Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Fischach: Auftritt in Fischach: Ist Martina Schwarzmann eine Kunstfigur?

Fischach

Auftritt in Fischach: Ist Martina Schwarzmann eine Kunstfigur?

    • |
    Ein Mikrofon, eine Gitarre und einen Barhocker – mehr brauchte Martina Schwarzmann nicht, um das Publikum in der gut gefüllten Fischacher Staudenlandhalle zu begeistern.
    Ein Mikrofon, eine Gitarre und einen Barhocker – mehr brauchte Martina Schwarzmann nicht, um das Publikum in der gut gefüllten Fischacher Staudenlandhalle zu begeistern. Foto: Oliver Reiser

    Die Fischacher Staudenlandhalle war am vergangenen Freitagabend proppenvoll. 1200 Stühle waren auf dem Parkett so dicht aneinandergestellt, dass man sich schon vorkam wie in einem Langstreckenflugzeug. Corona hin, Martina Schwarzmann, wegen der die vielen Menschen gekommen waren. So viele, dass gleich die Feuerwehr ausgerückt war, um die vielen Autos auf die Parkplätze einzuweisen.

    "Die Feuerwehr ist immer zur Stelle, wenn es in Fischach derartige Großveranstaltungen gibt", lobte Marion Halamay von der Gemeindeverwaltung. "Man ist um alles froh, was stattfinden kann", freute sie sich, dass es mit dem schon dreimal verlegten Gastspiel der Kabarettistin endlich klappte. "Danke, dass ihr da seid. Danke, dass richtige Leut' vor einem sitzen", begrüßte die 43-Jährige ihre Gäste musikalisch. Das erste Lied beinhaltete auch einige Corona-Verhaltensregeln.

    Sie selbst habe in dieser Zeit der Lockdowns überlegt, ob sie denn überhaupt ein neues Programm schreiben solle: "Wenn doch eh’ alle sterben." Außerdem war die Mutter von vier Kindern, die auf einem Bio-Bauernhof in Altomünster lebt, mit Homeschooling beschäftigt. "Ich musste mehrfach den Lehrplan ändern", tat sie verschmitzt kund.

    "Sonne aus dem Arsch". So hieß eines der Lieder, die Martina Schwarzmann vortrug.
    "Sonne aus dem Arsch". So hieß eines der Lieder, die Martina Schwarzmann vortrug. Foto: Oliver Reiser

    Sie hat dann doch ein neues Programm geschrieben. "Ganz einfach" heißt es und enthält ganz einfache Geschichten aus ihrer Familie, von ihrem "Mo" und dem ländlichen Umfeld, die sie im breitesten oberbayerischen Dialekt erzählt. "Ich hab gar nicht die Muskeln im Maul, die man für Hochdeutsch braucht." Dafür scheint ihr die "Sonne aus dem Arsch". So der Titel eines der kleinen Liedchen, die sie selbst mit der Gitarre begleitet. Wenig virtuos, nicht zum Mitsingen und Mitklatschen – aber zum Wegwerfen vor Lachen.

    Martina Schwarzmanns neues Programm: "Ganz einfach"

    Über zwei Stunden weiß man nie, ob sich die Begebenheiten tatsächlich zugetragen haben. "Ist Martina Schwarzmann vielleicht doch ein Kunstfigur?", fragt sich eine Besucherin. Kaum vorstellbar, dass jemand in diesem altbackenen Aufzug mit einem antiquierten Rock, schwarzer Strumpfhose, klobigen Trachtenschuhen, einer selbst gestrickten Handtasche und einer Frisur wie Kohlhiesls Töchter im täglichen Leben auftritt.

    Wie zum Beispiel als "vorbeilaufendes Mitglied" am Stammtisch beim Bäcker im Supermarkt. "He Schwarzmann! Du alte Feldhaubitz'n! Alles fest in deutscher Hand", wird sie dort von dem nicht immer politisch korrekten Austragsbauern Karl begrüßt. Dafür werde auf dem Land schon immer gegendert. "Wer seid's denn es?", hat man an Halloween zu ihren Kindern gesagt.

    Ein Mikrofon, eine Gitarre und einen Barhocker – mehr brauchte Martina Schwarzmann nicht, um das Publikum in der gut gefüllten Fischacher Staudenlandhalle zu begeistern.
    Ein Mikrofon, eine Gitarre und einen Barhocker – mehr brauchte Martina Schwarzmann nicht, um das Publikum in der gut gefüllten Fischacher Staudenlandhalle zu begeistern. Foto: Oliver Reiser

    Dass man mit vier Sprösslingen, davon drei Viertel weiblich, keine Freunde mehr hat, das nimmt man ihr noch ab, dass ihre minderjährigen Mitbewohner ("Als Kinder wollten sie nicht im Programm vorkommen.") ihr einen Erziehungsratgeber gekauft haben, eher nicht. "Das sind solche Spießer", entrüstet sich die Schwarzmann, "die wollen erzogen werden. Die haben in dem Buch sogar angestrichen, wo ich Defizite habe." Doch meist hat sie pragmatische Lösungen parat. "Ich gebe jetzt im Nebenjob Orientierungskurse für Paare, die sich beim Thema Kinderwunsch nicht einig werden."

    Martina Schwarzmann in Fischach vor 1000 Gästen

    Martina Schwarzmann war schon Querdenkerin, bevor dieser Begriff überhaupt in Mode kam. Immer wieder fragt man sich, wie jemand so ein Schmarrn einfällt, wie zum Beispiel eine Kugelbahn für Kellerasseln zu basteln, über einen "flach zammgfahrenen, eintrockneten Frosch" ein Lied zu texten, oder eine Spinne in eine Streichholzschachtel zu sperren und diese bei der nächsten Familienfeier neben eine Kerze zu legen. Martina Schwarzmann hat Probleme, "die man bei Google bis zum letzten Wort eingeben muss, weil einem da nichts vorgeschlagen wird". Natürlich geht sie aber auch mit dem Zeitgeist: "Wir haben zu Hause immer weniger Fleisch gegessen", verrät sie, "bis die Kinder nicht mehr zum Essen gekommen sind."

    Wenn sie sich aufregen will, liest sie die Leserbriefe in der Zeitung. "Dann weiß ich am besten, über was ich mich aufregen kann." Zum Beispiel über den veganen Vize-Schützenkönig, für den man anstatt der traditionellen Wurstkette eine aus Tofu gebastelt hat. "Da wären doch Radieserl besser geeignet gewesen."

    Nach der Vorstellung gab Martina Schwarzmann in der Staudenlandhalle Fischach noch geduldig Autogramme.
    Nach der Vorstellung gab Martina Schwarzmann in der Staudenlandhalle Fischach noch geduldig Autogramme. Foto: Oliver Reiser

    Obwohl Martina Schwarzmann gesundheitlich angeschlagen war und aufgrund eines Schnupfens ("Kein Corona! Ich bin getestet!") am Morgen noch gar nicht wusste, ob sie überhaupt in Fischach auftreten kann, suchte sie nach der Vorstellung den Kontakt zum Publikum. "Wer mich von ganz hinten nicht gesehen hat, kann jetzt vorkommen", lachte sie und signierte geduldig CDs und Autogrammkarten. Ganz einfach.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden