Ihre Ellenlänge ist rund 30 Millimeter klein, sie wiegt gerade mal rund fünf Gramm und ist damit schon fast erwachsen. Die Flügelspannweite jedoch liegt bei einer Zwergfledermaus zwischen 18 und 24 Zentimeter. Diese kleinste Fledermausart hat bei Familie Thomas Schonbucher und Iris Madlener in Emersacker ein neues Zuhause gefunden. Fast sieht es danach aus, als wolle Frederic, so der Name des neuen Mitbewohners, gar nicht mehr ausziehen.
Die kleine Gemeinde Emersacker im Holzwinkel ist ein Fledermaus-Paradies, sagt Thomas Schonbucher. Ein Dorf, das mit so manchem Gebäude und seinen Scheunen den Fledermäusen einen perfekten Unterschlupf bietet. Der Wald rings um Emersacker ist ein idealer Lebensraum. Allerdings sind diese Tiere im Vergleich zu Bienen wenig im Bewusstsein der Menschen. Ein Grund könnte sein, dass sie nachtaktiv sind und man sie deswegen nur selten sieht.
Der kleine Frederic wog nur 1,2 Gramm
Eine Schulung zur Handaufzucht von verwaisten Fledermäusen haben die Eheleute absolviert und wissen, was zu tun ist, wenn jemand ein Jungtier, das nackt und blind zur Welt kommt, findet. Gemeinsam mit Markus und Amelie-Victoria Fessl setzen sie sich nun für diese Fledermausbabys ein, stehen mit Rat und Tat zur Seite, bieten ihre Hilfe an und geben ihr Wissen gerne weiter, wie sie es von Claudia Weißschädel, Vorsitzende vom Fledermausschutz Augsburg, gelernt haben. „Sie ist immer da, wenn wir sie brauchen.“
Angefangen hat es mit den beiden Zwergfledermäusen namens Pip und Pop im vergangenen Jahr. Die Aufzucht durch Menschenhand ist machbar, aber zeitintensiv und man freut sich ganz besonders, wenn es ein Winzling schafft und durchkommt, berichtet Thomas Schonbucher. „Aber es tut weh, wenn die kleine Fledermaus nicht überlebt, ist sie einem doch ans Herz gewachsen. Dieses Risiko besteht leider immer, wenn man ein Wildtier aufzieht.“ Die beiden Babys haben es geschafft und wurden dann im Gut Morhard bei Köngisbrunn ausgewildert. Dort existiert ein Fledermaushaus mit Interaktionsraum für Kinder und Erwachsene, das einen Besuch wert ist.
Die Fledermäuse bekommen Katzenbabymilch
Frederic ist stark und er lebt. Vor sechs Wochen ist er aus Asbach gekommen und wurde von Thomas Schonbucher, den seine Frau Iris liebevoll „Fledermaus-Opa“ nennt, mit Pipette und Pinsel aufgezogen. Damals wog Frederic 1,2 Gramm und war nackt, heißt, alle zwei bis drei Stunden, Tag und Nacht, wurde er mit Baby-Katzenmilch aufgepäppelt. Und das beinahe zweieinhalb Wochen lang. „Immer wieder ist er zwischendurch eingeschlafen und auch dem Fledermaus-Opa sind schon die Augen zugefallen“, erzählt seine Frau. Es dauerte manchmal ganz schön lange, bis Frederic einen Tropfen lauwarme Katzenbabymilch vom Pinsel geleckt hatte. Geduld und Ausdauer liegen dem gebürtigen Schweizer im Blut. Beide haben durchgehalten. Und das verbindet. Auch wenn es ihm sichtlich schwerfällt, so wird der engagierte Rentner vom Verein „Kitzhilfe und Schutz der Natur – Holzwinkel“ Frederic bald freilassen. Der Feldermauskasten ist im Garten bereits an einem geeigneten Standort angebracht, um dem Nachtschwärmer im Freien ein geeignetes Quartier zu bieten.
Einmal war Frederic schon ausgebüxt und hat sich aus dem aufgespannten großen Moskitozelt aus dem Staub gemacht. „Ich habe es nur für eine Minute einen Spalt offengelassen. Als ich zurückkam, war er weg.“ Es hatte überhaupt keinen Sinn, nach ihm zu suchen, unzählige Versteckmöglichkeiten gibt es im Haus. Er wird wiederkommen, wenn er hungrig ist, meinte der 71-Jährige. Und so war es auch. Pünktlich zur Nahrungsaufnahme um ein Uhr morgens war Frederic wieder da.
Fliegen und Drohnenbrut stehen auf dem Speiseplan
Apropos Essen: Fledermäuse sind Feinschmecker. Und der kleine „Batman“ ist ein ganz besonderer. Damit hat sich der Opa keinen einfachen Gast ins Haus geholt. Denn von den empfohlenen Mehlwürmern sei er nicht sonderlich beeindruckt, auch wenn er sie noch so liebevoll und lebend serviert bekommt, erzählt sein Pfelge-Opa. Jetzt bekommt der Kleine ausgeschnittene Drohnenbrut aus dem eigenen Bienenvolk, die sind für ihn ein wahrer Leckerbissen. Ein Glück, dass sein Lebensretter auch Imker ist. Später gibt es für ihn noch Fliegen, die Thomas Schonbucher vom Fenster eingesammelt hat. „Die Liebe geht offensichtlich bei beiden durch den Magen“, meint Iris Madlener dazu und lacht.
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