Altenheim Elmischwang schließt überraschend
Zwischen Existenzängsten und Freude auf den neuen Lebensabschnitt: Mitarbeitende in Elmischwang berichteten von der Situation vor Ort.
Es waren deutliche Worte, die einer Mitarbeitenden des Freiherrlich von Aufseß'schen Altenheims Schloss Elmischwang über den Zustand der Bewohnerinnen und Bewohner über die Lippen gingen: "Die alten Menschen verlieren ihre Heimat. Einige haben mir gesagt, sie fühlten sich wie auf der Flucht." Ende April schloss die Einrichtung.
34 Bewohnerinnen und Bewohner mussten umziehen. Das brachte sie in ganz unterschiedliche Situationen. Von Existenzängsten der älteren Männer und Frauen berichteten Mitarbeitende – aber auch von Seniorinnen und Senioren, die mit der Situation gelassener umgingen als erwartet und der Veränderung gar mit freudiger Erwartung gegenüberstanden. Mehrere Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen des Altenheims hatten sich gegenüber der Redaktion geäußert. Weil aber nicht nur die alten Menschen, sondern auch sie selbst vor einem neuen Lebensabschnitt standen, wollten sie ihren Namen nicht veröffentlicht sehen.
Altenheim-Mitarbeiterinnen fühlen sich wie in einer Schockstarre
"Wir sind alle in einer Schockstarre", sagte eine Mitarbeitende. Die Entscheidung sei so schnell gekommen: "Wir haben vormittags von der Schließung erfahren, am Nachmittag wurden die Bewohnerinnen und Bewohner informiert, und am nächsten Tag stand es schon in der Zeitung." Eine Kollegin sprach den guten und fast familiären Umgang in dem Altenheim an: "Wir wollen hier nicht weg." Sie sagte, dass die Entscheidung für sie nicht ganz überraschend gekommen war. "Die Eigentümer haben oft berichtet, dass sie viel aus der eigenen Tasche zahlen mussten. Da habe ich mir schon meinen Teil gedacht. Der Betrieb muss sich doch tragen."
Hubertus Baron von und zu Aufseß hatte auf der Gemeinderatssitzung in Fischach Ende Februar berichtet, dass er bereits bisher 400.000 Euro jährlich aus privaten Mitteln für den Betrieb zuschießen musste. Die Heimaufsicht im Landratsamt Augsburg erläuterte, dass unter anderem die Größe des Hauses mit 35 Plätzen ein wirtschaftliches Problem darstellen könne. "Jede Einrichtung braucht eine Einrichtungsleitung, eine Pflegedienstleitung und in der Regel auch einen Koch. In Elmischwang werden diese drei Positionen über 35 Bewohner refinanziert, in anderen Einrichtungen im Landkreis über 60, 80 oder 100 Bewohner." Hier zu sparen, sei schwer, hieß es aus dem Landratsamt.
Nicht nur Bewohnern, auch Mitarbeitern werden neue Plätze angeboten
Nachdem die Schließung bekannt wurde, wurden alle Einrichtungen im Landkreis angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Auch die Regierung von Schwaben und die angrenzenden Landkreise wurden informiert. Die Hilfe daraufhin war enorm, berichtete eine Mitarbeiterin. Schon am Tag nach Bekanntwerden der Schließungspläne hätte das Telefon kaum stillgestanden. "Viele andere Heime haben Plätze für Bewohnerinnen und Bewohner, teilweise auch im Paket mit Arbeitsplätzen für Mitarbeitende, angeboten."
Eingebunden in die Betreuung der Menschen war auch Pfarrer Alan Büching der evangelisch Kirchengemeinde Diedorf-Fischach. Bei seinen Begegnungen habe er ganz unterschiedliche Reaktionen erlebt. "Die Gefühlslage der Bewohner schwankt von Unverständnis, Enttäuschung, Unsicherheit, Traurigkeit, Aufgeregtheit bis hin auch zur Dankbarkeit", berichtete er. Einige Situationen kamen ihm vor wie in seiner Arbeit als Notfallseelsorger. "Das war für einige schon ein bisschen Schock und hatte etwas Traumatisches. Sie hatten ihren Lebensabend fest geplant. Und jetzt kommt so etwas."
Die alten Menschen von Elmischwang dürfen sich nicht alleingelassen fühlen
In Elmischwang, im Fischacher Rathaus und auch beim Landratsamt wurde versucht, niemanden mit der Situation alleinzulassen. "An dem Tag, als die Pläne bekannt wurden, haben wir mit der Kochgruppe gemeinsam das Abendessen zubereitet. Es ging uns einfach darum, dass die alten Menschen mit dieser Nachricht nicht allein auf ihren Zimmern saßen", berichtete eine Mitarbeiterin. Das riet auch die Heimaufsicht im Landratsamt. "Angehörige sollten die Pflegebedürftigen bei der Suche nach einem geeigneten Platz unterstützen und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ängste haben. Keiner der Bewohnerinnen und Bewohner in Elmischwang sollte je das Gefühl haben, alleine gelassen zu werden", teilte das Landratsamt mit.
Das ist seitdem noch passiert: Zur weiteren Nutzung der historischen Immobilie gab es diverse Vorschläge, die auch von außen an die Eigentümerfamilie herangetragen wurden, teilte die Familie von und zu Aufseß mit. Bis Redaktionsschluss für den Jahresrückblick wurde aber keine neuen Pläne bekannt.
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