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Fischach: Radlserie: Hinter Fischach beginnt das Allgäu-Urlaubsfeeling

Fischach

Radlserie: Hinter Fischach beginnt das Allgäu-Urlaubsfeeling

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    Bei den Schweinsbachhöfen zwischen Grimoldsried und Konradshofen kommt man auf der Tour durch die Stauden an diesem malerischen Weiher vorbei.
    Bei den Schweinsbachhöfen zwischen Grimoldsried und Konradshofen kommt man auf der Tour durch die Stauden an diesem malerischen Weiher vorbei. Foto: Marcus Merk

    Zu seinem 60. Geburtstag hat ihm die Krankenkasse ein neuen Knie spendiert und er sich selbst ein E-Bike. Seitdem kann Herbert Böck wieder uneingeschränkt seiner Leidenschaft frönen. "Die Staudenhügel sind wieder schmerzfrei zu erklimmen", lacht der Fischacher, der sämtliche Rad- und Feldwege in seiner Heimat inzwischen in- und auswendig kennt. Er weiß aber auch, wo sich ein die schönen Biergärten für den kleinen Hunger und Durst zwischendurch befinden. Die Staudenrunde, die er ausgesucht hat, vermittelt gleich hinter Fischach das wohlige Gefühl eines Allgäu-Urlaubs. Sattes Grün, glückliche Kühe und der Geruch von Misthaufen und Heu werden uns auf der gesamten Strecke begleiten.

    Beim Schloss Elmischwang lohnt sich ein kleiner Abstecher in den Wald. Dort befindet sich der mystische Friedhof der Familie von Aufseß.
    Beim Schloss Elmischwang lohnt sich ein kleiner Abstecher in den Wald. Dort befindet sich der mystische Friedhof der Familie von Aufseß. Foto: Marcus Merk

    Schon unmittelbar nach dem Start hinter der Kirche St. Michael in der Fischacher Ortsmitte, wo es genügend Parkgelegenheiten gibt, erwartet uns die erste Attraktion: Ein Storch und vier Graureiher laben sich am Frühstücksbüfett einer frisch geschnittenen Wiese. Die nächste wartet beim Schloss Elmischwang, in dem ein Seniorenheim untergebracht ist, in dem Böcks Mutter lebt. Hier kann man einen kurzen Abstecher nach links in den Wald hinein machen, wo sich auf einer Lichtung unter einer uralten Linde die Grabstätte der Familie von Aufsäß befindet. Ein mystischer Ort, der von einem über und über mit Flechten überzogenen Zaun eingegrenzt wird.

    Mitten im Wald liegt die Grabstätte der Familie von Aufseß.
    Mitten im Wald liegt die Grabstätte der Familie von Aufseß. Foto: Oliver Reiser

    Als Bub die Liebe zum Fahrrad entdeckt

    Durch den Wald geht es weiter nach Langenneufnach zum Streuobstweg, an dem alle Obstbaumsorten erklärt sind. "Bei Fön kann man hier die Alpen sehen", blickt Herbert Böck Richtung Süden. In Habertsweiler, wo er an der Wiedergründung des Schützenvereins in der ehemaligen Molkerei maßgeblich beteiligt war, steht noch sein Elternhaus. Hier entstand wohl auch seine Liebe zum Fahrrad. "Als Bub musste ich in den 60er-Jahren mit dem Rad nach Langenneufnach zur Schule fahren. Später dann gleichen Weg zum Bahnhof, um mit der Staudenbahn zur Arbeit nach Augsburg zu kommen." Schon von Weitem konnte er die Staudenbahn sehen. "Dann habe ich gewusst, dass es pressiert", lacht er.

    Wie die meisten Jugendlichen auf dem Land hatte Herbert Böck zum 18. Geburtstag den Führerschein, und ein alter VW-Käfer ersetzte das Rad. Etwa 20 Jahre später kehrte er Schritt für Schritt zu seiner alten Liebe Fahrrad zurück. "Ab dem 50. Lebensjahr bin ich bei schönem Wetter die 23 Kilometer nach Augsburg zur Arbeit gefahren", verrät der überzeugte Schönwetter-Radler.

    Staudenkapelle lädt zur Einkehr

    Jetzt wird es allerdings rustikal, denn nun geht es zunächst einmal über Stock und Stein mitten durch den Wald. Gut durchgeschüttelt fahren wir weiter auf einem Teilstück des Stauden-Meditationswegs von Habertsweiler über Gumpenweiler, ehe wir vor dem Weiler Höhlen einen ziemlich steilen Anstieg erklimmen müssen. Oben angekommen lockt ein Pool zum kühlen Bad - doch der steht in einem Privatgarten. Also weiter! Nächster Halt, nachdem wir Walkertshofen und Grimoldsried hinter uns gelassen haben, ist die Staudenkapelle. Zeit für einen Plausch. "Das Fahrrad ist das ideale Verkehrsmittel, um die nähere Umgebung zu erkunden", sagt Herbert Böck im Brustton der Überzeugung.

    Der Fischacher, der mit Beginn der Corona-Pandemie in die Ruhephase der Altersteilzeit eingetreten und seit 1. Februar endgültig in Rente gegangen ist, war mit dem Drahtesel schon auf der ganzen Welt unterwegs. 2013 radelte er zusammen mit seiner Frau in den USA von New Orleans an der Golfküste entlang bis nach Florida. 2016 nahm der gelernte technische Zeichner, der die letzten 15 Jahre bei der Wohnbau-Gesellschaft in Augsburg tätig war, eine dreimonatige Auszeit vom Berufsleben und fuhr mit seinem Faltrad durch Thailand, Laos und Kambodscha. "Ein einmaliges Erlebnis", sagt Böck, dessen Tour man hier nachlesen kann.

    Postkartenidylle am Weiher

    Jetzt, da er geimpft ist, wartet der Vater einer Tochter darauf, dass Corona ein uneingeschränktes Reisen wieder zulässt. Bis dahin muss er sich mit Anblicken zufrieden geben, wie sie sich bei den Schweinsbachhöfen bieten, über denen gerade ein Raubvogel majestätisch seine Kreise zieht. Der idyllische Weiher mit der kleinen Insel, auf der ein abgestorbener Baum für das letzte, wildromantische i-Tüpfelchen sorgt, und dem verlassenen Ruderboot am Ufer fasziniert den Hobby-Fotografen immer wieder. Lediglich ein paar fleißige Traktoren, die das Heu einbringen, stören die malerische Szenerie.

    Sattes Grün, glückliche Kühe, der Geruch von Misthaufen und frisch gemähtem Heu sowie fleißige Traktoren begleiten die Radler auf der Staudenrunde.
    Sattes Grün, glückliche Kühe, der Geruch von Misthaufen und frisch gemähtem Heu sowie fleißige Traktoren begleiten die Radler auf der Staudenrunde. Foto: Marcus Merk

    Auf dem Weg an der Schmutter entlang kommen wir nach Münster. Unmittelbar vor dem Platz, an dem im Herbst immer der Start zum Mickhauser Bergrennen gegeben wird, biegen wir links ab. Wenn man Mickhausen umfährt, sieht man rechter Hand das Schloss, an dem nach wie vor unentwegt gebaut wird. Über die Fischacher Ortsteile Siegertshofen und Tronetshofen scheint es schnurstracks dem Ziel entgegenzugehen. Doch kurz davor lockt nach Beendigung des Lockdowns endlich wieder ein Biergarten.

    Abstecher in den Biergarten

    "Den Besuch dort muss man sich erst verdienen", lacht Herbert Böck und tritt noch einmal kräftig in die Pedale. In der Tat: Den Abstecher zu einem Radler im Gasthof zur Sonne in Unterrothan müssen sich die Radler hart erarbeiten. An der Keltenschanze vorbei, von der man allerdings nur wenige Überreste sieht, geht der Schotterweg steil nach oben, sodass die Restbestände in den Akkus der E-Bikes Höchstleistungen erbringen müssen. Für einen kühlen Schluck und einen Wurstsalat nach den langen Monaten der Entbehrung nimmt man das jedoch gerne in Kauf.

    Zwei Radler für zwei Radler. Nachdem endlich die Biergärten geöffnet sind, genossen Herbert Böck und Oliver Reiser die wohl verdiente Erfrischung im Freien.
    Zwei Radler für zwei Radler. Nachdem endlich die Biergärten geöffnet sind, genossen Herbert Böck und Oliver Reiser die wohl verdiente Erfrischung im Freien. Foto: Oliver Reiser

    Da gönnt man sich sogar noch ein zweites Kaltgetränk, ehe es über Willmatshofen dann endgültig zurück in die Staudenmetropole geht. Dort lockt am Ortsanfang das Naturfreibad, um sich mit einem Sprung in die kühlen Fluten zu erfrischen und den Staub von den Beinen zu spülen, den die trockenen und teilweise frisch aufgeschütteten Wege hinterlassen haben. Ob das mit vollem Magen allerdings so eine gute Idee ist?

    Fazit: Für Rennräder nicht geeignet

    Es wirkt wie drei Stunden Urlaub im Allgäu, auch wenn man man auf der hügeligen Mountainbike-Staudenrunde kräftig in die Pedale treten muss. Da man überwiegend auf Schotterpisten fährt, ist die Tour für Rennräder nicht geeignet. Achtung! Auf frisch gekiesten Wegen besteht Schleudergefahr.

    Fakten

    • Streckenlänge: ca. 38 Kilometer. Höhenmeter: 450. Zeitbedarf: ca. 2,5 bis 3 Stunden.
    • Besonderheiten am Wegesrand: Schloss Elmischwang mit dem im Wald gelegenen Friedhof der Familie von Aufseß, Streuobstweg mit Blick auf Langenneufnach und bei Fön in die Alpen, Staudenkapelle, idyllischer Weiher am Schweinsbachhof, Schloss Mickhausen.
    • Einkehrmöglichkeiten: Pizzeria Italia da Vito im Sportheim, Akropolis beide in Langenneufnach, Gasthof zur Sonne in Unterrothan, Ristorante Martini, Feuerwerk, Café Köbler, Gasthof zur Traube, Eiscafé Limone in Fischach, Erkstuben in Willmatshofen.

    Wenn auch Sie uns Ihre Lieblingstour verraten möchten, schreiben Sie uns eine E-Mail an: sportredaktion.landbote @augsburger-allgemeine.de.

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