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Energiekrise: Diese Folgen hat die Gasknappheit im Augsburger Land

Energiekrise

Diese Folgen hat die Gasknappheit im Augsburger Land

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    Die Gaspreise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 300 Prozent und die Versorgung ist unsicher. Jetzt schmieden die Kommunen im Augsburger Land Notfallpläne.
    Die Gaspreise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 300 Prozent und die Versorgung ist unsicher. Jetzt schmieden die Kommunen im Augsburger Land Notfallpläne. Foto: Axel Heimken, dpa (Symbolbild)

    Der Inhalt des Schreibens, das in einigen Tagen herausgehen wird, dürfte tausende Menschen mitten im Hochsommer frösteln lassen. Denn darin wird die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises (WBL), Herrin über 5000 Wohnungen im Raum Augsburg, eine massive Erhöhung der Nebenkosten für das neue Jahr ankündigen. Offen sind noch die genaue Höhe und der Zeitpunkt, ab wann die Zahlungen fällig sind. Klar ist nur: Es wird happig werden.

    Das sagte WBL-Chef Josef Hartmann gegenüber unserer Redaktion. Fast alle Wohnungen des größten Vermieters im Augsburger Land, dessen Aufgabe nicht zuletzt die Schaffung von günstigem Wohnraum ist, werden mit Gas beheizt. Und für dieses sind seit dem Ukrainekrieg die Preise durch die Decke geschossen.

    Großer Konzern dreht Mietern die Heizung runter

    Im Herbst, so der WBL-Chef, werde man Klarheit haben, wie viel die Lieferanten künftig fürs Gas verlangen. Wie hoch die Preise dann sein werden? Hartmann will keine Schätzung wagen. Wie seine Mieter den Preissprung verkraften? "Das ist unsere größte Sorge." Was ist, wenn jemand nicht zahlen kann? "Ich weiß es nicht", seufzt der WBL-Chef und hofft auf eine Lösung durch die Politik. Nicht infrage kommt für ihn, den Mietern die Temperatur herunterzudrehen, wie es der Wohnkonzern Vonovia angekündigt hat. Technisch wohl machbar, aber rechtlich nicht zulässig, urteilt Hartmann. Seine Mieter - vom Schichtarbeiter bis zum Rentner - müssten es zu ganz unterschiedlichen Zeiten warm haben - da könne man nicht willkürlich nachts die Heizung herunterregeln..

    Im Landratsamt Augsburg sinken die Temperaturen

    Mit welchen Preissprüngen gerechnet werden muss, zeigt das Beispiel des Landkreises Augsburg. Dort werden in Schulen und Gebäuden jährlich rund 10,4 Millionen Kilowattstunden Gas und Öl verheizt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 hat sich der Gaspreis 2022 auf fast 14 Cent verdoppelt. Das würde Stand jetzt dann eine Gasrechnung von rund 1,5 Millionen Euro machen. Allerdings scheint die Preisspirale noch längst nicht am Ende, die Bundesnetzagentur warnt vor einer Verdreifachung der Kosten.

    Landrat Martin Sailer hat schon mal angekündigt, dass sich die rund 1200 Beschäftigten der Behörde warm anziehen müssen. Um zwei Grad soll die Temperatur runter. Auch in Hallenbädern und Sporthallenduschen sieht man Sparpotenzial. In den Schulen des Kreises sollen die Temperaturen dagegen auf gewohntem Niveau bleiben. Stand jetzt.

    Gaskrise: Das plant Gersthofen

    In Gersthofen tagte am Dienstag ein runder Tisch. Vertreter von Stadtverwaltung und Schulen verständigten sich auf einen Maßnahmenkatalog, der sich an den Empfehlungen des Städtetags orientiert. Dieser hat auch die Schließung von Sporthallen und Hallenbädern ins Spiel gebracht. Jetzt wird im Gersthofer Rathaus überprüft, was wie schnell geht und ab wann nötig ist. "Eins steht fest: Gerade im Hinblick auf die Heizperiode wird bei uns auf jeden Fall etwas passieren", sagt Susanne Olita von der Stadtverwaltung.

    So ähnlich läuft es derzeit in allen größeren Kommunen im Augsburger Land, die unsere Redaktion in den vergangenen Tagen befragt hat. Arbeitsgruppen und Krisenstäbe erarbeiten derzeit Spar- und Streichvorschläge, um mit gedrosseltem Energieverbrauch über den Winter zu kommen. In Meitingen und Bobingen sollen die Ideen noch im Juli dem Markt- beziehungsweise Stadtrat vorgestellt werden. Bei den Diskussionen in den Rathäusern geht es nicht nur um die Kostensteigerung, sondern auch um die Frage: "Was passiert, wenn das Gas ganz ausbleibt?"

    Die Ausgangslagen in den einzelnen Kommunen sind dabei unterschiedlich, wie einige Beispiele zeigen.

    Der Notfallplan der Königsbrunner Eisarena

    Bei der Königsbrunner Eisarena beginnt die Eisbereitung wie gewohnt Ende August. Dies werde durch die aktuelle Situation auch nicht beeinträchtigt, sagt Maximilian Semmlinger, der Leiter der Betriebsgesellschaft BVE. Man werde sicher die Temperaturen in Kabinen, Duschen und der Halle drosseln. Zu kalt dürfe es aber auch nicht werden, weil sonst zum Beispiel die Gefahr eines Legionellen-Ausbruchs im Duschwasser besteht.

    In Bobingen wird die Temperatur im Aquamarin-Hallenbad gesenkt. Das spart Gas. Und Geld. Die Stadt hat 3000 Euro errechnet, wenn das Wasser im großen Sportbecken künftig nur noch 23 statt 24 Grad warm ist. In Meitingen verbraucht das Freibad kaum noch Gas - dabei helfen Sonnenenergie und die verkürzten Öffnungszeiten aufgrund des Personalmangels, so Bürgermeister Michael Higl. Stadtbergen ist noch unschlüssig, ob das Gartenhallenbad die Wassertemperatur absenkt. Anders sieht es bei der Art der Beheizung aus. Die erfolgt aktuell über eine Hackschnitzelanlage und ein gasbefeuertes Blockheizkraftwerk (BHKW). "Aufgrund der gestiegenen Gaspreise wird aktuell geprüft, ob es auch nur mit Hackschnitzeln geht", so Holger Klug, zuständiger Fachbereichsleiter im Rathaus.

    In Stadtbergen helfen Lüftungsanlagen

    Monatelang gab es in den Corona-Wintern die Diskussion um das richtige Lüftungskonzept und Gesundheitsvorsorge in den Klassenzimmern. In Stadtbergen hat man sich vor einigen Monaten nicht für mobile Luftfilter entschieden, sondern für dezentrale Lüftungsanlagen. Und das habe nun einen Zusatznutzen, findet Klug. Denn die Anlagen arbeiten mit einer Wärmerückgewinnung beim Austausch der Luft. "Dadurch werden das manuelle Lüften nicht mehr erforderlich und die Wärmeverluste größtmöglich reduziert", sagt er. Eine Absenkung der Heizungstemperatur in den Schulen sei deshalb nicht geplant.

    Das ist auch in Neusäß so, sagt die Sprecherin der Stadt, Michaela Axtner. Durch die Umbauten an den Bestandsgebäuden der Stadt habe man nun den Verbrauch elektrischer Energie in zehn Jahren um fast 1000 Kilowattstunden (kW) reduzieren können, so Axtner. Jedes Jahr verbraucht die Stadt nun rund 1,4 Millionen kW an Strom. Das Einsparpotenzial in der Stadt sei damit so gut wie ausgereizt, sagt Bürgermeister Richard Greiner.

    Energiekrise: So sieht es derzeit im Titania Neusäß aus

    Schon allein aufgrund der Dimensionen ist das Thema Heizen von Luft und Wasser beim Freizeitbad Titania in Neusäß ein weitaus größeres als in Stadtbergen. "Die Stadt Neusäß hat für das

    Der Neusässer Bürgermeister Richard Greiner sieht indes einen weiteren Ansatz, die privaten Haushalte beim kostengünstigen Heizen zu unterstützen. "Mittelfristig haben wir deshalb den Ausbau der Fernwärme für das Stadtgebiet Neusäß forciert und mit den Stadtwerken Augsburg die Erschließung neuer Quartiere ab 2023 geplant", sagt er.

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