärmenetz anschließen, das für Gablingen-Siedlung vorgesehen ist? Von diesem Entschluss hängt nicht nur ihr eigenes Schicksal ab. Jeder Einzelne entscheidet in den kommenden Monaten darüber, ob das Großprojekt überhaupt an den Start geht. Die Idee entstand zuerst für diesen Ortsteil, da hier ein großes Neubaugebiet geplant ist.
GP-Joule-Kundenberater Sebastian Weingarten informiert am Montagabend nochmals über die Grundbausteine des Projekts. Ein eigens dafür gebautes Solarfeld erzeugt den Strom für eine Wärmepumpe, die über ein Leitungsnetz die Siedlung versorgt. An dunklen Tagen wird zusätzlich Strom an der Börse eingekauft. Und an den eisigsten Tagen des Winters wird zusätzlich mit Gas geheizt. Die Wärme erreicht die einzelnen Haushalte an einer sogenannten Übergabestation, die an den bereits bestehenden Heizkreislauf weitergibt. So könnte es in Zukunft in Gablingen-Siedlung ablaufen – stark vereinfacht dargestellt.
Welche Fragen sich Gablinger Bürger stellen
Denn ganz so einfach ist es natürlich nicht. In jedem Haushalt ergeben sich unterschiedliche Fragen: Brauche ich neue Heizkörper? Welche Förderung kommt für mich infrage? Kann ich erst einmal nur die Leitung legen lassen? Was, wenn mal was kaputtgeht? An diesem Abend will GP-Joule damit anfangen, Detailfragen zu klären. Deswegen ist das Unternehmen aus Buttenwiesen mit einem großen Team angerückt, um möglichst in Einzelgesprächen Antworten zu geben. Und nach dem Vortrag ist der Andrang auf die Experten auch groß. Andreas Ludwig beispielsweise möchte wissen, wie er an der Übergabestation die Temperaturen für sein Haus und das Warmwasser einstellen kann. Techniker Friedemann Storbeck zeigt es ihm an einem mitgebrachten Beispielgerät.
Ob diese Geräte, die in etwa wie ein größerer Stromkasten aussehen, in Zukunft in den Kellern der Siedlungsbewohnern stehen werden, lässt sich an diesem Abend schlecht ablesen. Das Interesse ist groß, darüber freut sich auch Bürgermeisterin Karina Ruf. Der ein oder andere fragt sich aber auch, ob er sich in die Abhängigkeit der Gesellschaft begeben möchte, die das Energienetz betreiben will. Immerhin – die Kommune hält daran 50 Prozent. Ein Lützelburger ist bereits Feuer und Flamme und hofft, dass die Siedlung die 50-Prozent-Hürde meistert und in nicht allzu ferner Zukunft auch andere Ortsteile ein Wärmenetz bekommen. Er zweifelt allerdings daran, dass in Gablingen-Siedlung viele ebenso positiv eingestellt sind.
Bis Mitte Februar gibt’s Beratungen in Gablingen-Siedlung
Noch muss sich niemand entscheiden. Nach sechs Monaten Verhandlungen zwischen GP Joule und der Gemeinde Gablingen startet die Akquise-Phase erst jetzt. Die Beratungen werden bis Mitte Februar stattfinden, erst dann heißt es Hop oder Top. Bis dahin gibt es eine Beratungshotline - sämtliche Nummern und Informationen gibt es auf der Internetseite Gablingen-Fernwaerme.de. Und wer lieber von Angesicht zu Angesicht mit einem Experten sprechen möchte, kann die wöchentliche Sprechstunde donnerstags um 14 Uhr im Rathaus besuchen.
Ein Bürger fragt sogar nach einem Antragsformular, er würde den Beratern direkt sein Ja-Wort geben. Doch die liegen an den Tischen noch gar nicht aus. Damit habe man für diesen Abend noch gar nicht gerechnet, sagt einer der Berater lächelnd.